Züge am Kölner Hauptbahnhof (Symbolbild)

Frankfurt/Main | aktualisiert | Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und die Deutsche Bahn haben einen Tarifabschluss erzielt. Das teilten beide Seiten am Montagabend mit. Die Bahn kann die Kosten für den Tarifabschluss nicht benennen.

Sowohl die Bahn als auch die GDL wollten am Dienstagvormittag in Berlin weitere Details bekanntgeben, allerdings auf getrennten Pressekonferenzen. Den Anfang macht um 10 Uhr die Bahn, um 11:30 Uhr legt die GDL ihre Sicht der Dinge dar. Jetzt sickerten erste Ergebnisse vorab durch.

Bahn und GDL vereinbaren „Optionsmodell“ – 35-Stunden-Woche möglich

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und die Deutsche Bahn haben sich in ihrem Tarifabschluss auf den Ausbau eines „Arbeitszeitkorridors“ bis 2029 geeinigt. Dieses „Optionsmodell“ zur Wochenarbeitszeit gehe am Ende von 35 bis 40 Stunden, teilte die Bahn am Dienstag mit.

Demnach soll 2026 zunächst eine automatische Absenkung von 38 auf 37 Stunden erfolgen. Weitere Schritte sollen dann jeweils nur noch auf Antrag der Arbeitnehmer geschehen – und zwar 2027 auf 36 Stunden, 2028 auf 35,5 Stunden und 2029 auf 35 Stunden. Die Absenkungen sollen ohne Verringerung des Gehalts stattfinden.

Arbeitnehmer, die mehr arbeiten wollen, können das aber auch tun – alles zwischen 35 und 40 Stunden in der Woche sei am Ende möglich, so die Bahn. Konkret erhält demnach jeder, der sich für mehr Arbeit entscheidet, pro Stunde 2,7 Prozent mehr Lohn. So würden laut Angaben der Bahn zum Beispiel Lokführer oder Zugbegleiter in einer 40-Stunden-Woche rund 14 Prozent mehr verdienen als in einer 35-Stunden-Woche.

Zusätzlich sieht die Einigung auch eine Gehaltserhöhung in zwei Schritten vor: 210 Euro mehr pro Monat zum 1. August 2024 und nochmal 210 Euro zum 1. April 2025. Hinzu kommt eine Inflationsausgleichsprämie von 2.850 Euro, wovon 1.500 Euro im März ausgezahlt werden und weitere 1.350 Euro voraussichtlich im Mai.

Die Laufzeit des Tarifabschlusses beträgt 26 Monate, rückwirkend vom 1. November 2023 bis 31. Dezember 2025. Danach folgt dem Konzern zufolge eine festgeschriebene zweimonatige Verhandlungsphase mit Friedenspflicht bis Ende Februar 2026. Darüber hinaus sollen bereits vor Beginn der Verhandlungen Schlichtungsmodalitäten für den Fall abgestimmt werden, dass sie nicht gütlich zu Ende gebracht werden können.

DB-Personalvorstand Martin Seiler bezeichnete den Abschluss als „intelligenten Kompromiss“. Es sei „eine wegweisende Lösung, die Flexibilität, Teilhabe und Transformation ermöglicht“, so Seiler. Er hob hervor, dass niemand durch den Tarifvertrag bis zum Ende des Jahrzehnts „zwangsweise“ eine 35-Stunden-Woche bekomme.

Bahn und GDL hatten sich vor der Einigung, die am Montag verkündet wurde, mehrere Monate einen für ihre Verhältnisse beispiellosen Arbeitskampf geliefert. Größter Streitpunkt war dem Vernehmen nach die GDL-Forderung nach kürzeren und flexibleren Arbeitszeiten für Schichtbedienstete. Die GDL will sich ebenfalls am Dienstag noch zu dem Abschluss äußern – um 11:30 Uhr findet dazu eine Pressekonferenz statt.

