Köln | In seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause hat der Stadtrat das vormalige Schulbaupaket in leicht geänderter Form beschlossen. Bis 2022 sollen rund 340 Millionen Euro für insgesamt 16 Maßnahmen an elf Standorten investiert werden. Jeder einzelne Standort hat dabei seine ganz speziellen Herausforderungen.

Auf einer so genannten Rollenden Pressekonferenz haben die Verantwortlichen der Stadt Köln am heutigen Mittwoch drei der elf Standorte besucht und die anstehenden Maßnahmen im Einzelnen vorgestellt. Entgegen früherer Vorhaben versucht die dafür zuständige eigenbetriebsähnliche Einrichtung Gebäudewirtschaft mit solchen neuen Vergabeverfahren wie einem GU (Generalunternehmer) oder TU (Totalunternehmer)-Paket, den Schulbau zu beschleunigen und gleichzeitig die aufwändigen, langwierigen und risikobehafteten Einzelvergaben zu ersetzen.

„Diese Verfahren sind ganzheitlich und nachhaltig ausgerichtet. Wir wollen zukünftig den gesamten Schulstandort bearbeiten, nicht mehr nur Teilsanierungen durchführen“, bekräftigte Kölns neuer Baudezernent Markus Greitemann. „Bei öffentlichen Vergaben von Großbauprojekten haben wir mitunter 35 bis 45 Einzelverfahren mit den jeweiligen Risiken. So führte in der Vergangenheit die Insolvenz eines wichtigen Gewerks im Schulbau faktisch zum Baustillstand. Dieses Risiko wird mit dem GU/TU-Verfahren deutlich geringer“, ergänzte Petra Rinnenburger, geschäftsführende technische Betriebsleiterin der Gebäudewirtschaft.

Gerade bei innerstädtischen Schulstandorten bedeutet die Sanierung eines kompletten Schulstandortes eine regelrechte „Puzzlearbeit“. Denn nicht immer kommt den Planern zugute, dass – wie im Fall der Theo-Burauen-Realschule am Severinswall, gleich ein ganzes Jahr lang das Schulgebäude nicht genutzt wird. In der Regel laufen Generalsanierungen und Erweiterungen bei laufendem Betrieb. Heißt: Die schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen müssen irgendwo unterkommen, ohne dass ihre Aufmerksamkeit oder gar Gesundheit darunter leidet.

Standort Alte Wallgasse: Eines der komplexesten Projekte

Das Gymnasium Alte Wallgasse / Palmstraße ist ein „Paradebeispiel“ für eine komplexe Schulsanierung. Genau aus diesem Grund wird das Verfahren auch in drei Teile zerlegt. Bereits in der Umsetzung ist die Ausschreibung für den ersten Teilschritt, das Teilprojekt „Interim“. Noch in diesem Jahr soll die Vergabe dafür abgeschlossen und ein neues Interim im östlichen Teil des Grundstücks geschaffen werden. Geplanter Abschluss hierfür ist das dritte Quartal kommenden Jahres.

Erste Materialproben an der Meistermann-Fassade sind bereits entnommen.

Parallel dazu soll im Laufe dieses Quartals die Vergabe für einen Neubau an der Palmstraße beginnen. Das dortige Gebäude ist ein Provisorium und soll durch einen Neubau für die Sekundarstufe II ersetzt werden. Eine besondere Schwierigkeit ist dabei der Erhalt eines kleinen Spielplatzes auf der Rückseite des Gebäudes. Dieses Gebäude soll bis Ende 2021 fertiggestellt sein.

In einem dritten und letzten Schritt geht es dann um die Generalsanierung des aus zwei Trakten bestehenden Hauptgebäudes. Die Vergabe hierfür soll im Frühjahr 2019 beginnen, die Sanierung bs Ende 2022 abgeschlossen sein. Die ebenerdige Turnhalle sowie das Mensagebäude stammen aus den 1990er Jahren und bleiben daher erhalten. Das Hauptgebäude selbst steht unter Denkmalschutz, was die Vorbereitung der Vergabeunterlagen noch etwas komplexer gestaltet. Auch die so genannte „Meistermann-Fassade“, der Verbindungstrakt zwischen den beiden Gebäudeflügeln, wird saniert. Hier wurden bereits erste Materialuntersuchungen durchgeführt, was Beobachtern den Eindruck von Einschlagslöchern beschert.

