Köln | Das Rheinenergiestadion war mit Bauzäunen gesichert, denn es ist Corona-Pandemie und Fußballspiele dürfen nur ohne Zuschauer*innen stattfinden. Hier war der FC gut vorbereitet. Zudem liegt in Köln nach wie vor die Inzidenz über einem Wert von 100 und die Bundesnotbremse gilt. Hunderte Fans versammelten sich dicht gedrängt auf der Junkersdorfer Straße, ohne dass die Polizei eingreift. Wieder gelingt es der Polizei nicht, Journalist*innen vor Übergriffen zu schützen und mit einer später eskalierenden Situation gibt es Verletzte.

Es ist immer die gleiche Frage: Reicht es, wenn die Kölner und damit die NRW-Polizei später Public Relations auf ihren Kanälen macht oder muss sie nicht in der Lage sein, Journalist*innen zu schützen und vor allem auch die allgemein gültigen Regeln in der Pandemie umsetzen, dann wenn das von ihr gefordert wird, in der aktuellen Situation vor Ort?

Vor allem dann, wenn sie im Vorfeld selbst auf diese Regeln hinwies? Die Kölner Polizei kann es anscheinend nicht, dabei sind die Regeln klar und eindeutig gesetzlich geregelt. In Köln gilt – noch einmal das ist Gesetz – die Bundesnotbremse, das Infektionsschutzgesetz und die NRW Corona-Schutzverordnung. Die regelt eindeutig und klar: Private Kontakte bedeutet ein Haushalt trifft maximal eine weitere Person. Dies gilt für drinnen und draußen. Und es gilt in ganz Köln auch für Fußballevents.

Auf der Junkersdorfer Straße galt das einfach nicht, da stehen Hunderte; sie schreien und singen oder klopfen an die Scheiben des FC-Busses oder zünden Pyrotechnik, ohne das ein Beamter eingreift. Wozu schreibt ein Einsatzleiter und Leitender Polizeidirektor Michael Tiemann im Vorfeld öffentlich: „Eine Missachtung von Corona-Abstandsregeln und eng zusammenstehende Fußballanhänger ohne Mund-Nasen-Bedeckung werden wir auch nicht ohne weiteres hinnehmen.“ Das darf er auch nicht, denn er hat dafür zu sorgen, dass Gesetze eingehalten werden und für alle gelten. Noch dazu war absehbar, dass es zu einer solchen Situation kommen würde, sonst hätte sich die Polizei auch den Aufbau eines Stabes sparen können, wie sie es im Vorfeld ankündigte. Aber sie lässt die Hunderten gewähren.

Ein weiterer Punkt ist, dass seit Wochen und Monaten diskutiert wird und bekannt ist, dass es immer wieder zu Übergriffen auf Journalist*innen kommt. So auch heute wieder im Bereich des Rheinenergiestadions. Es reicht nicht, dass die Kölner Polizei im Nachgang schreibt: „Ein Mitarbeiter des WDR wurde durch Schläge und Tritte von einem Angreifer verletzt. Zudem berichteten weitere Journalisten von gezielten Pöbeleien und Einschüchterungsversuchen gegen sie“. Die Polizei in NRW, Deutschland und Köln ist verpflichtet, die Arbeit von Journalist*innen so zu ermöglichen, dass diese nicht bei ihrer Arbeit verletzt werden und diese ohne Behinderung ausführen können. Die Pressefreiheit ist ein unverhandelbares Gut und auch die Kölner Polizeiführung ist verpflichtet diese zu schützen und sich zu ihr öffentlich zu bekennen.

Zudem wurden Polizeibeamte verletzt. Auch hier die Frage war dies nötig? Oder lag das womöglich an einer falschen oder laschen Strategie der Polizeiführung? Es soll nach Angaben der Polizei zu Platzwunden, Schnittverletzungen und Knalltraumata gekommen sein. Auch Personen, die die Polizei als Störer bezeichnet, seien verletzt worden. 24 Personen seien als Störer identifiziert und sieben Personen in Gewahrsam genommen worden.

Die Polizei zeigt in ihrer Mitteilung an die Öffentlichkeit an, dass sie von den hunderten von Fans an der Junkersdorfer Straße von Anbeginn an wusste und diese gewähren ließ. Denn sie schreibt: „Südlich des Stadions hatten sich bereits vor Spielbeginn mehrere hundert Anhänger des 1. FC Köln gesammelt. Mit Eintreffen der Heimmannschaft zündeten Einzelne immer wieder Bengalos, Rauchtöpfe und Knallkörper. Polizisten stellten von mehreren jungen Männern Personalien fest, erteilten Platzverweise und leiteten Ermittlungen unter anderem wegen Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz ein.“

Später geschah dies: Diese Gruppe drängte sich immer enger zusammen und soll Pyrotechnik gezündet haben. Dies geschah erst gegen Ende der zweiten Halbzeit. Erst jetzt drohte die Polizei mit Räumung der Junkersdorfer Straße und drängte die Personen in Richtung Jahnwiesen ab, so die Beamten. Als die Beamten räumten flogen Glasflaschen und Knallkörper auf die Beamten.

Der Bericht der Kölner Beamten vermittelt den Eindruck, dass die Kölner Polizeiführung von Anfang an kein Konzept hatte, die gesetzlichen Regelungen der Bundesnotbremse und der in NRW geltenden Corona-Schutzverordnung im Umfeld des Rheinenergiestadions umzusetzen. Die Stadtgesellschaft und die Kölner Politik ist in der Pflicht nicht von der Kölner Polizei verhinderte Übergriffe auf Journalist*innen und das Nichteinhalten von Gesetzen zur Kontaktreduzierung in der Pandemie durch die Kölner Polizeiführung im Polizeibeirat zu thematisieren.

Autor: red