Köln | Das Erzbistum Köln verzeichnet für das Jahr 2015 einen Jahresüberschuss von rund 52 Millionen Euro. Davon sollen 28 Millionen Euro in ein neues Bildungs- und Sozialprogramm fließen. Als ersten Ankerpunkt des Bildungs- und Sozialprogramms plant das Erzbistum Köln die Gründung einer neuen Schule als Teil eines „Bildungscampus für alle“. Rund 23 Millionen Euro werden zur Anpassung der Rücklagen, insbesondere für die Altersversorgung benötigt. Stark gestiegen ist zudem der Personalaufwand. Das Finanzergebnis lag mit 24,5 Millionen Euro leicht über dem Vorjahreswert.

„Wirtschaftlich gesehen, war das Jahr 2015 ein gutes Jahr. Mit einem Plus von 6,6 Prozent an Kirchensteuer, hatten wir bessere Voraussetzungen für 2015 um unser Angebot zu stärken und unsere Aufgaben zu erledigen“, erklärt Hermann Josef Schon, Finanzdirektor Erzbistum. Zudem sollen alle erzielten Erträge direkt in die kirchliche Leistung fließen.

Kirchensteuer– und Wirtschaftsrat genehmigt Jahresabschluss

Die Erträge des Erzbistums stiegen gegenüber dem Vorjahr um 7,9 Prozent auf 832,6 Millionen Euro. Wichtigste Ertragsquelle sei nach wie vor die Kirchensteuer, die rund drei Viertel der Erträge ausmachen. „Wir sind existentiell von der Kirchensteuer abhängig“, so Schon. Die Kirchensteuer stieg um 38,7 Millionen Euro auf 627,6 Millionen Euro.

Die Erträge aus Zuweisungen und Zuschüssen der öffentlichen Hand, im Wesentlichen für den Betrieb der Schulen, machen rund 15 Prozent aus. Deutlich höher als im Vorjahr waren die sonstigen Erträge. Hier führten die Auflösung von Rückstellungen und Rückzahlungen der Kirchlichen Zusatzversorgungskasse zu einem deutlichen Anstieg auf rund 84,5 Millionen Euro.

Das Finanzergebnis lag mit 24,5 Millionen Euro leicht über dem Vorjahreswert.

Die Aufwendungen stiegen 2015 gegenüber dem Vorjahr geringfügig auf 805,2 Millionen Euro an. Dabei sanken die Aufwendungen aus Zuweisungen und Zuschüssen gegenüber dem Vorjahr um 6,5 Prozent, insbesondere weil Investitionen in den Ausbau der Kindertagesstätten für die U3-Betreuung weitgehend abgeschlossen sind, erklärt Schon.

Personalaufwand

Abermals gestiegen sind die Personalaufwendungen. Neben Tarifsteigerungen wirkte sich der höhere Rückstellungsbedarf aus, der aufgrund der Zinssituation notwendig ist. Die Zahl der Beschäftigten blieb konstant. Im Jahr 2015 beschäftigte das Erzbistum durchschnittlich 4.328 Mitarbeiter, acht mehr als im Vorjahr.

Kirchensteuermittel für Gemeinden, Bildung und Caritas

Bei den Aufwendungen, die aus Kirchensteuern finanziert werden, dominieren mit mehr als einem Drittel die Zuweisungen an die Kirchengemeinden. Der zweitgrößte Anteil entfällt auf den Bereich Bildung mit 11,4 Prozent der eingesetzten Kirchensteuer. 9,4 Prozent der Kirchensteuer fließt in die Caritas, 8,4 Prozent dient zur Finanzierung der Kindertagesstätten. Einen Überblick über die Verwendung der Kirchensteuererträge gibt eine interaktive Infografik im Internet:

Die Bilanzsumme des Erzbistums stieg gegenüber dem Vorjahr um 3,0 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro an. Insbesondere aufgrund des hohen Rückstellungsbedarfs von insgesamt 78,6 Millionen Euro sank die Eigenkapitalquote leicht auf 71,8 Prozent.

