Die abstrahierte Zeichnung zeigt Schauspielintendant Bachmann

Köln | Der Kölner Kulturrat vergibt den „Kölner Kulturpreis“. Die Preisverleihung soll am 14. Mai 2024 stattfinden. Als „Kulturmanagerin des Jahres 2023″ soll Sevgi Demirkaya als Programmleiterin des Vereins Kulturbunker Köln-Mülheim ausgezeichnet. Zudem wird Schauspiel-Intendant Stefan Bachmann mit dem Ehrenpreis bedacht. An beiden Auszeichnungen gibt es Kritik unter anderem vom Bündnis gegen Antisemitismus Köln, dem  Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) Volker Beck und der DIG Unterorganisation in Köln.

Kritik an der Verleihung des Preises zur „Kulturmanagerin des Jahres 2023″

Der Vorwurf: Im Kulturbunker Mülheim sei der Organisation „Samidoun“ eine Bühne geboten worden. „Samidoun“ ist mittlerweile verboten und gilt als Vorfeldorganisation der palästinensischen Terrorgruppe PFLP. Besonders kritisiert das Bündnis gegen Antisemitismus Köln den sogenannten „Europakongress“, der eigentlich am 17. Februar 2024 im Kulturbunker Mülheim hätte stattfinden sollen. Nur öffentlicher Druck habe verhindert, dass die Jugendgruppe „Young Struggle“, die dem marxistisch-leninistischen Spektrum zugeordnet wird, diesen Kongress habe durchführen können. „Young Struggle“ habe versucht den Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 als „Widerstand“ zu rechtfertigen, so das Bündnis gegen Antisemitismus Köln.

Laura Berger für das Bündnis gegen Antisemitismus Köln in einem schriftlichen Statement: „Der Kulturbunker wurde in den letzten Jahren zu einem Stammlokal der ‚israelkritischen‘ Linken. Dass Sevgi Demirkaya als Programmleiterin als ‚Kulturmanagerin des Jahres 2023‘ durch den Kölner Kulturrat e.V. ausgezeichnet wird zeigt, dass es in kulturbeflissenen Kreisen keineswegs von Nachteil sein muss, wenn man dem linken Antisemitismus eine Bühne bietet beziehungsweise erst auf öffentlichen Druck hin lange geplante Veranstaltungen absagt.“

Der Ehrenpreis an Stefan Bachmann

Die DIG Köln AG kritisiert die Vergabe des Ehrenpreises an Stefan Bachmann, den Intendant des Kölner Schauspielhauses. Bachmann gilt der DIG Köln als Kritiker der Entscheidung des Deutschen Bundestages „Der BDS-Bewegung entschlossen entgegentreten – Antisemitismus bekämpfen“ (BT-Drucksache 19/10191).

Bachmann unterstütze den Aufruf „5.3 GG von 2020“, so der Vorwurf. Dieser wende sich gegen den Beschluss des Deutschen Bundestages. Die DIG Köln AG kritisiert auch Bachmanns Umgang mit der A bsetzung des antisemitischen Stückes „Vögel“ von Wajdi Mouawad im Münchener Metropol Theater mit einem Streaming seiner eigenen Inszenierung des Kölner Schauspiels, die 2019 zum ersten Mal gezeigt wurde. Schon damals kritisierte die DIG AG Köln, das Junge Forum und das Bündnis gegen Antisemitismus die Solidarisierung von Bachmann mit dem Autor scharf. Die DIG AG Köln wirft Bachmann zudem vor nach dem 7. Oktober 2023 die Terrorattacke der Hamas mit den Worten er wolle „in dieser Situation unparteiisch sein“ eine unerträgliche Haltung einzunehmen.

So schreibt die DIG AG Köln: „Nach dem 7. Oktober 2023 ist die Zahl der antisemitischen Vorfälle in Deutschland, Nordrhein-Westfalen und auch in Köln sprunghaft angestiegen. Jüdinnen und Juden werden tagtäglich bedroht, auch in Köln. In dieser Situation ist auch die Kultur in ihrer Verantwortung gefragt. Welche Außenwirkung wird die Ehrung eines Intendanten haben, der sich öffentlich auf die Seite gegen den eindeutigen BDS-Beschluss des deutschen Bundestages stellt und ein bei aller Qualität der Inszenierung fragwürdiges Stück, das gefärbt ist mit antisemitischen Deutungsmustern, auf die Bühne bringt? Der Kölner Kulturrat, der von uns um eine Stellungnahme und eine Korrektur seiner Preisentscheidung im April gefragt wurde, sendet mit dem Festhalten an der Ehrenpreisverleihung an Stefan Bachmann das falsche gesellschaftspolitische Signal. Noch ist es Zeit den Fehler zu korrigieren. Wir bitten Sie, dringend dies zu tun.“

Volker Beck spricht von einem falschen Signal

Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Volker Beck erklärt schriftlich: „Ich bin nicht sicher, ob der Ehrenpreis des Kulturpreises des Kölner Kulturrats an Intendant Bachmann das richtige Signal ist. Intendant Bachmann hat die ‚Erklärung 5.3 GG Weltoffenheit‘ unterzeichnet. Mit dieser Erklärung sprachen sich namhafte kulturelle Institutionen und und deren LeiterInnen gegen den  BDS-Beschluss des Deutschen Bundestages, der sich gegen den antiisraelischen Boykott wandte. Außerdem hatte er das Theaterstück ‚Vögel‘ des libanesischen Autors Wajdi Mouawad auf die Bühne gebracht, von dem die Jüdische Studierenden-Union mit Fug und Recht sagt, es betreibe Holocaust-Relativierung und mache den israelbezogenen Antisemitismus salonfähig. Welche Botschaft soll von dieser Preisverleihung nach dem 7.10. ausgehen? Ich bin sehr verstört.“