Tel Aviv | Angesichts seines israelkritischen Gedichts hat die Regierung in Israel Günter Grass zur Persona non grata, also unerwünschte Person, erklärt und gegen ihn in diesen Zusammenhang ein Einreiseverbot verhängt. Das bestätigte ein Sprecher von Innenminister Eli Jischai am Sonntag. Nach Angaben des Sprechers verurteile Jischai das Gedicht.

Es ziele darauf ab, „das Feuer des Hasses auf den Staat Israel und das Volk Israel anzufachen“. Grass wolle so „die Idee weiterbringen, die er früher mit dem Tragen der SS-Uniform offen unterstützt hat“. Die Kritik an dem Text schlägt weiter hohe Wellen.

Zuletzt schaltete sich auch Außenminister Guido Westerwelle in die Debatte ein. Israel und den Iran auf die gleiche moralische Stufe zu stellen, sei absurd, schrieb Westerwelle in einem Gastbeitrag für die „Bild am Sonntag“. „Iran treibt sein Nuklearprogramm ungeachtet aller internationaler Kritik voran. Es gibt glaubhafte Hinweise auf eine mögliche militärische Dimension. Iran verweigert völkerrechtswidrig seit Jahren umfassende Zusammenarbeit bei der Kontrolle seines Nuklearprogramms.“ Auch der Dichter und Liedermacher Wolf Biermann hatte Kritik am Gedicht geübt.

Es sei aber eine „beleidigende Aufschneiderei, dass Günter Grass seine stümperhafte Prosa am Ende auch noch zerstückelt hat, dass er uns seine Satzfetzen untereinander setzte und der Menschheit nun verkauft als freie Rhythmen, als reimlose Lyrik. Das ist eine literarische Todsünde“, schrieb Biermann in einem Essay in der in Berlin erscheinenden „Welt am Sonntag“ (Osterausgabe). Grass hatte am vergangenen Mittwoch in verschiedenen Zeitungen das Gedicht „Was gesagt werden muss“ veröffentlicht. Darin geht er mit Israel hart ins Gericht. Das Land bedrohe den Weltfrieden. Zudem sei der Iran von einem atomaren Präventivschlag durch Israel bedroht, der das iranische Volk auslöschen könne.

Autor: dts