An den ersten beiden Tagen seien nach Angaben der Veranstalter etwa eine halbe Million Besucher gekommen, und auch am 3. Oktober wurden 200.000 bis 300.000 Gäste erwartet. Nimptsch dankte allen, die dieses Fest ermöglicht haben: Zuerst dem Land NRW und seiner Ministerpräsidentin: „Die Landesregierung hat dieses Fest nach Bonn vergeben und uns damit die einmalige Chance gegeben, Bonn von seinen schönsten Seiten zu zeigen.“ Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hatte die besondere Rolle Bonns für die Bundesrepublik Deutschland betont: Bonn als Wiege des Grundgesetzes, Bonn als der Ort, in dem sich die erfolgreichste Demokratie auf deutschem Boden entwickelte.

Mehr Europa als Antwort
In ihrer Rede zum „Tag der Deutschen Einheit“ im World Conference Center hob Kraft zudem auch die besondere internationale Rolle dieses Tages hervor. Der 3. Oktober bliebe ein Tag großer nationaler und europäischer Bedeutung. „Denn ohne die Solidarität Europas wäre damals die deutsche Einheit nicht möglich gewesen. Und ohne ein vereintes Deutschland wäre auch der europäische Einigungsprozess der letzten zwei Jahrzehnte nicht möglich gewesen“, so die Ministerpräsidentin. Angesichts der aktuellen Krise, in der Europa derzeit stecke, sei ihre Antwort nicht weniger, sondern mehr Europa. Gemeinsam mit den Menschen will müsse daran gearbeitet werden. Kraft: „Doch dies kommt nicht von selbst und aus sich heraus, sondern dafür müssen wir gestalten und entscheiden wollen. Europa ist eine fortwährende Aufgabe.“

München nächster Austragungsort der Einheitsfeierlichkeiten
Der Tag der Deutschen Einheit hatte mit der Eintragung der Staatsspitze in das Goldene Buch der Stadt begonnen (hier geht es zum gestrigen Erlebnistbericht auf report-k.de). Nach einem ökumenischen Gottesdienst in der Kreuzkirchen waren Bundespräsident Christian Wulff, Bundestagspräsident Norbert Lammert, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundesratspräsidentin Hannelore Kraft und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, zu Fuß durch den Hofgarten zum Alten Zoll spaziert, von wo aus ein Schiff sie zum World Conference Center Bonn brachte. Beim Festakt zum Tag der Deutschen Einheit hielt Voßkuhle die Festrede. Am Nachmittag übernahm der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer symbolisch die Präsidentschaft des Bundesrates von Hannelore Kraft, der derzeitigen Vorsitzenden der Länderkammer. Nächster Schauplatz der Feiern zum Tag der Deutschen Einheit ist München. Der Bonner Bürgermeister Horst Naaß gab die NRW-Flagge zurück an die stellvertretende Ministerpräsidentin Nordrhein-Westfalens, Sylvia Löhrmann, die die Fahne an den Bürgermeister der Stadt Detmold, Rainer Heller, und den Landrat des Kreises Lippe, Friedel Heuwinkel, weitergab. Die Stadt Detmold und der Kreis Lippe richten als nächste den NRW-Tag aus.

Friedliche Demonstrationsverläufe während des Deutschlandfests
Im Zusammenhang mit den Einheitsfeiern kam es zu mehreren Demonstrationen und Mahnwachen linker und antifaschistischer Gruppierungen im Stadtgebiet von Bonn. Die Demonstrationen am Sonntag, 2. Oktober "Gegen die Feierlichkeiten anlässlich der Wiedervereinigung" und am Montag, 3. Oktober "Friede? Freude? Eierkuchen? – Zur Kritik des deutschen Nationalismus" wurden durch die Polizei besonders begleitet und verliefen nach Angaben dieser friedlich. Es kam lediglich zu vereinzelten Festnahmen, so wurde bei einer Vorkontrolle bei einem Versammlungsteilnehmer ein Messer und bei einem anderen Pfefferspray gefunden. Nach der Demonstration wurden zwei weitere Personen am Marktplatz wegen Widerstandes gegen Polizeivollzugsbeamte festgenommen.

[dr;
Foto: Michael Sondermann]