Köln | aktualisiert Die Verwaltung der Stadt Köln wird den politischen Gremien im November einen Vorschlag  zur Erweiterung des RheinEnergie Sportparks in Köln-Sülz unterbreiten. Er soll ein Kompromissvorschlag sein und die Anregungen der Bürger aufgreifen. So sollen etwa nur zwei neue Trainingsplätze entstehen. Und ein bereits bestehende Sportplatz soll als Renaturierungsfläche zurückgebaut werden. Aktualisiert um Stimmen: Der als Kompromiss gedachte Vorschlag der Kölner Stadtverwaltung stößt bei auf eine breite Ablehnung – sowohl beim 1. FC Köln, der weiterhin drei Trainingsplätzefordert, ebenso bei SPD und FDP. Auch die Bürgerinitiative „Grüngürtel für Alle“ lehnt die Planungen der Stadt ab. 

„Wir glauben, dass wir hiermit einen gangbaren Weg aufzeigen, der einerseits die Anliegen der Naturschützer, Nachbarn und engagierten Bürger berücksichtigt aber eben auch eine sportliche Weiter-entwicklung für den wohl populärsten und mit über 80.000 Mitgliedern größten Kölner Sportverein mit seinen Fußballmannschaften und seiner Nachwuchsförderung möglich macht“, so Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Das nun vorliegende Planungskozept sieht zwei neu geplante Trainingsplätze vor. Zudem soll der  Decksteiner Weiher gelegene, heute bereits bestehende Sportplatz 2 als Renaturierungsfläche zurückgebaut werden. Darüber hinaus soll die vorhandene – nördlich am Fort Deckstein gelegene, bestehende – Sportanlage als Trainingsfläche für den FC und für die zeitweise Nutzung durch die Öffentlichkeit ertüchtigt werden. 

Das ursprüngliche Plankonzept des 1. FC Köln sieht im Kern den Bau eines Leistungszentrums und die Anlage von drei Trainingsplätzen und vier Kleinspielfeldern für die Öffentlichkeit vor. Unabhängig von der förmlichen Beteiligung der Öffentlichkeit im Rahmen des Planverfahrens fand zwischen Vertretern des 1. FC Köln, der Bürgerinitiative „Grüngürtel für alle“ sowie der Verwaltung auf Einladung von Frau Oberbürgermeisterin Henriette Reker außerdem im August ein moderiertes Gespräch statt. Die Plananpassung soll nun als Planungsvorgabe im November den politischen Gremien des Rates zur Entscheidung vorgelegt werden. Im Rahmen der sogenannten Offenlage zu den Bauleitplanverfahren erhält dann die Öffentlichkeit abermals Gelegenheit zur Stellungnahme.

Stimmen zur Vorlage der Stadtverwaltung
„Wir sind genau wie die Politik schon darüber irritiert, dass sich eine Woche vor der Sitzung des zuständigen Stadtentwicklungsausschusses die Spitze der Verwaltung öffentlich auf einen Vorschlag festlegt, der nicht in unserem Sinne und möglicherweise gar nicht mehrheitsfähig ist“, heißt es von FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle in einer schriftlichen Stellungnahme. „Wir haben immer betont, dass wir offen sind für Kompromisse, aber am Ende muss dabei auch etwas rauskommen, das sportlich noch einen Sinn ergibt. Drei vollwertige Fußballplätze sind die Mindestvoraussetzung und daran haben wir bei dem vorgelegten Plan erhebliche Zweifel. Es ist nicht geklärt, ob an der Kampfbahn am Decksteiner Fort mit Rücksicht etwa auf den Artenschutz überhaupt das benötigte Flutlicht angebracht werden dürfte. Einen Kompromiss, der einen massiven Zeitverzug, ungeklärte Fragen und weitere Auseinandersetzungen statt einer klaren Lösung bedeutet, halten wir nicht für klug“, so  Wehrle. Der Fc favorisiere daher die von der Verwaltung eingebrachte Beschlussalternative. Diese sieht keinen Trainingsplatz am Decksteiner Weiher vor, dafür aber drei Plätze auf der Gleueler Wiese.

