Symbolbild

Köln | Der Verein Zartbitter fällt ein eindeutiges Urteil über den Düsseldorfer Rosenmontagszug und die Fernsehbilder des „WDR“, der für die entsprechende Verbreitung sorgte. Aber auch internationale Medien griffen die Bilder auf. Anstoss nimmt der Verein unter anderem an einer Darstellung bei der ein Geistlicher in eindeutiger Pose vor dem russischen Präsidenten Putin kniet.

Zu knappe Kleidung

Die „WDR“-Fernsehbilder vom Düsseldorfer Rosenmontagszug dokumentieren die Dringlichkeit der von Zartbitter und dem Festkomitee Kölner Karneval angestoßenen Debatte um die Einhaltung der Kinderrechte im Karneval. Im Düsseldorfer Karnevalszug lief bei kaltem Wetter eine Gruppe von Cheerleaderinnen mit, die viel zu sommerlich gekleidet waren: bauchfreies Oberteil aus leichtem Stoff, keine warme Jacke, der Rock hing bei einigen Mädchen im Grundschulalter weit unter dem Bauchnabel. Im Sinne des Kinderschutzes ist dies als eindeutige Form der Vernachlässigung von Kindern durch unangemessene Kleidung bei winterlichen Temperaturen zu bewerten.

Es ist nicht nur unter pädagogischen Fachkräften, sondern allgemein bekannt, dass sich insbesondere jüngere Kinder aufgrund des Wunsches nach Gruppenzugehörigkeit den Kleidungsvorschriften anpassen, obwohl sie etwa frieren oder sich in der engen Kleidung unwohl fühlen. „Die Verantwortlichen des Karnevalszuges und der Vereinsvorstand sollten sich fragen, ob sie das Persönlichkeitsrecht auf angemessene Kleidung respektieren oder auf Kosten der Gesundheit und des Wohlbefindens der Kinder vernachlässigen“, so Philipp Büscher, Geschäftsführer Zartbitter Köln.

Der Düsseldorfer Putin-Wagen

Ebenso kritisch äußert sich Ursula Enders, Vorstand von Zartbitter, zum Düsseldorfer Karnevalswagen, der den „Oralverkehr“ eines russisch-orthodoxen Geistlichen mit Putin darstellt. „Bei allem Verständnis für satirische Darstellungen des Verhältnisses der russisch-orthodoxen Kirche zu Putin ist es unverantwortlich, eine solche Darstellung von Erwachsenensexualität auf einer Familienveranstaltung – und das ist der Rosenmontagszug – zu präsentieren.“ Die Beraterinnen und Berater von Zartbitter, der Kölner Informations- und Beratungsstelle gegen sexuelle Übergriffe und Missbrauch, werden häufig mit Formen von Erwachsenensexualität durch Kinder gegen Gleichaltrige konfrontiert.

Solche sexuellen Übergriffe sind nicht selten auf die Konfrontation mit entsprechendem Bildmaterial zurückzuführen. Auch im Karneval dürfen Kinder nicht mit überfordernden Darstellungen sexueller Handlungen konfrontiert werden. Das Düsseldorfer Festkomitee hat offensichtlich einen hohen Fortbildungsbedarf im Bereich des Kinderschutzes.