Köln | Für viele Kölner Betriebe geht es um die nackte Existenz. Die Bäckerei Ecke an der Aachener Straße in Braunsfeld hat noch „Glück“: man habe „nur“ 40 Prozent weniger Umsatz als üblich, berichtete Inhaber Mathias Ecke (51), als ihm am Donnerstag Oberbürgermeisterin Henriette Reker und der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks und der Kölner Handwerkskammer Hans Peter Wollseifer einen Besuch abstatteten.

Die Traditionsbäckerei existiert seit 1903, beliefert auch Gastronomiebetriebe mit ihren Backwaren. Dieses Geschäft sei nun weggebrochen. Doch dank der treuen Laufkundschaft reicht das Geschäft zum Überleben. Auch wenn alle zehn Angestellten momentan etwas kürzer treten oder den Urlaub vorziehen müssten. „Andere Bäcker-Kollegen, die schlechter aufgestellt sind als wir, trifft es aber noch viel härter“, weiß Ecke.

Auch Wollseifer ist sich der dramatischen Lage für das Handwerk bewusst. „Es werden nicht alle Betriebe überleben“ prognostiziert er. 34 000 Betriebe gibt es im Bezirk der Kölner Handwerkskammer. Viele Betriebe seien von den Umsatzeinbußen „sehr stark betroffen“. Bei denen gehe es „nicht mehr um Wochen, sondern um Tage“ – trotz finanzieller Soforthilfen. Die Telefone der Handwerkskammer stünden seit zwei Wochen nicht mehr still, so Wollseifer. Allein am Wochenende seien 600 Anrufe von Betrieben in Not eingegangen. 25 Mitarbeiter der Kammer sind derzeit allein dafür da telefonisch oder übers Internet über Hilfsmöglichkeiten zu beraten.

Immerhin: Bund und Land hätten „angemessen und schnell reagiert“, lobt Wollseifer. Besonders in NRW. Momentan stehe er im Gespräch mit den Banken, so Wollseifer, um diese davon zu überzeugen die Hürden zur Vergabe von Krediten herunterzuschrauben. Noch seien Banken bei einer Kreditvergabe verpflichtet die Unternehmen „ganz normal“ nach „Basel III“ zu prüfen. „Das dauert zu lang“, beklagt Wollseifer. Die „gute Nachricht“: viele Betriebe könne man „schnell wieder hochfahren“, sobald der Shutdown vorbei sei, ist sich Wollseifer sicher.

Autor: Julia Katharina Brand
Foto: Umsatzeinbußen von 40 Prozent: Bäckermeister Mathias Ecke (Mitte) schildert Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Hans Peter Wollseifer seine momentane wirtschaftliche Lage. | Foto: Brand