Björn Heuser hat gerade sein elftes Studioalbum veröffentlicht. Foto: Eppinger

Köln Der Ehrenfelder Musiker ist bei seinen freitäglichen Mitsingkonzerten im Brauhaus genauso zu Hause wie beim XXL-Konzert in der Arena. Er singt in seinen Liedern über seine Heimatstadt und deren Menschen, ohne dabei in die bekannten kölschen Lobhudeleien zu verfallen. Es sind Geschichten aus dem Leben, die durchaus Tiefgang haben. Jetzt hat Heuser mit “Stadtmusikant” sein elftes Album veröffentlicht.

Wie würden Sie einen Stadtmusikanten definieren?

Björn Heuser: Der Titel ist entstanden, als ich mich mit der Frage beschäftigt habe, was ich eigentlich beruflich mache. Ich bin heimatverbunden, mache in der Stadt meine Musik und spreche die kölsche Sprache. Meine Lieder handeln von dem, was ich in Köln erlebe, und von den Wahrzeichen wie dem Colonius, dem auf dem Album ein eigenes Lied gewidmet ist. Mir ist es wichtig, mit offenen Augen durch die Stadt zu gehen und diese auch zu erfühlen. Es geht immer um eine Momentaufnahme der Stadt und auch meines Lebens. Genau das ist die Aufgabe eines Stadtmusikanten.

Der Blick geht aber auch zurück, wie beim Song über der Körnerstraße in Ehrenfeld.

Heuser: In dieser Straße bin ich aufgewachsen und habe 30 Jahres meines Lebens dort verbracht. Schon drei Stunden nach meiner Geburt, bin ich wieder dorthin zurückgekehrt. So ist das Lied zu einer Autobiografie in drei Minuten geworden. Es geht um meine wilde Jugendzeit und den kurzen Ausflug ins Studium, bevor der Rock’n’Roll mein Leben übernommen hat. Früher war die Straße ganz anders: Es gab fünf Kneipen, zwei Metzgereien und ein Büdchen an der Ecke, bei dem ich für meinen Papa immer die Zeitung geholt habe. Das war damals eine eher rustikale Umgebung, eine Arbeiterstraße. Als Kind war ich immer draußen und habe Fußball gespielt, bis es düster wurde. Da kannte ich jeden Straßenbaum. Heute kauft man in der angesagten Körnerstraße sein Handtäschchen für 800 Euro kaufen und es ist hip, dort einen Kaffee zu trinken. Ich mag aber beide Seiten dieser Straße – das früher und das jetzt.

Jedes Jahr entstehen mehr als 200 kölsche Songs

Ist Köln eine musikalische Stadt?

Heuser: Köln ist eine sehr musikalische Stadt. In keiner anderen Stadt besingen sich die Einwohner so gerne wie in Köln. Jedes Jahr werden mehr als 200 neue kölsche Songs veröffentlicht. Der musikalische Schatz wird so immer größer. Und an jeder Ecke kann man kölsche Musik live erleben. Das erfahre ich seit 16 Jahren bei meinen Brauhauskonzerten. Kölsche Musik ist die DNA der Stadt.

Es gibt auf dem Album mit “Nit wigg vum Stamm” ein Liebeslied an den eigenen Sohn.

Heuser: Mein Sohn wurde 2016 geboren. Seitdem gibt es das Ritual, dass ich für jedes Album ein Lied für ihn schreibe. Er wird in diesem Jahr acht Jahre alt und ist mir sehr ähnlich. Er hat eine kreative Ader und interessiert sich für Musik. Als Papa-Fan kann er schon alle Lieder des Albums auswendig.

Auch Ihrer Frau haben Sie mit “Satt vür Jlöck” ein Lied gewidmet.

Heuser: Das ist bei einem Urlaub am Lago Maggiore entstanden, der für mich eine kreative Auszeit war. Ich wurde mitten in der Nacht wach und wusste beim Blick auf den See und den Vollmond, dass ich diesen Song jetzt schreiben muss. Am nächsten Morgen entstand dann die Musik dazu.

Der Blick von Köln auf die Heimatstadt Köln

Ein Song ist in einem Hotel in Berlin entstanden.

Heuser: Da hatte ich nach einem schönen Konzert in Berlin nachts plötzlich eine orientalische Melodie im Ohr und bin dadurch wach geworden. Der Song “Keiner weiß” war noch vor dem Frühstück fertig. Darin geht es um die Achtsamkeit und darum, das Leben im Hier und Jetzt auszukosten. Mit “Nie janz weg” gibt es sogar noch einen zweiten Song, der in Berlin entstanden ist. Ich hatte dort ein Kölnerin getroffen, die wegen der Arbeit nach Berlin gezogen ist. Das, was sie mir erzählt hat, habe ich mir auf vier Bierdeckeln aufgeschrieben und dann einen Song daraus gemacht.

Haben Sie selbst auch Heimweh?

Heuser: Ich bin als Musiker eigentlich für das unterwegs sein gemacht. Aber ich freue mich auch, wenn ich nach Hause komme und von der Autobahn aus den Dom oder den Colonius sehe. Meist bin ich in Köln und in der Region unterwegs, sodass ich nachts zu Hause schlafen kann. So bin ich immer meiner Familie sehr nahe.

Zum neuen Album gibt es auch eine Tour

Sie schaffen es aber, in Ihren Songs ohne die kölsche Lobhudelei auszukommen.

Heuser: Ich mache kölsche Musik, die aber eher nicht bei irgendwelchen Karnevalssitzungen funktioniert. Mir ist es wichtig, zu zeigen, dass kölsche Musik mehr ist als nur Karneval und Sauferei. Trotzdem blickt mit “Einmol em Johr” ein Lied auch auf den Karneval. Es beschreibt das Gefühl, wenn zum Straßenkarneval im Radio überall Musik in der eigenen Muttersprache gespielt wird und es bei einem selbst ganz komisch kribbelt.

Wie sehen Ihre Planungen für dieses Jahr aus?

Heuser: Jetzt freue ich mich erst einmal nach der langen Wartezeit, das neue Album veröffentlichen zu können. Wir planen danach unter anderem eine “Stadtmusikant”-Tour mit 15 Konzerten. Dazu kommen die freitäglichen Mitsingkonzerte im Gaffel am Dom sowie zwei Mitsingkonzerte in Berlin und München. Am 29. September kommt wieder die XXL-Version in der Arena und dann steht bereits die Weihnachtstour auf dem Plan.

www.heuser-koeln.de