Offiziell arbeitet Netcologne in Ehrenfeld seit dem 28.März 2008 an ihrem CityNetCologne. Den Anwohnern kommt es schon wie Jahre vor. Und immer mehr Anwohner beschweren sich über den andauernden Schmutz, Lärm und über lockere Gehwegplatten im Veedel. Überall offene Löcher, die von den Bauarbeitern nicht gereinigt werden. Einige Geschäfte klagen sogar schon über Umsatzeinbußen, weil ihre Geschäfte hinter den Baustellen nicht mehr zu sehen oder einfach nicht mehr zugänglich sind.

 Bezirksbürgermeister Wirges fordert Betroffene auf, Mängel zu dokumentieren
Um sich selbst ein Bild vom Zustand der Baustellen zu machen, besichtigte heute Bezirksbürgermeister Joseph Wirges die Körnerstraße. Wirges forderte die Anwohner dazu auf, Mängel oder Beschädigungen zu fotografieren und zu dokumentieren. Ihre Beschwerden sollten die Anwohner direkt an NetCologne und eine Kopie ans Bezirksrathaus senden. Denn wenn die Bauarbeiten – offiziell müssen sie am 25.4.2008 beendet sein – abgeschlossen sind, wird auch die Stadt Köln kontrollieren und die Baustelle abnehmen. „Wenn die Bauarbeiten im Auftrag von Netcologne nicht ordnungsgemäß erledigt werden, trifft es die Steuerzahler. Denn sie müssen am Ende für spätere Verbesserungsarbeiten aufkommen“, so Wirges.

Ladenbesitzer beschweren sich
Viele der Geschäftsinhaber klagen über Umsatzeinbussen, verärgte Kunden, fehlende Parkplätze und das Baustellenchaos, so wie Anja Grabenhorst und Doris Maile von  „Geschmackssachen“: „Unsere vor einer Woche neu gestaltete Fassade ist schon wieder  total verschmutzt. Nichts wird aufgeräumt. Kunden bleiben aus und es wird nichts getan, damit die Situation in einem erträglichen Rahmen ist.“ Eine Kioskbesitzerin aus der Stammstraße beschwert sich: „Am 15.04 kam niemand in den Kiosk, weil der Bürgersteig aufgerissen wurde. Der ganze Dreck kommt in meinen Laden, bei Regen ist es besonders schlimm.“ Die Betreiberin des vom Café-Sehnsucht Monika Linden: „Es war noch nie so schlimm, es gibt keine Parkplätze mehr und man kommt nirgends mehr durch. Und es kamen weniger Gäste.“ Auch die „Heimspiel“-Inhaberin Sandra Greiner ist nicht begeistert von den Bauarbeiten: „Als die Baustelle vor unserer Tür war, konnte man nur auf Umwegen in den Laden gelangen.“

Der Eindruck von Geschäftsinhaberin Anja Grabenhorst „noch nie so chaotische Baustellen gesehen zu haben“, bestätigt sich, wenn die Bauarbeiter nach getaner Arbeit nicht einmal den gröbsten Dreck wegfegen.

 
Auftrieb für das Veedel gelähmt

Für die vielen kleinen und innovativen Ladengeschäfte rund um die Körnerstraße, die in den letzten Jahren das Viertel nachhaltig neu belebt haben, wirkt sich das monatelang andauernde Chaos gerade jetzt verheerend aus. Denn mit den Passagen und der Designzone Ehrenfeld, initiiert vom Büro Voggenreiter kam das Viertel gerade noch einmal richtig in Schwung. Und beim Ehrenfeld-Hopping am letzten Sonntag wateten die Gäste durch Dreck. Unverständlich für viele ist, warum niemand die Baufirmen ─ die anders als Netcologne es in seinem Statement verlauten lässt nicht aus dem näheren Umfeld, sondern aus Frankfurt/Oder kommen ─  kontrolliert und dazu anhält, kurz vor Feierabend, wenigstens das Trottoir zu kehren und den wildesten Dreck zu entfernen. So könnten auch Parkplätze wieder von Autofahrern genutzt werden. Wer jedoch den Eindruck habe, dass Baustellen nicht korrekt durchgeführt werden, solle Netcologne den Namen der betreffen Straße schriftlich mitteilen, hieß es von Seiten des Kölner Telekommunikationsanbieters.

