Einsatz von Provida-Fahrzeugen
Sechs getötete und 800 verletzte Fahrradfahrer im ersten Halbjahr 2008 sind für die Polizei mehr als Grund genug, völlig neue Wege bei der Verhinderung von Fahrradunfällen zu gehen. Aus diesem Anlass startete die Polizei heute eine Aktion zur Bekämpfung von Fahrradunfällen auf der Luxemburgerstraße in Köln-Sülz. Dort fahren täglich bis zu 2.000 Radfahrer ungeschützt auf der Straße, weil es keinen Radweg für sie gibt. Erstmalig im Kölner Stadtgebiet werden die sonst nur von der Autobahn bekannten zivilen ProVida -Fahrzeuge eingesetzt, um gefährliche Verhaltensweisen der Autofahrer gegenüber Radfahrern zu verdeutlichen. Dies geschieht mit einem Überwachungssystem, das das Fehlverhalten der Autofahrer anhand einer Kamera aufzeichnet. Autofahrer, die den Sicherheitsabstand zu Radfahrer nicht einhalten, sollen zur Rede gestellt und auf ihr Fehlverhalten aufmerksam gemacht werden.

Dazu werden ihnen die Filme mit ihren Vergehen vorgespielt. Geahndet werden können die Autofahrer von der Polizei nicht, weil dafür der Abstand zwischen Auto und Radfahrer genau abgemessen werden müsste. „Wir wollen aufmerksam machen und die Gefahr vor Augen führen“, erklärte der Fahrradbeauftragte der Stadt Köln, Jürgen Möllers. Vorerst sollen bis zum Oktober weitere Aktionen – unter anderem an der Frankfurter- und der Neusserstraße – folgen. Getestet werden soll später, ob der der Einsatz von ProVida-Fahrzeugen sinnvoll ist. Mit Anschaffungskosten von 80.000 Euro seien sie eine teure Investition.

Sicherheitsabstand ist unerlässlich
Unfallauswertungen haben nach Angaben der Polizei ergeben, dass Radfahrer häufig verunglücken, weil deren Vorrang beim Abbiegen nicht beachtet wird und Autofahrer mit zu geringem Abstand an Radfahrern vorbei fahren. Das Unterschreiten des Sicherheitsabstandes beim Überholen eines Radfahrers ist ausgesprochen gefährlich. Auch wenn es nicht zu einer Berührung zwischen Autofahrern und Radfahrer kommt, werden Radfahrer häufig in der Koordination derartig beeinträchtigt, dass sie stürzen. Dies führt dann leider häufig zu schweren Verletzungen bei den Radfahrern. Neben dem Unterlassen des Sicherheitsabstandes gilt Unachtsamkeit beim Abbiegen als häufigste Ursache für Fahrradunfälle. Durch den Einsatz des Provida-Fahrzeuges werden Autofahrern ihre gefährlichen Verhaltensweisen an Ort und Stelle vor Augen geführt. „Wir wollen verhindern, dass die Motorik des Radfahrers beeinträchtigt wird“, sagte Mario Lüth, Verkehrssicherheitsberater der Polizei Köln.

Ziel: Fahrradunfälle um 30 Prozent reduzieren
Angestoßen wurde die Aktion der Polizei durch den Expertenkreis Velo 2010, der sich seit vier Jahren einmal im Quartal trifft. Diskutiert wird dann über die Sicherheit beim Radfahren in Köln. Als ständige Mitglieder sind in dem Expertenkreis die Stadt Köln, das Polizeipräsidium Köln, die Mühlheimer Fahrradgruppe, der Bund Deutscher Radfahrer, der Automobilclub Europa und der Allgemeine Deutsche Automobilclub vertreten. Gemeinsam haben sie sich das Ziel gesetzt, den Raum der Straße für alle Verkehrsteilnehmer sicherer zu machen und bis 2010 die Anzahl der Fahrradunfälle um 30 Prozent zu reduzieren.

Cornelia Schlösser für report-k/ Kölns Internetzeitung