Köln | Nordrhein-Westfalen ist 2022 mit einem Bruttoinlandsprodukt von insgesamt 793,8 Milliarden Euro die größte Volkswirtschaft unter allen deutschen Bundesländern und trägt 22 Prozent zum bundesdeutschen Bruttoinlandsprodukt bei. 1,9 Milliarden Euro – also 0,24 Prozent – kommen aus der Fahrradbranche, die der grüne Verkehrsminister Oliver Krischer im Aufwind sieht. Dabei werden die Räder nicht in NRW produziert, sondern vor allem gehandelt.
50.700 Menschen arbeiten in der Fahrradwirtschaft von NRW im Jahr 2022. Die meisten von ihnen im touristischen Sektor: 27.100. 12.400 Menschen beschäftigt der Handel mit Fahrrädern und 6.400 Menschen arbeiten mit dem Rad im Kurierdienst. Allerdings sind davon nur 27.300 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt und 18.700 geringfügig. Zudem liegt das Wachstum der Fahrradwirtschaft in NRW unter dem von Gesamtdeutschland, wenn auch nur geringfügig. Im Segment der Herstellung nahm die Zahl der Mitarbeitenden in der Fahrradwirtschaft gegenüber dem Jahr 2012 sogar leicht ab.
Land NRW ist Auftraggeber
Diese Zahlen veröffentlichte das Kompetenznetzwerk Umweltwirtschaft NRW (KNUW) in seinem ersten Branchenbericht zur Fahrradwirtschaft in NRW. Der grüne Verkehrsminister Oliver Krischer zeigt sich überzeugt, dass das Fahrrad der „entscheidende Faktor der Verkehrswende“ ist. Den Bericht gab das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen in Auftrag.
Krischer spricht von einer bemerkenswerten ökonomischen Entwicklung der Fahrradwirtschaft. Er nennt als Entwicklung die E-Bikes und die Lastenräder. Die 1,9 Milliarden Euro Wirtschaftsleistung teilen sich so auf:
• 682 Milllionen Euro: Handel
• 460 Millionen Euro: Fahrradtourismus
• 349 Millionen Euro: Dienstleistungen
• 283 Millionen Euro: Herstellung und Produktion von Rädern und Zubehör
• 121 Millionen Euro: Infrastruktur
Was der Minister nicht gegenrechnet sind die Förderprogramme des Landes oder von Kommunen wie der Stadt Köln, die alleine rund 3 Millionen Euro für die Lastenradförderung zur Verfügung stellte, und deren Auswirkungen auf die Entwicklung der Fahrradwirtschaft. Dies bildet auch der Bericht des Kompetenznetzwerks Umweltwirtschaft NRW nicht ab.
Fahrradproduktion in Europa?
In NRW wird vor allem Fahrradzubehör hergestellt, unter anderem Fahrradschlösser einer bekannten Marke. Der Bericht sieht ein Potenzial die Fahrradproduktion in NRW zu stärken, da Experten den Wiederaufbau einer Fahrradproduktion in Europa wieder für möglich halten. Der Bericht verweist in diesem Zusammenhang auf Portugal, dass gezeigt habe, dass es Alternativen zur Rahmenproduktion in Asien gebe. Der Produktionsstandort Europa biete Vorteile in Bezug auf den Umweltschutz oder aber die Achtung vor Menschenrechten. Potenziale sieht der Bericht im Segment Dienstleistung, etwa bei den innerstädtischen Lieferverkehren, wo das Lastenrad zunehmend an Bedeutung gewinnen könne.
Das Kompetenznetzwerk Umweltwirtschaft NRW wird seit dem Jahr 2020 im Auftrag des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen von der VDI Technologiezentrum GmbH, der Prognos AG und dem Institut für die Zukunft der Industriegesellschaft (INZIN) betrieben. Die Zielsetzung für das Netzwerk ist so definiert: Sichtbarmachen von Potenzialen und Stärken der Umweltwirtschaft, und Nordrhein-Westfalen als nachhaltigen und zukunftsorientierten Wirtschaftsstandort zu stärken.