Bochum | In Bochum ist ein medizinisches Zentrum eröffnet worden, in dem behinderte Patienten mithilfe eines in Japan entwickelten Roboteranzuges neue Formen der Mobilität erlernen sollen. Das sogenannte Zentrum für neurorobotales Bewegungstraining mit HAL-Systemen sei das erste seiner Art in Europa, teilten die Projektpartner mit.

„Für den Medizinstandort NRW ist diese Ansiedlung von großer Bedeutung. Der HAL-Anzug zeigt, welche technischen Möglichkeiten zur Behandlung schwerer Krankheiten heute zur Verfügung stehen“, sagte NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD).

„HAL“ steht für Hybrid Assistive Limb und ist der weltweit erste Roboteranzug, der die Bewegung von Gliedmaßen effizient unterstützt und verstärkt. Von anderen Systemen unterscheidet er sich den Angaben zufolge vor allem dadurch, dass er auf Nervenimpulse reagiert, um sich selbst und damit den Gelähmten in Bewegung zu setzen. Das Vorbild für den Anzug stammt aus Japan, wo bereits 300 Exemplare in 135 Einrichtungen im Einsatz sind.

Beteiligt an dem Projekt sind unter anderem das Uni-Klinikum Bergmannsheil und die Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie. Für die Anwendung in Deutschland musste der Roboteranzug an europäische Körpermaße angepasst werden. Der Ärztliche Direktor des Uni-Klinikums, Thomas Schildhauer, ist von den ersten Praxisergebnissen angetan: „Wir beobachten durch das Training mit dem Anzug eine deutlich gesteigerte Mobilität der gelähmten Patienten, einen intensivierten Muskelaufbau, mehr Muskelleistung und ein höheres Aktivitätsniveau.“ Der Mediziner erwartet durch die Nutzung des Anzuges neue Therapieansätze.

Das deutsch-japanische Projekt sei dank der seit 60 Jahren bestehenden engen wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zwischen NRW und Japan möglich geworden, sagte Wirtschaftsminister Duin. Das Land werde das Projekt auch weiterhin „intensiv“ begleiten.

Autor: dapd