Köln | aktualisiert | Stadtsuperintendent Domnig, der Bundesvorstand der DITIB und Innenminister Ralf Jäger verurteilen den Anschlag auf die Redaktion von „Charlie Hebdo“. Köln trauert um die Opfer und drückt sein Mitgefühl mit den Opfern aus. „Kögida“ dagegen hat eine Demonstration für den nächsten Mittwoch vor dem Kölner Hauptbahnhof angemeldet und trauert mit keinem Wort um die Opfer oder teilt gegenüber den Angehörigen ihr Mitleid mit. Die Kölner Polizei bestätigt gegenüber report-K dass sie Kenntnis von der „Kögida“-Demonstration hat.

Innenminister Jäger verurteilt Anschlag auf „die demokratischen Werte in Europa“

Als „hinterhältig und menschenverachtend“ hat der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, NRW-Innenminister Ralf Jäger, den Terroranschlag in Paris scharf verurteilt. „Die bisherigen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass fanatisierte Islamisten diese abscheuliche Tat begangen haben. Es handelt sich um einen feigen Angriff auf die Meinungsfreiheit und damit auf unsere demokratischen Werte in Europa. Hier müssen wir alle im Kampf gegen Terroristen zusammenstehen“. Die Sicherheitsbehörden in Nordrhein-Westfalen sind nach dem Terroranschlag sensibilisiert und besonders wachsam. „Wir nehmen die Gefährdungslage sehr ernst. Es gibt jedoch bislang keine Hinweise auf konkret bevorstehende Anschläge in Deutschland“, sagte Jäger.

„Die nordrhein-westfälische Polizei führt bereits seit längerem intensive Maßnahmen an gefährdeten Objekten und bei Großveranstaltungen durch“, erklärte der Innenminister. „Immer wenn es erforderlich ist, werden diese Sicherheitsmaßnahmen sofort verstärkt. Hundertprozentige Sicherheit kann es allerdings nicht geben.“

Die DITIB wertet den Terrorakt als Angriff auf die Menschheit

Diesen grausamen Angriff auf „Charlie Hebdo “ verurteilt die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. (DITIB) auf das Schärfste. Diesen Terroranschlag, bei dem insgesamt 12 Menschen, einschließlich 2 Polizisten, ihr Leben verloren und viele verletzt wurden, bewerten wir als Angriff auf die Menschheit. Dies ist niederträchtig und absolut inakzeptabel. Unser aller Schöpfer gebietet die Achtung seiner vielfältigen Schöpfung. Die Unverletzlichkeit des Menschen, seiner Würde und seiner Integrität ist darin zentral. Wir teilen den Schmerz der Menschen in Frankreich und der Angehörigen derer, die bei diesem terroristischen Angriff ihre Leben verlorenen, so der DITIB-Bundesvorstand.

Stadtsuperintendent Domnig: „Das Attentat trifft nicht nur ein Satireblatt, sondern greift die demokratische Grundordnung“

(Das eindringliche Statement im Wortlaut, kursiv gesetzt):

„Als Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region spreche ich den Angehörigen der Opfer sowie der Redaktion von „Charlie Hebdo“ und unseren französischen Nachbarn mein zutiefst empfundenes Mitgefühl aus. Zugleich wende ich mich an Sie alle, die Sie in unserer Stadt, einer Stadt der Religionen und vielfältigen Kulturen – der viertgrößten Metropole in Deutschland – gemeinsam als Christen, Juden, Muslime und Gläubige anderer Religionen und Menschen leben, die sich keiner Religion zugehörig fühlen.

Ich tue das mit einem Aufruf zur Besonnenheit der Beurteilung der Ereignisse in Paris, nur zwei Tage nach der geplanten „KÖGIDA“-Demonstration, die in Köln am 5. Januar von einem breiten gesellschaftlichen Bündnis mit dem unüberhörbaren Bekenntnis zu einem friedlichen Miteinander der Kulturen und Religionen umschlossen und damit verhindert wurde.

Auch das evangelische Köln hat am vergangenen Montag mitten in der Stadt ein klares Zeichen gegen Fremdenhass und Ausgrenzung gesetzt, das ich heute in dieser schlimmen und traurigen Situation erneuern will. Erneuern als einen Appell, allen möglichen Versuchen entgegenzutreten, den heutigen Anschlag von Paris nun in unserem Land, in unserer Stadt, womöglich als Anlass nutzen zu wollen: als populistische „Chance“ nämlich, Angst und Hass gegen unsere friedlichen, integrierten, mit uns zusammen lebenden und arbeitenden muslimischen Mitbürger und Nachbarn weiter zu schüren.

