Köln | aktualisiert | Das Kölnische Stadtmuseum setzt in diesem Jahr den Schwerpunkt auf die kriegerischen Auseinandersetzungen in Europa und welche Auswirkungen diese auf die Entwicklung der Stadt Köln hatten. Dabei liegt der Fokus, aus Anlass des 100. Jahrestages des Beginns des 1. Weltkrieges auf Kriegen, die weiter in der Historie zurückliegen.

Den Auftakt macht vom 14. Juni bis 5. Oktober 2014 eine Ausstellung über den Dreißigjährigen Krieg mit dem Titel „Köln in unheiligen Zeiten“. Ab dem 22. November wird man dann den 1. Weltkrieg behandeln. Die Ausstellungsmacher kündigen ihre Ausstellung wie folgt an:

Damals wie heute – was bleibt?

Krieg und Frieden – Waffenhandel und Globalisierung: eine höchst aktuelle Debatte. Sie prägte Köln bereits im 17. Jahrhundert. Manches erinnert heute noch daran: Bauten wie das Zeughaus oder Kirchen wie Maria im Frieden und Mariä Himmelfahrt – aber auch die Legende vom Reitergeneral Jan von Werth und seiner Griet als populäres Motiv im Karneval.

Köln in unheiligen Zeiten

1618-1648: Europa im Ausnahmezustand. Religiöser Fanatismus, Tod und Verwüstung stellen alles bislang Bekannte in den Schatten. Im Reich kämpft die katholische Liga mit dem Kaiser gegen die evangelische Union. Auf europäischer Ebene streiten die Habsburger in Spanien und Österreich gegen Frankreich und die protestantischen Mächte: die Vereinigten Niederlande, Dänemark und Schweden. Kriegszüge, Hungersnöte und Seuchen entvölkern ganze Landstriche.

Musketen und Moneten

Doch in Köln ticken die Uhren anders: ein turbulentes und widersprüchliches Kapitel der Stadtgeschichte. Köln zählt zu den größten Städten und ist wirtschaftliches, kulturelles und geistiges Zentrum. Überall und rundherum tobt der Krieg. Doch Köln, auf Neutralität bedacht, wird verschont. Und schlägt sogar Kapital daraus. Hier betreibt man einen florie-renden Handel mit kriegswichtigen Gütern. Nicht zuletzt mit Waffen – für alle Kriegsparteien. Der Krieg füllt die Kassen und macht viele Kölner durch heikle, aber lukrative Ge-schäfte reich. Über die Stadt am Rhein als internationales Finanzzentrum werden im großen Stil Geldtransaktionen abgewickelt: Viele Kriegsherren leihen sich ungeheure Sum-men bei Kölner Kaufleuten, um ihre Heere auszustatten.

„Dat Hillije Coellen“

Stolz präsentiert man sich als „Heiliges Köln“, als katholisches Bollwerk in unruhigen Zei-ten: mit Stiften und Klöstern, prächtigen Prozessionen, barocker Frömmigkeit und Orden wie den Jesuiten. Köln ist schon damals Zentrum der „neuen Medien“. Der Buchdruck sorgt dafür, dass sich die katholische Konfession immer mehr in der Stadtgesellschaft verankert. Die Kehrseite: Hexenverfolgungen finden nun ihren Höhepunkt, Juden und Protestanten werden verfolgt und ausgegrenzt.

Flüchtlinge und Schatzkammer

Aus allen Gegenden flüchten Menschen vor dem Krieg hinter die Kölner Stadtmauern. Nicht ohne Folgen – zeitweise werden die Lebensmittel knapp. Unter den Flüchtlingen sind auch Prominente wie die französische Königsmutter Maria von Medici. Katholische Bischöfe retten sich und ihre Kirchenschätze ebenfalls nach Köln. Unmengen wertvoller Kunstgegenstände und Reliquien bescheren der Stadt den Ruf als „Schatzkammer des katholischen Reiches“.

Die Ausstellung

Mit eigenen Exponaten und kostbaren Leihgaben aus Kirchen und Museen in ganz Deutschland: Bilder der Stadt und des Kriegs, Porträts von Zeitgenossen, wertvolle Kunstobjekte, historische Rüstungen, Waffen und medizinische Geräte, Skulpturen, Möbel, Gemälde, Grafiken, Dokumente und Kirchenschätze. Sie erzählen von einer Stadt im Umbruch, von menschenverachtender Ausgrenzung, von flüchtenden Bischöfen und gehorteten Kirchenschätzen, von opulenter Frömmigkeit und lukrativen Geschäften. Von Krieg, Not und Elend – und vom profitablen Leben im Köln des 17. Jahrhunderts.

Zu den Exponaten gehört das über zwei Meter hohe Bild des Sebastiansaltars aus der Kirche St. Gereon – Zeichen der Dankbarkeit der Kölner, vom Krieg verschont geblieben zu sein. Das Ölgemälde von 1635 zeigt nicht nur die vielen Stadtpatrone, auf deren Wirken man die Rettung Kölns zurückführte, sondern auch eine  Ansicht von Stadt und Fluss.

Begleitband

Zur Ausstellung erscheint im Böhlau Verlag ein umfangreicher, reich illustrierter Begleitband.

Begleitprogramm

Ergänzt wird die Ausstellung durch ein Begleitprogramm mit Vorträgen, Führungen und Exkursionen zu Orten in der Stadt, die noch heute von der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs erzählen.
Kölnisches Stadtmuseum
Zeughausstraße 1-3
Köln-Innenstadt

Über die Ausstellung

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Die Ausstellung zeige den Besuchern, was Köln für eine Rolle spielte, so Kurator Stefan Lewejohann. Die mittelalterliche Stadtmauer bot Schutz, katholische Orden retteten sich und ihre Kirchenschätze nach Köln, die Stadt war ein „Tresor des katholischen Reiches“, erklärt Lewejohann. Die katholische Konfession war gesichert, das Volk wurde durch Prunk und Schätze beeindruckt und mit Festen an den katholischen Glauben herangeführt.

Diejenigen, die der Konfession nicht angehörten, wurden verfolgt und ausgestoßen. Juden, vermeintliche Hexen und heimliche evangelische Gemeinden mussten vor den Katholiken fliehen. Museumsdirektor Dr. Mario Kramp möchte mit der Ausstellung über Köln beide Seiten der Medaille zeigen.

Autor: ag, Doreen Dyckerhoff
Foto: Kriegsgräuel im Dreißigjährigen Krieg zeigt die Zeichnung „Der Galgenbaum“ von Jacques Callot aus dem Jahr 1632