Weniger Verträge als 2008 abgeschlossen
Die Industrie- und Handelskammer Köln (IHK) verzeichnet mit 4.888 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen knapp zehn Prozent weniger als im Vorjahr. Und auch die Handwerkskammer zu Köln verbucht mit 2,244 neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen einen Rückgang von fast sechs Prozent. Dennoch zogen sich die Kammern heute ein verhalten positives Fazit. „Das Ausbildungsjahr 2009 verlief nicht gut, aber weniger schlimm als erwartet“, erklärte Peter Panzer, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln.

Auch die Agentur für Arbeit in Köln blickt positiv in das kommende Jahr. Insgesamt seien in diesem Jahr 6.099 Ausbildungsstellen gemeldet worden. Das sind neun Prozent mehr als im Vorjahr. Dagegen sank jedoch wie bereits im vergangenen Jahr die Zahl der Bewerber. 4.977 Jugendliche suchten 2009 mit Hilfe der Agentur für Arbeit eine Lehrstelle – gegenüber 2008 ein Minus von 242 Jugendlichen. Ohne eine Alternative stehen nun noch 54 Jugendliche (2008: 45) da. Sie haben weder einen Ausbildungsplatz gefunden, noch absolvieren sie beispielsweise ein Werkstattjahr oder nehmen an berufsvorbereitenden Maßnahmen teil. Die Zahl der so genannten „Altbewerber“, die seit mindestens einem Jahr einen Ausbildungsplatz suchen, ist in diesem Jahr um gut neun Prozent gesunken.

Weniger Ausbildungsplätze in NRW
Weniger Schulabgänger sorgten in diesem Ausbildungsjahr dafür, dass sich mit 131.6901 Jugendlichen bis Ende September 9.930 oder sieben Prozent weniger als im Vorjahr bei den Agenturen für Arbeit in NRW als Bewerber um Ausbildungsstellen meldeten. Auch der zunehmende Trend, es am Ausbildungsmarkt zunächst nicht zu probieren, sondern zunächst weiter zur Schule zu gehen, begründe die niedrigere Bewerberzahl. Auch die Zahl der Ausbildungsstellen sank im Vergleich zum Vorjahr um fast sieben Prozent auf  94.470 Lehrstellen. Insgesamt unterzeichneten in NRW 56.790 Jugendliche einen Ausbildungsvertrag. 23.420 Jugendliche entschieden sich für einen weiteren Schulbesuch, ein Studium oder ein Praktikum (+1,1 % im Vgl. zum Vorjahr), 2.260 leisten gemeinnützige oder soziale Dienste (+3,9 %) wie beispielsweise ein freiwilliges soziales Jahr. 11.910 Jugendliche (+1,1 %) nutzen eine der Fördermaßnahmen der Agenturen für Arbeit. 2.940 Bewerber blieben bislang unversorgt. Das sind deutlich weniger als 2008. Gleichzeitig blieben 2.260 Ausbildungsstellen unbesetzt.

„Mehr Mut zur Ausbildung“
Auch bei Der Agentur für Arbeit Köln blieben 386 Lehrstellen bislang unbesetzt. Davon vermeldet die Agentur für Arbeit die meisten freien Stellen im Bereich der Fachinformatiker. Viele Jugendliche würden auf Grund der allgemeinen Unsicherheit lieber noch zur Schule gehen. Doch das bringe nur den Schülern etwas, die einen höheren Abschluss oder bessere Noten erreichen wollten. „Viele Jugendliche brauchen mehr Mut zur Ausbildung“, erklärte Gregor Burghausen, Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung der IHK. Außerdem seien zahlreiche Bewerber zu wenige Qualifikationen, erzählte Paul Josef Schloeßer, Inhaber der Unternehmen Utronic und Fernsehmeister. „Ich würde gerne mehr ausbilden, doch ich finde niemanden“, schilderte Schloeßer sein Dilemma. So hätten viele Bewerber – egal ob mit Migrationshintergrund oder nicht – Probleme mit der deutschen Sprache. Gerade in Berufen mit Kundenkontakt sei es jedoch unbedingt notwendig, mit den Kunden kommunizieren zu können. Er wünschte sich eine bessere sprachliche Ausbildung der Jugendlichen und eine engere Zusammenarbeit zwischen den Schulen und den Unternehmen – etwa Klassenbesuche bei Unternehmen.

Hauptschüler und Abiturienten für Lehrstellen gewinnen
Handwerkskammer und IHK zeigten sich angesichts der diesjährigen zahlen zwar verhalten positiv. Im kommenden Jahr wollen sie jedoch wieder eine Steigerung der abgeschlossenen Ausbildungsverträge verzeichnen. „Unternehmen müssen jetzt weiter ausbilden. Uns geht sonst in einigen Jahren der Nachwuchs aus“, betonte Berghausen. Er befürchtet auf Grund des demographischen Wandels in Zukunft einen massiven Einbruch an Jugendlichen, die eine Ausbildung suchen. Außerdem sollten Unternehmen nun die Zeit der Krise nutzen, um die Arbeitskräfte für die Zeit nach der Krise auszubilden. Zudem sei es dringend erforderlich, die berufliche Ausbildung als Ausgangspunkt für eine mögliche weitere akademische Ausbildung zu stärken. Daher müssten zunehmend Hauptschüler für eine betriebliche Ausbildung motiviert, aber auch Abiturienten für das duale Ausbildungssystem gewonnen werden.

Nachvermittlung für suchende Jugendliche
Für die Jugendlichen, die noch einen Ausbildungsplatz suchen, veranstalten die Agentur für Arbeit und die Kammern eine Aktion zur Nachvermittlung. Am Donnerstag, 22. Oktober 2009, werden im Berufs- und Informationszentrum (BIZ) der Agentur für Arbeit freie Plätze vorgestellt und die Jugendlichen über Alternativen beraten.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung
[Foto: mausi15/ www.pixelio.de]