Denn nicht der Islam, sondern ein menschenverachtender, nach den jetzt vorliegenden Medienberichten von religiös-politischem Fanatismus motivierter Terror, hat in Paris heute erneut sein Grauen offenbart. Ein Terror, der nur eines zum Ziel hat: mit aller Macht zu verhindern, „dass Hass und Gewalt überwunden werden und Menschen überall auf der Welt und auch in unserer Stadt Köln in Frieden, Sicherheit, Gerechtigkeit und Freiheit leben können“, wie wir es gemeinsam als Christen, Juden und Muslime in der „Kölner Friedensverpflichtung“ formuliert und unterschrieben haben.

Gerade in dieser aktuellen Situation gilt es, den Dialog Seite an Seite fortzusetzen und Ängste und Sorgen – die wir als Christen, Juden, Muslime und Menschen jedweder Weltanschauung miteinander teilen! – gemeinsam auszusprechen, gemeinsam zu trauern und uns gemeinsam als Bürgerinnen und Bürger den Herausforderungen zu stellen, Gewalt und Terror entschlossen zu begegnen.

Das Attentat trifft nicht nur ein Satireblatt, sondern greift die demokratische Grundordnung unserer europäischen Gesellschaft an. Der Anschlag zielt auf die Unterdrückung und Vernichtung der Meinungs- und Pressefreiheit als eine der Säulen unseres freiheitlichen Rechtsstaates.

Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Gesellschaft durch Terror in der Verteidigung ihrer demokratischen Grundrechte nachlässt. Wir dürfen nicht zulassen, dass Menschen anderer Religionen und Kulturen, die als Bürgerinnen und Bürger in unserem Land zu diesem Rechtsstaat stehen, diffamiert und ausgegrenzt werden.

Dafür stehe ich ein, dazu bitte ich auch Sie. Und ich lade Sie ein, in dieser Stunde für die Menschen in Paris, allen voran für die Angehörigen der Opfer, und für die Toten zu beten, ihrer zu gedenken.“

Kögida meldet Demo für Mittwoch an

Mit keinem Wort trauern die „Kögida“-Macher, die sich nicht zu erkennen geben, sondern gestern am 7.1.2015 um 22:32 an Kölner Redaktionen eine Mail geschrieben haben, um die Opfer und ihren Angehörigen. Halten keinen Augenblick inne, sondern melden eine neue Demonstration an. Die Polizei bestätigt, dass es eine Information gegen 21:00 Uhr gegeben hat. So schreiben die nicht näher bekannten Kögida-Anmelder: „Nach dem furchtbaren islamistischen Massaker in Paris ist jetzt überall politischer Widerstand gegen die Islamisierung oberste Bürgerpflicht. Auch KÖGIDA wird sich daran mit neuem Konzept und neuem Orga-Team beteiligen. Von jetzt an gibt es jeden Mittwoch um 18.30 Uhr einen islamkritischen Abendspaziergang durch das Herz von Köln, beginnend und auch wieder endend am Hauptbahnhof in unmittelbarer Nähe zum Dom – dem Wahrzeichen des christlichen Abendlandes schlechthin! Der erste Kölner Mittwochsdemo im Geist der Dresdner PEGIDA-Bewegung wird am 14. Januar starten und ist bereits beim Polizeipräsidium Köln angemeldet worden.“ Auch eine Facebook-Seite hat man bereits wieder eingerichtet.

Aktualisiert 8.1.2015, 10:43 Uhr: Die Kölner Polizei bestätigt die Anmeldung durch eine Privatperson. Der Versammlungsleiter werde noch benannt, ebenso wie die Redner. 300 Teilnehmer erwartet der Anmelder. Der Kundgebungsort für Auftakt und Abschluss ist der Bahnhofsvorplatz. Die Demoroute: Bahnhofsvorplatz > Trankgasse > Kommödienstraße > Tunis Straße > Breite Straße > Minoritengasse > Hohe Straße > Wallrafplatz > Unter Fettenhennen > Bahnhofsvorplatz

Informationen zu dem Attentat in Paris und die Reaktionen lesen Sie in den überregionalen Nachrichten von report-K >

Autor: Andi Goral
Foto: Bei der ersten „Kögida“ Kundgebung in Deutz schaltete der Dom und Köln das Licht aus – jetzt will „Kögida“ vor dem Dom demonstrieren.