Das Symbolbild zeigt Pferde beim Kölner Rosenmontagszug 2023. Foto: Bopp.

Köln | 195 Pferde waren im diesjährigen Kölner Rosenmontagszug eingesetzt. Davon überprüfte das Kölner Veterinäramt 10,26 Prozent, also 20 Pferde. Ein Pferd zeigte Auffälligkeiten. Gegen dessen Besitzer leitet die Behörde ein Bußgeldverfahren ein. Die Grünen fragten im Ausschuss Klima, Umwelt und Grün an. Jetzt liegen für dessen morgige Sitzung die Antworten der Verwaltung vor.

Das Kölner Veterinäramt nahm bei 20 Pferden von 195 Blutproben vor Beginn des Kölner Rosenmontagszuges. Bei keinem der in der Stichprobe untersuchten Tiere konnte der Einsatz von Sedidativa nachgewiesen werden. Bei einem Pferd wurden Antibiotika und entzündungshemmende Medikamente nachgewiesen. Gegen dessen Besitzer leitete die Behörde ein Verfahren wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz ein. Die Kölner Grünen fragten zudem nach Urinproben. Diese hält das Veterinäramt im Rahmen des Kölner Rosenmontagszuges für nicht praktikabel, da diese Proben nur in einer entsprechenden Pferdebox zu gewinnen seien. Bei den Pferden, die die Kutschen ziehen, könnten diese nicht eingesetzt werden.

Behörde mit wenig Zahlen und Fakten

Bei vielen Fragen, die die Grünen stellten, antwortet die Behörde mit wenig Fakten. Etwa ob Reitergewicht und Pferdgewicht zusammenpassten. Hier kann das Veterinäramt keine Zahlen nennen, wie viele Fälle überprüft wurden, sondern bleibt vage und schreibt: „Es wurde augenscheinlich auf ein stimmiges Gewichtsverhältnis zwischen Reiter und Pferd geachtet. Die Vor-Ort-Kontrollen haben keine Auffälligkeiten gezeigt.“ Ähnlich undeutlich bleibt das Amt bei den Einsatzzeiten der Tiere. Denn der Kölner Rosenmontagszug 2023 dauerte extrem lange, unter anderem durch den Beginn im rechtsrheinischen Köln. Die Einsatzzeit der Tiere ist aber auf maximal 4 Stunden ohne Pause begrenzt. Das Kölner Veterinäramt: „Die Einsatzzeit beim diesjährigen Zug wurde durch einen festgefahrenen Wagen teilweise überschritten. Zu den Zeiten und der Dauer der An- und Abreise der Pferde kann keine Angabe gemacht werden.“

Auf einen Videobeitrag der Tierrechtsorganisation Peta, den die Grünen von der Stadtverwaltung bewerten ließen, stellt diese bei Pferd Nr. 89 fest: „Die Situation des langen Stehens ist für die Pferde immer eine Geduldsprobe und kann zu Unbehagen führen. Das Pferd mit der Nummer 89 ist in dieser Situation angespannt und hat Anzeichen von Stress.“ Das Land NRW hatte Richtlinien für den Einsatz von Pferden in Karnevalsumzügen festgelegt. Unter anderem lautet die Empfehlung Tiere am Anfang oder Ende des Zuges zu führen. Dies missachtete der Kölner Rosenmontagszug und führte die Tiere bei den einzelnen Karnevalsgesellschaften mit. Das bestätigt die Kölner Behörde wie wenn sie dies nur zur Kenntnis nimmt. Welche Folgerungen sie daraus zieht nennt sie in ihrer Antwort nicht. Für Notfälle von Tieren im Rosenmontagszug sieht sich die Veterinärbehörde nicht zuständig, sondern sieht den Veranstalter in der Pflicht.

Vorbild Bonn?

Die Grünen wollten zudem wissen, warum die Stadt Köln sich nicht an der Stadt Bonn orientierte, in deren Karnevalsumzug keine Tiere mehr mitgeführt werden. Die Stadt Köln verweist darauf, dass in Bonn der Verzicht auf Pferde eine Entscheidung des Veranstalters war. Ein behördliches generelles Verbot von Pferden im Rosenmontagszug sieht die Verwaltung nicht, da dies den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit verletzen würde, da es durch die ministeriellen Leitlinien mildere Mittel gebe.

Demnächst will sich die städtische Verwaltung mit Vertreter:innen des Festkomitee Kölner Karneval treffen und den Einsatz von Pferden im Kölner Karneval evaluieren. Die Stadtverwaltung will die Politik über die Gespräche in Kenntnis setzen.

ag