Birgit Meyer war zehn Jahre lang Intendantin der Kölner Oper. Foto: Imago/Horst Galuschka

Köln | Wie schwer Menschen es miteinander haben, zeigt der Abschied, den die „KÖLNERINNEN“ Opernintendantin Birgit Meyer bereiteten. Er trug eine herbe Note. Für das Frauennetzwerk hatten Christine Kronenberg, Stefanie Haaks und Katharina Hamma eingeladen, Barbara Schock-Werner hielt die Abschiedsrede.

Ohne Umschweife und direkt in der Ansprache, wie es ihre Art ist. „Seit ihrer Berufung als Intendantin wurde ihr versprochen, dass sie nach vielen Jahren der Provisorien das fertig gestellte Opernhaus wiedereröffnen dürfe,“ sagte die frühere Dombaumeisterin und kritisierte, dass Meyer nun gehen müsse.

Deren größte Herausforderung habe eine starke Leistung hervorgebracht. Nachdem Büros und provisorische Spielstätten geräumt waren, stand Meyer mit 600 MitarbeiterInnen praktisch auf der Straße, als 2015 plötzlich die Wiedereröffnung der sanierten Oper platzte.

Oper wird lastenfrei übergeben

In nur acht Wochen richtete das Opernteam das leere Staatenhaus so her, dass im November dort gespielt werden konnte. Zusätzlich werde sie die Oper, die sie mit vier Millionen Euro Schulden übernahm, lastenfrei übergeben. Trotz Pandemie und Exil-Quartier. Wäre man so derb mit einem Mann umgegangen?

Was Barbara Schock-Werner eine Schande für die Stadt und ein großes Versagen der Parteien nannte – nicht eine habe sich für Birgit Meyer eingesetzt – erregte Aufmerksamkeit auch über die Grenzen Kölns hinaus.

Birgit Meyer gebührt großer Dank für ihre Umsicht

Waren Eifersüchteleien und Unverträglichkeiten im Spiel, wie Schock-Werner es andeutete? Das habe ich auch so gehört. Tatsache ist, dass niemand sich vor die Intendantin stellte. Halt! Einer tat es schon. Gefühlt schon immer ist Hans Mörtter auf einer Linie mit Schock-Werner. Der scheidenden Birgit Meyer gebühre großer Dank für die Umsicht, mit der sie das Haus durch die herausfordernde Vergangenheit gesteuert habe, teilt der Südstadt-Pfarrer mit. Ihr diesen Dank durch die Umstände ihres Abschieds zu verweigern, sei einfach nur unanständig

„Frauen an die Spitze“ und „Köln muss weiblicher werden“ hieß es im Wahlkampf von Henriette Reker für das Spitzenamt in dieser Stadt. War das nur eine gut klingende Plakatbotschaft? Wer der OB wohlgesonnen ist, wählt den Vergleich zu Angela Merkel.  Die frühere Kanzlerin habe die Erwartung, eine große Schwester ziehe weitere Frauen nach, ebenso wenig erfüllt wie bisher die OB, sagen Gutmeinende.

Diese Sicht gestattet einen versöhnlichen Schluss. Vielleicht kommt ja noch etwas?

Der Autor Peter Pauls  ist Vorsitzender des Kölner Presseclubs. Zuvor war er lange Jahre Chefredakteur der Tageszeitung Kölner Stadt-Anzeiger. Der Beitrag stammt aus dem Newsletter des Kölner Presseclub, den Sie hier abonnieren können.