Gütersloh/Hamburg | Riesenknall in der deutschen Verlagswelt: Bernd Buchholz, der Vorstandsvorsitzende des größten einheimischen Zeitschriftenhauses Gruner + Jahr („Stern“, „Geo“), hat sein Amt als Vorstandsmitglied der Muttergesellschaft Bertelsmann fristlos niedergelegt. Das teilte Bertelsmann am Mittwoch in Gütersloh mit. Einzelheiten wurden nicht bekannt. Der 50-Jährige behält aber sein Amt als Verlagschef.

Nach Medienberichten reagiert Buchholz damit auf steigenden Druck der Muttergesellschaft auf höhere Renditen. Gruner + Jahr steht wie die gesamte Verlagsbranche unter Druck, weil immer mehr Leser kostenlose Lektüre im Internet suchen, statt Zeitschriften zu kaufen. Der Umsatz des Verlags stagnierte 2011 bei 2,3 Milliarden Euro, der Nettogewinn bei 160 Millionen Euro. Die Auflagen der wichtigsten Titel wie „Stern“ oder „Brigitte“ fallen.

Gruner und Jahr lehnte jede Stellungnahme zu dem Rücktritt ab.

Gruner + Jahr gehört zu rund 75 Prozent zu Bertelsmann, den Rest hält die Verlegerfamilie Jahr. Einem Bericht des „Manager Magazins“ zufolge denken die Erben des Gründers über einen Verkauf an den Mehrheitsaktionär nach und stecken schon in Verhandlungen. Der neue Bertelsmann-Chef Thomas Rabe hat mit dem Umbau des Mediengiganten die Tür zur Aufnahme externer Anteilseigner geschaffen, ohne den Einfluss der Gründerfamilie Mohn zu beschneiden. Die Familie Jahr soll an einem Umtausch der eigenen Anteile am Verlag in Bertelsmann-Anteile interessiert sein.

Nach der Niederlegung des Bertelsmann-Vorstandsmandats durch Buchholz wäre es verwunderlich, wenn der Manager nicht auch bald seinen Platz an der Spitze von Gruner + Jahr räumen würde. Das Geschehen erinnert an den Abgang des früheren Gruner- + Jahr-Chefs Bernd Kundrun, bei dem die Ereignisse nach 2008 nach einem ganz ähnlichen Muster abliefern.

Schon längere Zeit wird in Gütersloh die Strategie von Buchholz kritisiert. Es fehle an Erfolgen. Nicht zuletzt das etwa im Vergleich zum Verlag Axel Springer schwache Internetgeschäft sorgt für Unmut.

Autor: Claus-Peter Tiemann, dapd