Berlin | Angesichts der Diskussion um eine allgemeine Schutzmaskenpflicht hat sich die Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Susanne Johna, kritisch geäußert. „Atemschutzmasken sind derzeit in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen Mangelware. Wir hoffen, dass sich die Situation durch zusätzliche Lieferungen verbessert, die von der Bundesregierung und den Landesregierungen veranlasst worden sind“, sagte sie der „Rheinischen Post“ (Mittwochsausgabe).

Es wäre fatal, wenn nun auch vermehrt Privatpersonen Schutzmasken aufkaufen würden, die für den Gebrauch in Kliniken oder Pflegeeinrichtungen gedacht seien, sagte Johna. „Es ist nichts dagegen einzuwenden, sich einen einfachen Mund-Nasen-Schutz zu besorgen oder selbst herzustellen. Das kann sinnvoll sein, weil es zusätzlich andere vor einer möglichen Infektion beispielsweise durch Husten oder Niesen schützt.“

Man solle aber nicht der Illusion unterliegen, dass eine einfache, womöglich selbstgemachte Maske ausreichend Schutz vor einer Infektion biete. „Das ist nicht der Fall. Das Tragen einer einfachen Maske könnte sogar einen negativen Effekt haben, wenn dadurch die Abstandsregeln nicht mehr eingehalten würden“, warnte die Vorsitzende des Marburger Bundes.

Ausreichender Abstand zu anderen sei nach wie vor wichtig und solle im öffentlichen Raum unbedingt weiter praktiziert werden. „Im Übrigen ist darauf zu achten, dass beispielsweise Baumwollmasken täglich bei mindestens 60 Grad gewaschen werden. Ungewaschen sollten sie nicht getragen werden“, sagte Johna der Zeitung.

Thüringer Landesregierung gegen Maskenpflicht wie in Jena

Die Thüringer Landesregierung ist auf Distanz zur Entscheidung der Stadt Jena gegangen, die Bürger zum Tragen von Mundschutzmasken zu verpflichten. „Die Landesregierung ist der Überzeugung, dass wirkungsvollen Schutz derzeit vor allem die Einhaltung des Abstandsgebots und die signifikante Reduzierung physischer Kontakte bieten“, sagte ein Regierungssprecher der „Rheinischen Post“ (Mittwochsausgabe). Ebenso wichtig sei die Einhaltung der Hygieneregeln.

„Masken können diese Maßnahmen bestenfalls ergänzen“, hieß es. In der Staatskanzlei wird es als kritisch gesehen, das Tragen von Masken anzuordnen, die es nicht ausreichend gebe. In der thüringischen Stadt Jena soll nächste Woche das Tragen eines Mund-und-Nasen-Schutzes in Verkaufsstellen, dem öffentlichen Nahverkehr und Gebäuden mit Publikumsverkehr verpflichtend werden.

Autor: dts