„Die Sanierung und Ertüchtigung des Schulstandorts Alte Wallgasse ist von seiner Komplexität her eines der schwierigsten Projekte“, bestätigte Rinnenburger. Neben den vielen Auflagen und notwendigen Anforderungen vonseiten der verschiedenen Ämter (Schulverwaltung, Bauaufsicht und Feuerwehr, um nur drei zu nennen) gilt es, in diesem dicht bebauten innerstädtischen Areal auch noch die komplette Baulogistik zu organisieren, und das wohlgemerkt bei laufendem Schulbetrieb mit anfänglich 740 Schülerinnen und Schülern. Nach Abschluss der Maßnahmen im Rahmen des GU/TU-Pakets sollen es an diesem Standort dann knapp 1.000 Schülerinnen und Schüler werden.

Standort Severinswall: Das vielleicht beeindruckendste Interim

Die Realschule am Severinswall geht in ihr letztes Schuljahr, bevor hier ein Teil der neuen Gesamtschule Innenstadt entsteht.

An diesem Standort haben die Verantwortlichen zwar ebenfalls ein komplexes Projekt vor sich. Aber weil der Schulbetrieb hier wegen der Aufgabe des Realschulstandorts bereits ab dem kommenden Schuljahr 2019/20 vollzogen wird, kann zumindest der Zeitplan für die anstehenden Bauabschnitte etwas unkomplizierter organisiert werden. Die derzeit noch bestehenden zwei Gebäudetrakte der Theo-Burauen-Realschule werden 2019 abgerissen. Bis zum Schuljahr 2022/23 soll auch hier ein komplett neuer Schulbau entstehen, der dann als Oberstufenzentrum der Gesamtschule Innenstadt fungiert.

Trotz des etwas entzerrten Zeitplan gibt es auch hier mehrere Herausforderungen. So gibt es zum einen im Inneren des Gebäudeareals eine Kindertagesstätte, die samt Zuwegung erhalten bleiben muss. Auch der alte Baumbestand soll bleiben. Außerdem wird als Interim für die dann geplante Oberstufe das ehemalige und seit 2008 geschlossene Rautenstrauch-Joest-Museum am Ubierring hergerichtet. Mit seinem zwei Tiefkellergeschossen und inzwischen mehr als zehn Jahren Leerstand eine Herausforderung der besonderen Art.

Trotz zehn Jahren Leerstand noch gut in Schuss. Trotzdem wird der Umbau zum Schulgebäude eine Herausforderung.

Vor allem die enorm hohen Decken des klassizistischen Gebäudes mit seinen drei Hochgeschossen sind für den Schulbau eher hinderlich. So müssen sich die Verantwortlichen gerade für die Klassenräume etwas einfallen lassen. Raumteiler und abgrhängte Decken sind eine Möglichkeit. Der frühere Kammermusiksaal mit seiner drehbaren Bühne ließe sich als Aula, die Kellergeschosse als Turnhallen nutzen. In Sachen Repräsentativität lässt der vormalige Museumsbau jedenfalls nichts zu wünschen übrig. Die Entscheidung für diese Umnutzung fiel kurzfristig, erst Anfang dieses Jahres gab es erste Untersuchungen, die Entscheidung im Stadtvorstand fiel im Mai dieses Jahres, wie Dezernent Greitemann bestätigte.

