Rosa-Halina Dahm als Leonie und Andreas Kunz als Keifel im Stück "Old School". Foto: Rosa-Halina Dahm und Andreas Kunz

Köln Moritz Netenjakobs neues Stück „Old School“ ist eine musikalische Dramödie um den Kabarettisten und erklärten Comedy-Hasser Gregor Keifel, der seine TV-Sendung mit der jungen Comedienne Leonie teilen muss. Begleitet werden die sechs humorvoll-berührenden Szenen der neuen Urania-Produktion mit Rosa-Halina Dahm als Leonie und Andreas Kunz als Keifel von abwechslungsreicher Musik von Broadway über Hip-Hop bis Schlager. Zu sehen ist das neue Stück derzeit im Ehrenfelder Urania-Theater an der Platenstraße 32. Vorstellungen gibt es am 29. und 30. September, am 18., 19. und 26. Oktober sowie am 2. und 16. November jeweils um 20 Uhr. Wir haben mit dem Autor Moritz Netenjakob über sein neues Stück gesprochen.

Worum geht es im neuen Stück „Old School“?

Moritz Netenjakob: Es geht um den alternden Kabarettisten Gregor Keifel, der seit Langem seine Sendung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen hat. Dort sind die Einschaltquoten allerdings deutlich gesunken, sodass man ihm die junge Comedienne Leonie als Co-Moderatorin zur Seite stellt. Daraus entwickelt sich nicht nur ein Generationenkonflikt, sondern auch der Streit zwischen den Genres Kabarett und Comedy. Im Stück gibt es immer wieder Wendungen, die beiden Seiten ständig in einem neuen Licht präsentieren.

Wie ist die Idee zum Stück entstanden?

Netenjakob: Vor allem durch meine eigenen Erfahrungen – ich bin seit mehr als 30 Jahren in diesem Bereich tätig. Das klassische Kabarett erleidet immer mehr einen Niedergang, während die Comedy-Szene erstarkt. Oft geht es dabei nach US-amerikanischen Vorbild unter die Gürtellinie und die Qualität sinkt deutlich. Ich vermeide persönlich schon den Begriff Comedy, weil er gerne mit schlechter Qualität gleichgesetzt wird. Dabei ist Comedy eigentlich nur eine Genrebezeichnung. All diese Erlebnisse habe ich jetzt in einem Erzählstrang zusammengefasst.

„Es gibt nur guten und schlechten Humor“

Wie unterscheiden Sie selbst zwischen den Begriffen Kabarett und Comedy?

Netenjakob: Die Engländer lachen sich kaputt, wenn sie hören, dass es da überhaupt Unterschiede geben soll. Für sie ist alles Comedy, nur mit verschiedenen Inhalten. Für mich gibt es nur schlechten und guten Humor. Es gibt hervorragendes Kabarett, wie zum Beispiel bei Volker Pispers, und es gibt hervorragende Comedy, wenn man zum Beispiel Loriot oder Monty Python der Comedy zuordnet. Es gibt aber in beiden Bereichen auch richtig niveaulose Beispiele. Da ist in den vergangenen Jahren bei verschiedenen TV-Formaten und Mix-Shows einiges in die falsche Richtung gelaufen. Mir geht es im Stück aber nicht um den moralischen Zeigefinger. Es ist ein unterhaltendes und gleichzeitig gesellschaftskritisches Stück, das immer wieder Wendepunkte hat, die beide Protagonisten in einem neuen Licht da stehen lassen. Da gibt es auch in der Realität viel Paradoxes. So stellt der erfolgreiche Kabarettist seinen 7er BMW am Hintereingang des Theaters ab und wirft gleichzeitig den Comedians vor, dass es ihnen nur ums Geld scheffeln geht.

Wie würden Sie ihre beiden Protagonisten charakterisieren?

Netenjakob: Gregor steht für die Hybris des klassischen Kabaretts. Er fühlt sich als Weltverbesserer moralisch auf der sicheren Seite. Dabei ist er total in den Erfolg vernarrt und vernachlässigt dabei auch die eigene Tochter. Da macht er im Leben genau das, was er auf der Bühne verurteilt. Leonie will unbedingt Karriere machen und bricht dabei alle Tabus. Sie erliegt da dem Trend, dass der reine Tabubruch schon ausreicht, um Erfolg zu haben. Dabei muss man auch gar nicht mehr wissen, wie man gute Gags konstruiert. Aber es gibt auch die andere Seite von Leonie, die Psychologie studiert und die sich als kluge Frau zeigt, die ihren ganz eigenen Humor besitzt. Das erkennen die Zuschauer aber erst im Laufe des Stücks.

„Das moderne Boulevardtheater hat eine Zukunft“

Welche Bedeutung wird das Boulevardtheater künftig noch haben?

Netenjakob: Ein modernes Boulevardtheater zu schaffen, ist meine Mission und war auch der Anlass, dieses Stück zu schreiben. Die klassische Boulevardkomödie mit “Tür auf, Tür zu” ist dabei nicht gemeint. Es geht um Stücke wie “Extrawurst”, das ich mit Dietmar Jacobs geschrieben habe, und das zu den meistgespielten Stücken im deutschsprachigen Raum gehört. Man muss die Leute dort abholen, wo sie gerade sind und man muss deshalb auch aktuelle, politische Themen als Autor aufgreifen. Dann hat Boulevardtheater eine Zukunft. Die zweite Schiene ist für mich wie bei “Himmel und Kölle” das Musical, das für mich das Volkstheater von heute darstellt und das die gesamte Familie ins Theater bringt.

Weitere Informationen zum Stück “Old School”, zum Theater und zu den Karten finden sich online unter:

www.uraniatheater.de