Die Opernbaustelle im Jahr 2016 mit Blick von der Bühne in den Zuschauerraum des Kölner Opernhauses mit Baustromkasten

Köln | aktualisiert | Die Baustelle der Kölner Oper am Offenbachplatz. Das Never Ending Drama, die Story mit dem Oberverantwortungshut und den heißen Schwüren auf ein Ende der tragischen Oper mit dem Wortzusatz Happy. Das alles ist jetzt wieder ein Satz mit „X“. Wird leider nix. Der Fertigstellungstermin wird erneut verschoben. Kölns Baudezernent Greitemann folgt auf Streitberger. Aktualisiert um die Stimmen aus der Kölner Kommunalpolitik zur Kölner Opernbaustelle.

Wäre die Oper heute noch so relevant für Aktuelles, wie sie es bei ihrer Begründung um 1600 als musikalische Gattung des Theaters war, die Stückeschreiber würden sich sicherlich um das Kölner Epos reißen. Was für eine Story. Der Aufstand der Stadtgesellschaft gegen den Abriss und Neubau, des wunderbaren Riphan Baus und Schauspielhauses, die dramatischen Entscheidungen im Kölner Stadtrat, die Masken, die Maskeraden, die Regisseure, die am Ende selbst zu Darstellern wurden und der Oberverantwortungshut. Oder ist es gar nur Kölner Operette? Und wann gibt es die Erlösung? Nüchtern gesagt, der Termin bleibt offen.

Fertigstellung abgesagt

Es gibt keinen neuen Termin für die Fertigstellung der Kölner Oper. Bau- und Kulturdezernent und Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker stellten fest, dass neue Termin für den Abschluss der Bauarbeiten und der Eröffnung nicht absehbar sein werden. Das dürfte vor allem für Reker ärgerlich sein, denn wenn sie nicht noch einmal antritt endet 2025 ihre Amtszeit als Oberbürgermeisterin. Was für eine Krönung ihrer beiden Wahlperioden wäre es gewesen, wenn die Oper mit rotem Teppich und Pomp wieder am Offenbachplatz ans Netz hätte gehen können. Das dürfte jetzt gefährdet sein.

Die Fakten: Die Stadtverwaltung teilte mit, dass wie geplant bis zum 30. April 2024 die sogenannten „Staubfreiheit“ der Baustelle nicht erreicht werde. Auch der Abschluss der Abnahmen der Sachverständigen bis 17. Mai 2024 wird terminlich nicht zu halten sein. Damit könne der Termin 28. Juni 2024 für die behördlichen Abnahmen nicht eingehalten werden. Die Übergabe der vier Theater an die Stadtverwaltung wird daher nicht möglich sein. Einen neuen Termin nennt die Stadt nicht.

Das sagt die FDP im Kölner Rat

Lorenz Deutsch, kulturpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Rat der Stadt Köln, kommentiert: „In nicht einmal zwei Monaten sollte die Schlüsselübergabe am Offenbachplatz stattfinden, doch der Baufortschritt hinkt weiterhin hinterher. Dass der Termin für die Fertigstellung erneut verschoben wird, kommt daher zwar nicht überraschend, ist jedoch eine weitere Hiobsbotschaft nach der bereits neunjährigen Verzögerung. Die organisatorische Neuaufstellung auf der Baustelle kurz vor der geplanten Fertigstellung ließ bereits nichts Gutes erahnen. Durch die Verschiebung entstehen außerdem weitere Kosten für Kredite und Interimsspielstätten in Millionenhöhe.

Das Projekt darf nicht weiter auf Sicht gefahren werden, es ist allerhöchste Zeit für eine verlässliche Terminplanung. Die parallele Planung von Eröffnung im Neubau und Verlängerung im Interim ist eine zusätzliche Belastung für Intendanten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie für die Kulturschaffenden. Oper und Schauspiel brauchen endlich eine konkrete Planbarkeit, damit eine Eröffnung erfolgreich gelingen kann. Doch einen neuen Fahrplan für die Fertigstellung soll es erst nach den Sommerferien geben – also nach der eigentlich geplanten Schlüsselübergabe im Juni. So verzögert sich die Eröffnung der Kölner Bühnen auf unbestimmte Zeit.“

Die Stadt handelt so

Zunächst wird der ehemalige Kölner Baudezernent Bernd Streitberger, der Technischer Betriebsleiter der Opernbaustelle wurde, das Projekt nicht zu Ende führen. „Der aktuelle Terminplan ist damit nicht mehr einzuhalten, wofür ich die Verantwortung übernehme“, erklärt Bernd Streitberger in einer schriftlichen Mitteilung der Stadt Köln. „Mir ist sehr bewusst, wie enttäuschend diese erneute Verschiebung ist, letztlich auch für mich. Zumal ich diese Aufgabe mit dem Vorsatz übernommen habe, gerade solche Entwicklungen zu verhindern.“ Markus Greitemann wird seine Nachfolge antreten. Die Stadtverwaltung und die Bühnensanierung geben den fehlenden Kapazitäten im Trockenbau den Schwarzen Peter und rechnen mit 2 Millionen Euro Mehrkosten insgesamt. Die Kostenprognose stieg im März um rund eine Millionen Euro auf nun insgesamt 704 Millionen Euro. 