„Kosmetisch ein bisschen abgespeckt und ein bisschen anders verteilt, aber der FC soll bekommen, was er wil“, so bewertete die Bürgerinitiative „Grüngürtel für Alle“ die neue Vorlage der Kölner Stadtverwaltung. „Der aktuelle Vorschlag der Stadt Köln ist für uns nicht akzeptabel. Er liefert keine ernsthafte Analyse von Alternativstandorten in Köln, weil die Vorgabe  des 1. FC Köln, er könne nur im Grüngürtel bleiben, als gesetzt akzeptiert wird. Außerdem wird an keiner Stelle der angebliche Bedarf des 1. FC Köln hinterfragt. An den Dimensionen des Bauvorhabens und auch an der Zahl der Kunstrasenplätze mit Flutlicht hat sich nichts geändert,  und die Themen Landschaftsschutz und Denkmalschutz kommen praktisch nicht vor“,so Friedmund Skorzenski, Sprecher der Initiative. Die Bürgerinitiative „Grüngürtel für Alle“ lehnt das Vorhaben grundsätzlich als „nicht hinnehmbaren Eingriff in den Äußeren Grüngürtel“ ab. Mittlerweile wurde laut eigenen Angaben die Petition gegen den Ausbau von über 18.000 Menschen unterzeichnet.

Die Kölner SPD-Fraktion will den 1. FC Köln weiterhin unterstützen. „Von dem seit langem gesuchten Kompromiss kann angesichts dieses Vorschlags keine Rede sein. Wir sprechen uns darum für die Umsetzung der Beschlussalternative aus“, sagte Martin Börschel MdL, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Rat der Stadt. Diese sieht neben dem Bau des Leistungszentrums und der drei Trainingsplätze auch den Rückbau eines Platzes am Geißbockheim sowie die Errichtung von vier Kleinspielfeldern auf der sogenannten Gleueler Wiese vor. „Diese für die Allgemeinheit zugänglichen Spielfelder begrüßen wir sehr“, so Börschel, „sie werden die Möglichkeiten für den Breitensport im Grüngürtel noch einmal deutlich erweitern.“ Der Erhalt der Grünflächen sei ein wichtiges Ziel. In der Abwägung aller vorgebrachten Argumente komme die SPD-Fraktion jedoch zu dem Ergebnis, dass die Maßnahmen an dieser Stelle zu rechtfertigen sind. Ein weiterer konstruktiver Lösungsansatz könnte sein, die Kleinspielfelder nicht auf der Gleueler Wiese, sondern auf dem Sportplatz des 1. FC Köln am Decksteiner Fort zu bauen, so Börschel.

„Gut gemeint ist längst nicht gut gemacht“, sagte der FDP-Fraktionsgeschäftsführer Ulrich Breite. „Anstatt die Planungen des äußeren Grüngürtels aus den 1920er Jahren aufzugreifen und die drei benötigen Sportplätze auf die für Sportplatznutzung schon zu Adenauers Zeiten als Oberbürgermeister vorgesehene Gleueler Wiese zu errichten, soll der dritte Fußballplatz auf der alten Kampfbahn am Fort Deckstein mit Flutlicht und Kunstrasen entstehen. Nach den schmerzlichen Erfahrungen mit der beleuchteten Laufstrecke am Adenauer Weiher im Stadtwald fehlt einem die Phantasie, wie das umgesetzt und genehmigt werden soll. Allein die artenschutzrechtliche Prüfung für die Teilbereiche Fledermäuse und nachtaktive Vögel, ich erinnere nur an die Waldohreule (!), kann das Projekt jahrelang verzögern und dann zunichte machen. Anscheinend hat die Verwaltung daraus nicht gelernt und tappt sehenden Auges in die gleiche Falle. Ich kann darum den 1. FC Köln gut verstehen, diesen so risikobehafteten Vorschlag der Verwaltung, den dritten Platz mit Flutlicht am Fort Deckstein zu bauen, abzulehnen“, so Breite. Die FDP favorisiere darum den Alternativvorschlag in der Verwaltungsvorlage, alle drei Plätze auf der Gleueler Wiese und somit direkt am Geißbockheim zu errichten.

Autor: Cornelia Ott