"Die dem LVR bisher bekannten Architekturplanungen bezeugen einen höchst problematischen Umgang mit dem Bodendenkmal, das durch zahlreiche Stützen beeinträchtigt wird", heißt es in einer Verwaltungsvorlage des LVR. Weil durch diese Architektur Auflagen für die Denkmalverträglichkeit entstünden, seien die Folgekosten derzeit noch nicht abzusehen. Mit Vorsicht müsse man daher die von der Stadt Köln angenommenen Betriebs- und Unterhaltskosten  wahrnehmen. Kritik äußert der LVR auch dahingehend, dass es bislang noch keine konkreten Unterlagen zu der Ausstellungskonzeption gebe. Dem widersprach heute die die Stadt Köln. Das Ausstellungskonzept liege bereits publiziert vor. Eine Detailkonzeption könne erst 2014 nach Abschluss der Grabungen vorgelegt werden.

Werden Funde falsch bewertet?
 Auch an der Einschätzung der Funde äußerte der LVR Kritik. So sei es etwa unzulässig, durch die Funde vor Ort das Bild einer großen und lebendigen Synagogen-Gemeinde zu zeichnen. Zudem seien auch keine Funde entdeckt worden, die auf eine jüdische Präsenz in der Spätantike hinwiesen. Dem widersprach heute die Stadt. Eine jüdische Gemeinde in der Antike sei sicher belegt. Als Unzulässig bezeichnet der LVR darüber hinaus, dass der Leiter Sven Schütte eine antike Palastkapelle rekonstruiere. Es gebe keine Indizien für eine Kontinuität der Kirche, so das Schreiben des LVR. Dagegen erklärte die Stadt, dass es dafür sehr wohl Befunde gebe, die eine Kontinuität beweisen könnten.

Problematisch ist laut LVR insgesamt, dass bislang keine neuen Erkenntnisse publiziert worden seien. Vorliegen würden allein unzureichende Überblicksdarstellungen. Auch die im Juli 2011 durchgeführte Tagung habe keinen breit angelegten, wissenschaftlichen Diskurs eröffnet. Dort seien vielmehr nur wenige internationale Gäste anwesend gewesen. Dagegen erklärte die Stadt heute, dass eine abschließende wissenschaftliche Publikation erst nach Ende der Ausgrabungen vorgelegt werden könne. Die Stadt bekräftigte zudem, dass bei Grabungen bereits über 250.000 Funde aus 2.000 Jahren Stadtgeschichte ausgegraben worden seien. Darunter hätten einige – wie etwa ein Hochmittelalterlicher Ohrring oder über 150 Schiefertäfelchen – eine große wissenschaftliche Bedeutung.

Trotz Bedenken will LVR verhandeln
Trotz der Bedenken schlägt die LVR-Verwaltung vor, dass der Verband mit der Stadt Köln in Verhandlungen eintreten soll. Ziel soll es dabei sein, eine zumindest mehrheitliche Beteiligung an einer künftigen Konstruktion "Archäologische Zone/ Jüdisches Museum" zu erwirken. Zudem soll eine maximale Steuerung in den Bereichen Ausstellung, Bau und Finanzierung erreicht werden. Der Kulturausschuss des LVR wird darüber am 5. Oktober 2011 beschließen.

[cs]