Verteidigungsminister Thomas de Maizière bereist derzeit Kanada. Dort traf er sich unter anderem mit seinem Amtskollegen Peter MacKay. In einem Gespräch vereinbarten beide, dass die kanadischen Truppen, die unter anderem in Afghanistan im Einsatz sind, ein neues Logistik-Drehkreuz am Flughafen Köln/ Bonn eingerichtet werden soll. Bislang nutzte Kanada den US-Flugplatz in Spangdahlem in Rheinland-Pfalz. Der stoße jedoch mit dem Personal-und Materialumschlag von Kanada nach Afghanistan an seine Grenzen. Der Kölner Flughafen bietet laut de Maizière eine hervorragende Infrasturktur. Zudem könnten die Flieger hier auch bei Nacht starten und landen. 

Der Köln Bonn Airport ist gegen die angekündigte Verlagerung des logistischen Drehkreuzes der kanadischen Streitkräfte von Spangdahlem nach Köln/Bonn. „Im Hinblick auf die damit verbundene zusätzliche Lärmbelastung vor allem zur Nachtzeit lehnen wir die Pläne ab“, sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung der Flughafen Köln/Bonn GmbH, Michael Garvens. „Eine Verlagerung von Nachtflügen aus der weniger dicht besiedelten Eifel in den Ballungsraum Köln-Bonn ist hier in der Region nicht vermittelbar“, so Garvens weiter. „Es passt nicht zu unserem Bestreben, die Lärmbelastung der Anwohner so gering wie möglich zu halten. In diesem Sinne werden wir auf die kanadischen Streitkräfte und das Bundesverteidigungsministerium zugehen.“

Stimmen aus der Kölner Politik
Kölner SPD-Bundestagsabgeordnete Martin Dörmann: "Wir brauchen mehr Lärmvermeidung und dürfen die Akzeptanz des Flughafens nicht gefährden"

Jochen Ott, Parteivorsitzender der SPD Köln: "Offenbar sind mit der kanadischen Seite bereits Vereinbarungen getroffen worden. Vor der gestrigen öffentlichen Ankündigung wurden darüber weder die Stadt Köln noch die Geschäftsleitung des Flughafens informiert. Wir unterstützen nachdrücklich die Ablehnung der Verlagerung von kanadischen Militärflugzeugen durch die Geschäftsleitung des Flughafens Köln Bonn. Köln nimmt mit seiner Nachtflugregelung wirtschaftliche Interessen der gesamten Region wahr und trägt hierdurch bereits besondere Lasten. Das darf nicht dazu führen, dass nun auch noch zusätzliche militärische Flüge in Köln stattfinden, die auch von anderen, weniger dicht besiedelten Standorten getätigt werden könnten. Den betroffenen Anwohnern des Flughafens gegenüber sind wir verpflichtet, eine nachhaltige Minderung von Fluglärm zu erreichen. Gleichzeitig gilt es immer wieder, für eine gesamtgesellschaftliche Akzeptanz des notwendigen Flugverkehrs zu werben. Die Balance in Köln und die Akzeptanz in der Bevölkerung wären durch die angekündigte Mehrbelastung letztlich in Frage gestellt. Das kann nicht in unser aller Interesse sein. Wir werden politische Initiativen ergreifen, um eine andere Entscheidung zu erreichen."

Winrich Granitzka, Vorsitzender der CDU-Fraktion: „Das würde – durch die oftmals alten und daher lauten Maschinen – eine beträchtliche Zunahme des nächtlichen Fluglärms bedeuten. Wir legen Wert darauf, dass die wirtschaftlichen Interessen des Flughafens und die Lärmbelästigung für die Anwohner in einem vernünftigen Verhältnis zueinander stehen. Auf nächtliche Frachtflüge ist der Flughafen finanziell angewiesen, kanadische Militärflüge hingegen würden einzig eine Steigerung der nächtlichen Starts und Landungen bedeuten – viel Lärm, kein finanzieller Vorteil.“ Granitzka erklärte, die CDU-Fraktion werde darauf achten, dass der Flughafen Köln/Bonn nicht zu „Europas Schrottplatz für Nachtflüge“ werde. „Das bedeutet auch, dass es im militärischen Bereich eine gerechte Verteilung der Nachtflüge geben muss“, so Granitzka.

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