Bildungscampus für alle

Ein zentrales Thema des Erzbistum ist: Bildung. Dazu gehören mehr als nur Schulen und Kindertagesstätten, betont Meiering. Es gehört auch dazu Jugendliche mit Migrationshintergrund und geflüchtete Menschen zu unterstützten und zu fördern. Auch Mütter sollen betreut werden. „Als zweitgrößter Bildungsträger – größer ist nur das Land – geht es uns vor allem um die Vergemeinschaftung und das pädagogische Lernen“, so Meiering.

„Bildung darf nicht zu einer Frage von arm oder reich werden. Wir stellen uns ein integratives System vor, in dem schulische Aufgaben mit Förderschwerpunkten für Benachteiligte, Familienberatung und Betreuungsangeboten verbunden werden.“, erklärt Generalvikar Dr. Dominik Meiering, der sich über den Finanzbericht freut. „Ich bin froh über das Jahresergebnis, denn es zeigt dass wir handlungs- und gestalltungsfähig sind“, ergänzt Meiering.

Bildung als Schlüssel für ein selbstbestimmtes Leben bildet einen Schwerpunkt im Finanzbericht, den das Erzbistum Köln für das Jahr 2015 vorgelegt hat, so Meiering. „Jugendliche, die keine Chance sehen, weil Ihnen Basisqualifikationen für einen Ausbildungsplatz fehlen, oder junge Eltern, die mit der Babypflege und der Neuorganisation ihres Lebens überfordert sind, müssen wir an die Hand nehmen. Was haupt- und ehrenamtliche Helfer hier leisten, hat unschätzbaren Wert“, sagt Meiering.

Als ersten Ankerpunkt des Bildungs- und Sozialprogramms plant das Erzbistum Köln die Gründung einer neuen Schule als Teil eines „Bildungscampus für alle“. Das Konzept soll im Sommer 2017 vorliegen.

Zehn Prozent der Bevölkerung nimmt kirchliche Bildungsangebote wahr

Jährlich nehmen rund eine halbe Million Teilnehmer kirchliche Bildungsangebote wahr. Das sind mehr als zehn Prozent der Bevölkerung im Erzbistum. Das Spektrum reicht von Kindertagesstätten und Schulen über berufsbezogene Unterstützung, Jugend- und Erwachsenenbildung bis zu Förder- und Beratungsangeboten für benachteiligte Zielgruppen. Bildungsmaßnahmen sind auch ein Schwerpunkt internationaler Hilfe. So fördert das Erzbistum im Jahr 2016 Schulprojekte im Nahen Osten mit knapp einer Million Euro. Im September eröffnete im Libanon eine Schule für 150 syrische und libanesische Kinder.

Transparente Informationen über Finanzen

„Wir wollen auch weiterhin eine vollständige Transparenz auf den Weg bringen, denn es gibt nichts was Geheim ist. Wir spielen mit offenen Karten“, sagt Meiering.

Der zusammengefasste Jahresabschluss 2015 des Erzbistums Köln und des Erzbischöflichen Stuhls wurde, wie auch in den Vorjahren, nach handelsrechtlichen Vorschriften erstellt und von einer unabhängigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mit einem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk versehen. Zudem enthält der Finanzbericht 2015 die Abschlüsse der Hohen Domkirche, des Metropolitankapitels und des Priesterseminars sowie die Abschlüsse der vom Erzbistum verwalteten selbstständigen Stiftungen.

Selbständige Kirchengemeinden sollen bei Transparenz gefördert werden

Die weitreichende Transparenz der Finanzen fördert das Erzbistum auch für die selbstständigen Kirchengemeinden. Modelle sollen den Kirchengemeinden dabei helfen, ihre jährlich vorgelegten Abschlüsse verständlich aufzubereiten. Einige Seelsorgebereiche haben bereits Finanzberichte veröffentlicht.

Autor: Irem Barlin
Foto: Generalvikar Dr. Dominik Meiering und Finanzdirektor Hermann Josef Schon