Weitere Stimmen aus der Kölner Kommunalpolitik

Das sagt die SPD im Rat

Maria Helmis-Arend, kulturpolitische Sprecherin der SPD-Ratsfraktion: „Langsam aber sicher gewöhnt man sich dran. An die pünktliche Fertigstellung der Kölner Oper geglaubt habe ich längst nicht mehr. Trotzdem schmerzt die erneute Absage des Eröffnungstermins. Das Versagen des Ratsbündnisses aus Grünen, CDU und Volt wird nun für alle offensichtlich. Jeder Euro, der jetzt zusätzlich in die Oper fließt, wird der freien Szene und der Veedelskultur fehlen.“ Christian Joisten, SPD-Fraktionsvorsitzender: „Die SPD-Fraktion hat längst den Glauben an das Projekt Opernsanierung verloren. Deshalb haben wir keiner Verteuerungsvorlage zugestimmt. Seit 2017 fordern wir, dass diese Baustelle endlich beendet wird und wir für die Oper eine andere Lösung finden müssen. Die SPD-Fraktion wird kein weiteres Geld in dieses Fass ohne Boden werfen.“

Das sagt die CDU im Rat der Stadt Köln

Dr. Ralph Elster, kulturpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Köln: „2015 standen wir vor der Situation, dass es völlig unmöglich war, die Bühnensanierung zu vollenden. Das ist heute anders: Auf der Baustelle wurden geordnete Verhältnisse geschaffen, die eine Vollendung in absehbarer Zeit möglich machen. Dafür möchten wir Herrn Streitberger und seinem Team ausdrücklich danken. Natürlich sind wir alle sehr enttäuscht, dass der Zeitplan wieder nicht zu halten ist. Aber immerhin besteht noch ein Funken Hoffnung, dass ein Teil der Spielzeit 2024/2025 doch noch am Offenbachplatz stattfinden kann. Positiv ist, dass jetzt zwei erfahrene Bauexperten das Ruder übernehmen. Dezernent Markus Greitemann hat bereits in seiner Zeit bei der Uni unter Beweis gestellt, dass er bauen kann. Zudem hat er den Schulbau nach vorne gebracht. Professor Jürgen Marc Volm kennen wir vom Erweiterungsbau des Wallraf-Richartz-Museums als kompetenten Berater. Dass die beiden sich jetzt erst einmal einen Überblick verschaffen wollen, ohne sich in ein fremdes Terminkorsett zwängen zu lassen, ist absolut verständlich und nachvollziehbar. Ich bin mir sicher, dass wir in einigen Wochen klarer sehen werden.“

Das sagt die stärkste Fraktion im Kölner Rat, die Grünen

Brigitta von Bülow, Kulturpolitische Sprecherin der GRÜNEN im Kölner Rat, sagt dazu: „Die schlechten Nachrichten rund um die Bühnen reißen nicht ab. Das sind wirklich schmerzliche Rückschläge. Wir Grüne im Kölner Rat bedauern die erneute Verschiebung der Schlüsselübergabe sehr. Immerhin ist mit Professor Jürgen Volm und Markus Greitemann nun die Nachfolge von Bernd Streitberger geregelt. Wir setzen weiterhin auf eine Eröffnung der Bühnen am Offenbachplatz in der nächsten Spielzeit. Damit die Häuser noch vor dem Sommer 2025 an den Start gehen können – unabhängig von einem Eröffnungsfest für die Kölnerinnen und Kölner.“

Das sagt die Linke

Jörg Kobel, Kulturpolitischer Sprecher Fraktion die Linke im Rat der Stadt Köln: „Der eigentliche Skandal ist der Umgang mit dem Skandal. Dass Projekte, wenn sie falsch aufgesetzt sind und sehr komplex sind schiefgehen, haben wir in der ganzen Republik schmerzlich erleben müssen. Die Austeritätspolitik der Merkeljahre hat die Expertise in allen öffentlichen Verwaltungen abschmelzen lassen. Richtig kritisch ist es aber dann, keinen adäquaten Umgang mit der Krise zu finden, blumige Versprechungen zu machen und eigene Terminvorgaben immer wieder zu reißen. Stattdessen hat sich Oberbürgermeisterin  Reker  schon ‚etwas zum Anziehen gekauft‘ zur Wiedereröffnung, ohne in der Lage zu sein, seriös zu sagen, wann das jemals der Fall sein wird! Das untergräbt das Vertrauen in die Kompetenz der Verwaltung und auch in die Politik, die im Auftrag der Wähler die Verwaltung und Ämter kontrollieren soll und dies zunehmend immer weniger gelingt. Ein weiterer Sargnagel der Demokratie! Die Oberbürgermeisterin sollte die Verantwortung für das Milliardendesaster der Oper übernehmen und zurücktreten!“