Köln | Es ist Cologne Pride 2018 Wochenende und jetzt geht es richtig los. Punkt 18 Uhr wurde der CSD in Köln eröffnet. Dr. Joachim Stamp Minister für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, Stellvetretender Ministerpräsident, richtete seine Grußworte im T-Shirt mit der Aufschrift „Grenzenlos queer“ an die Community und verdeutlichte damit seinen Respekt vor den geflüchteten Menschen die in diesem Jahr die Parade begleiteten. Elfi Scho-Antwerpes eröffnete mit ukrainischem Blumenkranz im Haar den Cologne Pride 2018 traditionell mit Kölle Aloha.

Wie sag ich es meinen Eltern, Freunden, Arbeitskollegen, Chefs – mein persönliches Coming Out. Auf dem Programmheft des Cologne Pride 2018 stehen einfach nur Hauptsätze die auf den ersten Blick banal klingen, aber wenn man nur einen Augenblick sie nachklingen lässt, wird einem klar, welche persönliche Tragweite sie für den oder die haben können, der sie ausspricht: „Papa, ich bin schwul“, „Mama, ich bin lesbisch.“ oder der Dialog: „Bringst du deinen Mann mit zur Firmenfeier?“ – „Meine Frau kommt mit!“. Wie würde man selbst reagieren, welches Gesicht würde man machen, wie lange bräuchte man für eine Reaktion – schon diese wenigen selbstreflektierenden Fragen zeigen, dass es noch lange nicht selbstverständlich ist, diese einfachen Sätze auszusprechen.
Und es gibt noch ein Wort, die sowohl Stamp als auch Scho-Antwerpes ansprachen und die sie nicht mehr hören wollen: „Schwul“ als Schimpfwort etwa auf dem Schulhof. Oberbürgermeisterin Henriette Reker schrieb in ihrem Grußwort zum diesjährigen Cologne Pride 2018: „Solange Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans*- oder intergeschlechtliche Menschen ihre Identität verstecken müssen, im Familien- und Freundeskreis ausgegrenzt, in der Schule oder am Arbeitsplatz diskriminiert oder auf offener Straße angegriffen werden, ist das Private auch immer noch politisch. Hier sind wir alle aufgefordert Zivilcourage zu zeigen– gegen Vorurteile, Hass, homo- und transfeindliche Gewalt, rechtspopulistische und menschenverachtende Parolen.“ Heute war sie anwesend als vor dem Historischen Rathaus die Regenbogenfahne gehisst wurde.
Der Kölner Lesben- und Schwulentag (Klust) kritisiert die immer noch schleppend vorangehende Rehabilitierung von Opfern des Paragrafen 175 und befürchtet, dass die autoritären bis hin zu Rechtsradikalen Kräfte die hart erkämpften Rechte von Lesben, Schwulen und Transgendern wieder zurückdrehen will. Rassismus und Antisemitismus nehmen wieder massiv zu beklagt der Klust. Der Klust wird in diesem Jahr neben dem Straßenfest auch die bislang größte Parade organisieren. 160 Gruppen haben sich für den Sonntag angemeldet. Zum Motto schreibt der Klust: „„Coming-out“ bedeutet, den ganz persönlichen Schritt zur Bekanntgabe unserer sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität zu gehen. Jeder Mensch muss die uneingeschränkte Freiheit haben, sein Coming-out selbstbestimmt und ohne Schranken im ganz persönlichen Style zu vollziehen – völlig egal, wann, wie und wo!“ Zu den Forderungen des Klust zählen eine erweiterte Finanzierung der Antidiskrimierungs- und Aufklärungsarbeit an Schulen, mehr Sensibilität bei der Unterstützung jüngerer Menschen und ihrem Coming Out, einen Stopp der Konversionstherapie oder die Anpassung des Adoptionsrechts für lesbische Paare.

Aus den Kölner Partnerstädten verdeutlichten Menschen unter welch schwierigen Bedingungen die Community lebt, ob aus Istanbul oder Rio.

Autor: Andi Goral