Standort Salmstraße/Auf dem Sandberg: Nachzügler mit besonders hohem Bedarf

Im rechtsrheinischen Stadtteil Poll schließlich soll der Standort der Förderschule Auf dem Sandberg baulich mit dem der Janus-Korczak-Grundschule verbunden werden. Die Grundschule selbst liegt rund 500 Meter entfernt und wird auf einem südlich angrenzenden Areal einen L-förmigen Erweiterungsbau erhalten. Die Förderschule wiederum erhält einen zusätzlichen Gebäuderiegel, um so die derzeitige Situation mit den derzeit notwendigen Unterrichtscontainern an der Zufahrt zur Siegburger Straße zu beenden.

15 Schulbusse pro Tag und mehrere Unterrichtscontainer teilen sich diese Freifläche. Diese Schulbaumaßnahme kam erst zuletzt in das GU-/TU-Paket.

„Vor zehn Jahren hatten wir 120, heute rund 200 Schülerinnen und Schüler mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung“, erläuterte Schulleiter Klaus Schmidt den Bedarf seiner Förderschule. Derzeit werden die Schülerinnen und Schüler über zwei Zuwegungen in die Schule gebracht, viele sind auf Rollstühle, nicht wenige sogar auf feste Routinen, wie An- und Abfahrtsplätze, angewiesen. An der Schule werden unter anderem auch autistische Kinder unterrichtet.

Trotz liebevoller Gestaltung. Die Förderschule in Köln-Poll benötigt wie kaum eine zweite neue Räumlichkeiten.

Extrem schwierig wird hier die Planung der Baustellenlogistik, dazu wird am Südende des Areals eigens eine Baustraße eingerichtet, um so die Baustellenfahrzeuge von den Schulbussen und -Transportern zu trennen. Die dürfen nämlich auf den derzeit verfügbaren Flächen nicht rangieren. Auch das Raumprogramm zur Unterrichtung von Förderschülern ist ein gänzlich anderes. Derzeit gibt es an der Förderschule 19 Klassen mit einer durchschnittlichen Schülerzahl von elf. Nicht zuletzt aufgrund des gestiegenen Bedarfs und der komplexen Baustellensituation hat der Stadtrat diese Maßnahme noch in das Gesamtpaket GU/TU aufgenommen, was vor allem Schulleiter Schmidt erfreut.

So gibt es Pflege- und andere Spezialcontainer, die auch während der Bauarbeiten dringend gebraucht werden. Aber gerade das Bestandsgebäude der Förderschule und die verfügaren Freiflächen haben den Charm der frühen 1970er und führen aufgrund der beengten Zustände immer wieder zu Konflikten. Schulleiter Schmidt will dies mittelfristig durch zwei Schulhöfe entzerren, schließlich werden an seiner Schule Schulpflichtige zwischen sechs und 18 Jahren unterrichtet. Die beiden Schulhöfe werden aber dann kommen, wenn auch der letzte Bauabschnitt umgesetzt ist. Die Stadt will hier einen zentralen Busbahnhof einrichten, damit auch die beiden Zuwegungen endlich eins werden.

[infobox]Das GU-/TU-Paket im Schulbau hat ein Gesamtvolumen von 340 Millionen Euro und soll insgesamt rund 7.000 Schulplätze schaffen bzw. sichern. Alleine damit beläuft sich die jährliche Summe für den Schulbau in Köln auf rund 68 Millionen Euro pro Jahr. In den Vorjahren belief sich das gesamte Bauvolumen der eigenbetriebsähnlichen Einrichtung auf rund 70 Millionen Euro.

Im Haushaltsjahr 2018 will die Stadt Köln den Schulbau richtig intensiveren, für Neu- und Erweiterungsbauten und Generalinstandsetzungen stehen im laufenden Haushalt 168,2 Millionen Euro bereit, knapp drei Mal so viel wie im Vorjahr. Auch der Etat für die Instandhaltung der Schulen stieg 2018 gegenüber dem Vorjahr an, von 52 auf nun 54,8 Millionen Euro.

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Autor: Ralph Kruppa
Foto: Blick auf das Bestandsgebäude am Standort Alte Wallgasse. Ab dem vierten Quartal 2019 soll die Generalinstandsetzung beginnen.