 


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Im Interview mit report-k. de beantwortete Eva Krüger, Leiterin der Netcologne Unternehmenskommunikation, Fragen zu den Netcologne-Baustellen 


Wie lange dauern die Bauarbeiten noch an und wann mit einem endgültigen Ende gerechnet werden kann?
In Ehrenfeld werden die Bauarbeiten noch bis zum Sommer dauern.

Warum sind die Bauarbeiten so langwierig?
Wir schließen fast jedes Haus einzeln an das neue Netz an. Zusätzlich zur Verlegung des Glasfaserkabels auf Straßenebene wird dafür wird eine Zuführung zum Haus gegraben. Für die Bauarbeiten holen die von uns beauftragten Bauunternehmer eine Baugenehmigung bei der Stadt ein. Eine Baugenehmigung wird für einen bestimmten Zeitraum erteilt, so dass die Bauunternehmer ihre Arbeiten auf diese Zeitfenster ausrichten.

Überall im Veedel sind Bürgersteige blockiert, weil noch Löcher offen sind, obwohl an anderen Stellen auch wieder aufgerissen wird. Gibt es Gründe, warum nicht eine Straße oder Straßenseite abgeschlossen wird, bevor man in der nächsten beginnt?
Hierfür kann es unterschiedliche Gründe geben: Zum einen, dass durch die Baugenehmigungen bedingte Timing. Zum anderen können technische Gründe dahinter stehen: Wenige Baustellen vor technisch relevanten Punkten werden länger offen gehalten, da hier kontinuierlich Röhrchen mit Druckluft durch größere Röhren geblasen werden, die weitere Straßen anbinden. Ein Grund kann jedoch auch die Vernetzung der Gewerke sein: Mehrere Baustellen werden in einem Zug von einem Bauunternehmer geöffnet und danach in einem Zug geschlossen. 

Überwacht NetCologne die Bauarbeiten, da die Bauarbeiten von extremem Schmutz und Dreck begleitet sind? Zudem werden für Lagerhaltung von Schildern, Rohren, Erdhaufen, Sandhaufen und unzähligen Baggern im Viertel massiv Parkplätze belegt, die in der angespannten Parkraumsituation in Ehrenfeld zusätzlich den Anwohnern zu schaffen macht?
Vielen Dank für Ihre Anfrage. Ihre Verärgerung über die Baustellen kann ich nachvollziehen, bitte jedoch um Verständnis. Insgesamt investieren wir über 100 Millionen Euro in den Netzausbau, wovon auch die hiesige Bauwirtschaft profitieren wird. Wir sind bestrebt, mit Tagesbaustellen zu arbeiten, so dass sich die Belästigungen pro Haus in Grenzen halten. Baustellen werden von NetCologne-Mitarbeitern regelmäßig auf die korrekte Durchführung überprüft.

Was bringt das CityNetCologne für Köln?
Mit CityNetCologne bauen wir für Köln eine Infrastruktur, die privaten und gewerblichen Nutzern zu Gute kommen wird – derzeit sind darüber schon Telefon und Internet mit bis zu 100 Mbit/s möglich. Die derzeitigen Netze werden in einigen Jahren nicht mehr den neuesten technischen Anwendungen genügen und wir bauen für Köln ein neues Netz, das den Anwendungen der etwa nächsten 20 Jahre gewachsen sein wird. Bisher hat keine Stadt in Deutschland ein derartiges Netz.

Christian Winkler für report-k.de/ Kölns Internetzeitung

 

 

 

 

 

 

Christian Winkler für report-k.de/ Kölns Internetzeitung