Bahn kann Kosten von Tarifabschluss mit GDL nicht nicht beziffern 

Die Deutsche Bahn kann die Kosten des Tarifabschlusses mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) noch nicht beziffern. „Die letzten finanziellen Daten und Auswertungen sind gerade noch in der Mache“, sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler am Dienstag in Berlin. „Das werden wir sicherlich in den nächsten Stunden und Tagen dann beieinander haben.“

Er denke aber, dass man mit dem Kompromiss auch entsprechend leben könne. Dennoch sei dieser „finanziell natürlich herausfordernd“. Mit Blick auf die Personalkapazitäten äußerte sich Seiler optimistisch: Man habe jetzt die Option, dass auch Mitarbeiter mehr arbeiten können, „was sie zum Teil auch wollen“. Auch durch die Reduzierung des Urlaubswahlmodells sei man mittlerweile der Überzeugung, dass man diese Kapazität leisten könne, so der Personalvorstand.

Erfreut zeigte sich Seiler auch über die Laufzeit von 26 Monaten sowie die anschließende Friedenspflicht. „Also sind keine Streiks in dieser Zeit möglich.“ Man habe zudem verabredet, dass man sich beim nächsten Mal bereits im Vorfeld über die Modalitäten für ein Schlichtungsabkommen unterhalten werde.

Details zu dem Abschluss hatte das Unternehmen bereits zuvor genannt. So einigten sich beide Seiten auf den Ausbau eines „Arbeitszeitkorridors“ bis 2029. Dieses „Optionsmodell“ zur Wochenarbeitszeit geht laut Bahn am Ende von 35 bis 40 Stunden.

Demnach soll 2026 zunächst eine automatische Absenkung von 38 auf 37 Stunden erfolgen. Weitere Schritte sollen dann jeweils nur noch auf Antrag der Arbeitnehmer geschehen – und zwar 2027 auf 36 Stunden, 2028 auf 35,5 Stunden und 2029 auf 35 Stunden. Die Absenkungen sollen ohne Verringerung des Gehalts stattfinden. Arbeitnehmer, die mehr arbeiten wollen, können das aber auch tun – alles zwischen 35 und 40 Stunden in der Woche sei am Ende möglich, so die Bahn. Konkret erhält demnach jeder, der sich für mehr Arbeit entscheidet, pro Stunde 2,7 Prozent mehr Lohn.

Zusätzlich sieht die Einigung auch eine Gehaltserhöhung in zwei Schritten vor: 210 Euro mehr pro Monat zum 1. August 2024 und nochmal 210 Euro zum 1. April 2025. Hinzu kommt eine Inflationsausgleichsprämie von 2.850 Euro, wovon 1.500 Euro im März ausgezahlt werden und weitere 1.350 Euro voraussichtlich im Mai. Die Laufzeit des Tarifabschlusses beträgt 26 Monate, rückwirkend vom 1. November 2023 bis 31. Dezember 2025.

Union: Tarifpartner müssen Lehren aus Bahn-Konflikt ziehen

Nach der Tarifeinigung bei der Deutschen Bahn rät die Union der Lokführergewerkschaft GDL und dem Unternehmen, Lehren aus dem Konflikt zu ziehen. „Ich kann beiden Parteien, Deutscher Bahn und GDL, nur empfehlen, zukünftig von Beginn an weniger verkrampft und dafür offener miteinander umzugehen“, sagte Fraktionsvize Ulrich Lange der „Rheinischen Post“ (Mittwochsausgabe).

