Symbolbild Gleichberechtigung

Köln / Berlin | dts | Im Streit um den sogenannten Gender-Pay-Gap warnt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Politiker und Bundesregierung vor falschen Interpretationen und Schlussfolgerungen. „Der Gender-Pay-Gap ist eine Scheindebatte“, sagte IW-Arbeitsmarktexpertin Andrea Hammermann der „Bild“ (Dienstagausgabe). Die Ursachen für die unterschiedlich hohe Bezahlung zwischen Männern und Frauen seien vielfältig und die Lohnunterschiede sagten nichts über Diskriminierung aus.

Frauen wählten oft Jobs in eher schlecht bezahlten Branchen, so die Forscherin. Sie würden viermal so häufig in Teilzeit arbeiten wie Männer und eher in kleinen und mittelgroßen Firmen. Das mache rund elf Prozent der Lücke von insgesamt 18 Prozent aus.

„Die restlichen sieben Prozent erklären sich unter anderem mit längerer Erwerbsunterbrechung beispielsweise wegen Kindern“, sagte Hammermann. Politiker führten die Debatte nicht ehrlich. „Ziel muss stattdessen vielmehr sein, dass jeder am Arbeitsmarkt die gleichen Chancen hat. Aber es kann nicht darum gehen, dass jeder das gleiche machen muss und damit auch das gleiche verdient“, so die IW-Expertin.

Bankenverband: Frauen haben 400 Euro weniger pro Monat

Doch zeigt eine Studie, dass Frauen im Schnitt 400 Euro weniger zur freien Verfügung haben als Männer. Einer Umfrage des Bundesverbands deutscher Banken zufolge können Frauen im Schnitt monatlich 1.000 Euro ausgeben, Männer hingegen 1.400 Euro, berichten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Dienstagausgaben). „Ohne finanzielle Unabhängigkeit gibt es keine Freiheit. Denn ohne eigenes Geld fehlt der Spielraum, Entscheidungen selbstbestimmt zu treffen“, sagte Henriette Peucker, Stellvertreterin des Hauptgeschäftsführers beim Bankenverband. „Vor diesem Hintergrund sind die Ergebnisse unserer Studie besonders ernüchternd.“ Die geringere Verfügbarkeit hat Folgen für die Altersvorsorge: Frauen können laut der Studie weniger zurücklegen.

Etwas mehr als ein Viertel der Frauen spart bis zu 100 Euro monatlich, bei den Männern ist es ein Fünftel. Mehr als 200 Euro legen 28 Prozent der Frauen zurück, bei den Männern sind es 38 Prozent. Die Hälfte der Frauen erwartet der Studie zufolge, dass es ihnen im Alter nicht so gut gehen wird, bei Männern ist es mehr als ein Drittel.

Aber auch diejenigen, die sich finanziell gut oder sehr gut aufgestellt sehen, müssen zum Teil ihren Lebensstil ändern. „71 Prozent der Frauen denken, dass sie sich zur Rente hin deutlich werden einschränken müssen, von den Männern glauben das von sich lediglich 55 Prozent“, so Peucker. „Diese Situation ist nicht hinnehmbar.“

Immerhin würden Frauen Aktien und Fonds für sich entdecken. „Frauen investieren wesentlich mehr in Aktien als noch 2019. Das ist eine erfreuliche Entwicklung.“ „Heute besitzen 30 Prozent der Frauen Aktien, Fonds oder andere Wertpapiere – 2019 waren es nur 18 Prozent“, so die Finanzexpertin.

rs