Köln | Am 5. September 1977 entführte die Rote Armee Fraktion (RAF) den damaligen Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer. Dieser Tag gilt seitdem als Beginn des „Deutschen Herbst“ und einer Eskalation linksextremer Gewalt. Um 17:28 Uhr vor 40 Jahren eröffnete das RAF-Kommando „Siegfried Hausner“ in der Kölner Vincenz-Statz-Straße das Feuer auf die Wagenkolonne Schleyers, die aus der Friedrich-Schmidt-Straße einbog. Bundespräsident Frank Walter Steinmeier gedachte heute den Toten des Anschlages und der Entführung, den drei Beamten des Begleitkommandos Helmut Ulmer, Roland Pieler und Reinhold Brändle und Schleyers Fahrer Heinz Marcisz. Hanns-Martin Schleyer wurde an einem unbekannten Ort im Grenzgebiet zwischen Frankreich und Belgien am 18. Oktober 1977 ermordert.

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Der RAF-Terrorismus hat damals den Staat an seine Grenzen gebracht.

Bundespräsident Frank Walter Steinmeier erinnerte in seinem Statement an den 5. September 1977 vor 40 Jahren, als um 17:28 Uhr Terroristen der Rote Armee Fraktion in der Vincenz-Statz-Straße und sprach von Mord. Der Bundespräsident mahnte, nachdem er den Opfern gedachte: „Was damals geschehen ist, ist nicht Geschichte, nicht für die Angehörigen der Opfer, deshalb wollte ich heute gemeinsam mit den Anwohnern gedenken, weil auch 40 Jahre nach der Tat die Anschläge der RAF immer noch ein Inbegriff für ideologische Verblendung, Zynismus und menschenverachtende Gewalt sind. Die Tat ist durch nichts zu rechtfertigen und es gibt offene Fragen, weil die Täter bis heute schweigen. Der RAF-Terrorismus hat damals den Staat an seine Grenzen gebracht. Ins Wanken gebracht, aber er ist nicht gekippt. Der Staat hat sich von Terroristen nicht erpressen lassen. Die Kraft brauchen wir auch heute wieder im Angesicht von Terrorismus, Extremismus den wir auch in Europa erleben und deshalb verbinden wir die Erinnerung, das Gedenken heute mit der Botschaft an all diejenigen die die freiheitlich demokratische Grundordnung angreifen: Wir wissen warum wir diese Ordnung wollen. Und wir wissen, warum wir sie verteidigen.“

Der Schmerz der Angehörigen findet kein Ende

Es war kurz nach 15 Uhr als die Wagenkolonne die Friedrich-Schmidt-Straße erreichte und sich die letzten Meter zu Fuß auf den Weg machte zum Gedenkort an den 5. September 1977. In der ersten Reihe die Angehörigen. Hanns-Eberhard Schleyer, der Sohn von Hanns-Martin Schleyer, kümmerte sich um die anderen Angehörigen, zeigte sich ihnen zugewandt. Oft stand er heute aber auch ein wenig abseits. Es war deutlich zu spüren, dass auch 40 Jahre nach der Tat, die Angehörigen das Geschehene weder vergessen, verdrängen noch verabreitet haben. Ihr Schmerz war auch 40 Jahre nach den Ereignissen deutlich zu spüren. Hanns-Eberhard Schleyer hat sich Anfang des Jahres für das Buchprojekt „Ein Tag im Herbst. Die RAF, der Staat und der Fall Schleyer“ als Zeitzeuge zur Verfügung gestellt, Das Buch wurde im Rowolt-Verlag verlegt. Er ist Jurist, war Staatssekretär in Rheinland-Pfalz und ist Verbandsfuntkionär. Eine besonders berührende Szene spielte sich am Rande ab, als die ehemalige Sekretärin von Hanns-Martin Schleyer auf den Sohn trifft und Blumen an dem schlichten Holzkreuz ablegt. Neben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier begleiteten Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Jürgen Mathies, Staatssekretär im Innenministerium des Landes NRW die Angehörigen.  

Autor: dts