Berlin Die frühere RAF-Terroristin Daniela Klette ist einem Medienbericht zufolge im Jahr 2011 offenbar auf dem Karneval der Kulturen aufgetreten. Zwei Fotos sollen Klette als Tänzerin auf dem interkulturellen Straßenfest in Berlin-Kreuzberg zeigen, schreibt die „Welt“ (Donnerstagsausgaben).
Auf den Bildern ist Klette demnach vor einem Wagen einer brasilianisch-deutschen Musik- und Tanzgruppe zu sehen. Die Gruppe wurde Mitte der 1990er-Jahre gegründet und führte den Karneval der Kulturen bis zum Jahr 2011 an der Spitze der Straßenparade an. Klette soll laut der „Welt“ auf den Fotos wie die anderen Tänzerinnen auf dem Bild ein weiß-gelbes Kleid und eine weiße Kopfbedeckung tragen und in der Hand Blumen halten.
Das ehemalige Mitglied der Roten Armee Fraktion (RAF) wurde am Montag nach jahrelanger Fahndung im Berliner Stadtteil Kreuzberg von Sicherheitskräften festgenommen und sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft.
Die Zeitung berichtet außerdem über Fotos und Videos, die Klette im Januar 2011 auf einer Lesung in einer brasilianisch-portugiesischen Buchhandlung in Berlin zeigen. Ein Foto zeige Klette mit dem Autoren. Klette zeigt darauf eine Handgeste mit gespreiztem Zeige- und Mittelfinger, die als Victory-Zeichen und auch als Friedensgeste bekannt ist.
Im Juni 2018 soll Klette an einem Infotreffen eines brasilianischen Kulturvereins in Berlin teilgenommen haben. Auch hiervon soll es Fotos geben, wie die „Welt“ weiter berichtet.
Zweiter Verdächtiger nach Klette-Festnahme wieder frei
Nach der Festnahme des ehemaligen RAF-Mitglieds Daniela Klette in Berlin ist die zweite festgenommene Person wieder auf freiem Fuß. Es handele sich „zweifelsfrei nicht um einen der beiden noch flüchtigen Straftäter“, teilte das Landeskriminalamt Niedersachsen am Mittwoch mit. Der Mann sei aus den polizeilichen Maßnahmen entlassen worden.
Am Dienstag hatten die Behörden noch mitgeteilt, dass es sich möglicherweise um eines der beiden weiteren gesuchten Ex-RAF-Mitglieder handeln könnte. Der zwischenzeitlich Festgenommene ist demnach männlich und im gesuchten Altersbereich. Zudem wurde wie bei Klette auch ein Ausweisdokument festgestellt worden, bei dem man aber die Echtheit nicht sicher gewesen sei, hieß es weiter.
Klette war am Montag in Berlin-Kreuzberg festgenommen worden. Sie war zuvor über 30 Jahre auf der Flucht, nachdem sie Ende 1989 bzw. Anfang 1990 in den Untergrund abgetaucht war. Die Festgenommene stand auf der Fahndungsliste bekannter Personen des BKA. Den drei „RAF-Rentnern“, zu denen Klette zählt, wird versuchter Mord vorgeworfen, außerdem sollen sie im Zusammenhang mit mehreren Raubstraftaten stehen.
Sohn von RAF-Opfer rechnet nach Festnahme nicht mit Aufklärung
Der Sohn des von der RAF 1977 ermordeten Generalbundesanwalts Siegfried Buback, Michael Buback, rechnet auch nach der Festnahme der mutmaßlichen RAF-Terroristin Daniela Klette eher nicht mit der Aufklärung ungeklärter RAF-Anschläge. „Frau Klette wird ja einer jüngeren RAF-Generation zugerechnet, sodass ich keine Erwartung habe, Informationen etwa zur Ermordung meines Vaters und seiner Begleiter im Jahre 1977 zu erhalten“, sagte er dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Mittwochausgaben).
„Ich halte es für möglich, dass nun Erkenntnisse zu den späteren RAF-Verbrechen gewonnen werden, bin da aber nicht übermäßig optimistisch. Warum sollte sich Frau Klette anders verhalten als andere RAF-Angehörige, die weder sich selbst noch andere belasten?“, fragte Buback. „Von den 34 Morden der RAF ist lediglich der an Jürgen Ponto vollständig aufgeklärt, bei dem allerdings die Ehefrau des Opfers die Tat von einem Nebenzimmer aus beobachtete, sodass kein besonderer Ermittlungsaufwand erforderlich wurde, um die Täter festzustellen.“
Er machte den Sicherheitsbehörden überdies schwere Vorwürfe. „Mit Bezug auf die Ermordung meines Vaters werden weiterhin Dokumente unter Verschluss gehalten. Meine zahlreichen Bitten um Einsichtnahme wurden nicht berücksichtigt“, sagte Buback. „In einigen Fällen wurden meine Schreiben nicht einmal beantwortet.“
Klaus Jünschke zur Festnahme von Daniela Klette
Klaus Jünschke, erinnert an eine Veranstaltung des liberalen Zentrums Köln am 19. November 1987. Bei der dortigen Podiumsdiskussion „10 Jahre danach – Die RAF und ihre Folgen“ in der Aula der Berufsschule Lindenstraße ging es unter anderem um die Frage der Isolationshaft. Die Veranstaltung wurde von Volker Happe vom Magazin „Monitor“ moderiert. Es diskutierten Gerhart Baum, Antje Vollmer, Stefan Aust und Klaus Jünschke. Der berichtet von der Veranstaltung, dass die Feststellung war, dass es ohne Vietnamkrieg keine RAF gegeben hätte und die Isolationshaft erst zur 2. und 3. Generation der RAF führte. Jünschke erinnert sich und schreibt: „Zu unserer Überraschung sagte der ehemalige Bundesinnenminister Gerhart Baum ‚Die Isolationshaft war ein Fehler.‘“ Jünschke kritisiert, dass diese Aussage Baums in Politik und Strafvollzug bis heute nicht angekommen sei und dass Isolationshaft noch immer praktiziert werde. Für Daniela Klette und alle anderen Ehemaligen aus der RAF fordert Jünschke Amnestie. Jünschke bemängelt: „Alle Berichte über die Folgen sozialer Isolation blieben ohne jeden Bezug zur Geschichte der RAF und dem Alltag in den Zellen-Gefängnissen. Aber diese Auseinandersetzung steht aus.“
|dts nachrichtenagentur mit Material der Redaktion von report-K |