Es sei zu begrüßen, dass beide Seiten sich mit dem Optionsmodell bei der Arbeitszeit für mehr Flexibilität der Mitarbeiter in der jeweiligen Lebensphase entschieden hätten. „Gleichzeitig bedauere ich es, dass die Deutsche Bahn so lange gebraucht hat, sich für dieses neue Modell zu öffnen“, so der Verkehrsexperte. „Und die GDL muss sich trotz der Einigung fragen lassen, inwieweit es nötig gewesen ist, hierfür die Pendler und die Volkswirtschaft über einen so langen Zeitraum immer wieder in Geiselhaft zu nehmen.“

Die Einigung bringe nun aber wieder „die so dringend benötigte Verlässlichkeit auf die Schiene – sowohl für die Menschen, die über die Osterfeiertage nach Hause wollen, als auch für den Güterverkehr als wichtige Transportader für die deutsche Wirtschaft“, sagte Lange.

Der Fahrgastverband Pro Bahn lobte unterdessen die Tarifeinigung: „Das ist für die Fahrgäste eine ausgesprochene Erleichterung“, sagte der Vorsitzende Detlef Neuß der „Rheinischen Post“. Allerdings hätte man die Einigung „auch ohne so viele Streiks erzielen können“.

Der Kompromiss eines Wahlmodells bei der Arbeitszeit werde jedoch für die Bahn in der Umsetzung schwierig werden, ergänzte Neuß. „Man muss aber auch sagen: Ohne bessere Arbeitsbedingungen bekommt man kein neues Personal.“ Die Laufzeit bis 2029 sei relativ lang, sodass das Unternehmen nun Zeit habe, neue Mitarbeiter anzuwerben. „Das ist ja schließlich auch was“, sagte Neuß. Zumal die Bahn nicht nur unter dem allgemeinen Arbeitskräftemangel gelitten habe, „sondern die Jobs in der Schicht- und Wochenendarbeit sind bisher nicht attraktiv genug gewesen“, so der Pro-Bahn-Vorsitzende.

GDL wirft Bahn „tendenziöse Anwendung“ von Tarifeinheitsgesetz vor 

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) sieht den Streit mit der Deutschen Bahn auch nach dem Tarifabschluss nicht für beendet an. „Die Auseinandersetzung mit der DB AG ist noch lange nicht zu Ende“, sagte GDL-Chef Claus Weselsky am Dienstag in Berlin.

Hintergrund sei, dass die Bahn das Tarifergebnis in nur 18 Betrieben anwenden werde. Das bedeute für Zehntausende Eisenbahner, dass sie die „erkämpften Tarifverbesserungen“ nicht erhalten sollen. „Das ist die Wirkung eines Tarifeinheitsgesetzes“, sagte Weselsky. Es handele sich um die „tendenziöse Anwendung“ des einzigen Arbeitgebers im Eisenbahnsystem in Deutschland, der das TEG gegen seine eigenen Mitarbeiter anwende.

Der Bahn warf er nach der Einigung vor, „Misserfolg als Erfolg zu verkaufen“. Denn etwa die Wahlmöglichkeit, mehr Wochenarbeitszeit zu leisten, sei keine „Innovation“, sondern diese habe es bereits zuvor gegeben. Die GDL habe dagegen „keinen Misserfolg, sondern Erfolg fast auf der ganzen Linie“, so der Gewerkschaftschef. Lediglich darüber, dass man noch keinen Tarifvertrag für die Infrastrukturmitarbeiter abschließen konnte, zeigte sich Weselsky enttäuscht.

Details zu dem Abschluss hatte zuvor bereits die Bahn genannt. So einigten sich beide Seiten auf den Ausbau eines „Arbeitszeitkorridors“ bis 2029. Dieses „Optionsmodell“ zur Wochenarbeitszeit soll am Ende von 35 bis 40 Stunden gehen, wobei jeder, der sich für mehr Arbeit entscheidet, pro Stunde 2,7 Prozent mehr Lohn erhalten soll. Zusätzlich sieht die Einigung auch eine Gehaltserhöhung in zwei Schritten um insgesamt 420 Euro vor. Die Laufzeit des Tarifabschlusses beträgt 26 Monate, rückwirkend vom 1. November 2023 bis 31. Dezember 2025.