Düsseldorf | Die Skyline des Düsseldorfer Medienhafens schimmert im Wasser, die Teetassen klirren, im Hintergrund schmettern die ersten Heimattreuen „God Save The Queen“. An Deck der „MS Rheinfantasie“ stößt am Sonntag der britische Botschafter Simon McDonald mit seinen Gästen mit Sekt an, im Hintergrund flimmert das Gesicht der britischen Königin Elisabeth II. über riesige Leinwände. Das Britische Generalkonsulat hat anlässlich des 60. Thronjubiläums der Königin zur Teezeit auf dem Rhein geladen.

Der sehr britische Regen, der unaufhörlich auf den Rhein tropft, dämpft die Stimmung der etwa 600 Gäste keineswegs. „Das Jubiläum ist ein einmaliges Erlebnis, auf das wir uns alle gefreut haben“, schwärmt Thelma Matuk. „Ich hoffe einfach auf einen schönen Abend mit gutem, britischem Essen.“ Die gebürtige Yorkerin ist Chairlady, also Vorsitzende im British Business Club Düsseldorf und mitverantwortlich für die Schiffsfahrt der besonderen Art.

Wehmütige Heimaterinnerungen bei Briten

Während Königin Elisabeth begleitet von einer Flotte kleinerer Boote die Themse hinauffährt, wird auf der „MS Rheinfantasie“ auf Leinwänden live nach London geschaltet, um dem Spektakel so nah wie möglich zu sein. Ausgewählte Bands spielen stimmungsvolle Hintergrundmusik und 60 Mitglieder des Clubs umschwirren das Schiff mit ihren eigenen Motorbooten, ebenso wie es zeitgleich in London mit der Fregatte der Königin passiert.

Zwischen Sekt und englischen Snacks kommen bei vielen Gästen wehmütige Heimaterinnerungen auf. Die 56-jährige Auslandskorrespondentin Loreley Thompson beschreibt: „Natürlich liest man hier und da über das Diamond Jubilee. Aber man weiß einfach, dass die Freunde und Verwandte zu Hause seit Wochen kein anderes Thema kennen, da kann man sich schon außen vor fühlen.“ Das wollten Thelma Matuk und der British Business Club unbedingt verhindern und luden deshalb mit zur Bootstour.

Höhepunkt des Patriotismus

Die Feierlichkeiten zur Krönung der Monarchin strecken sich über das ganze Jahr 2012, doch für die britische Gemeinde in Düsseldorf ist die Schiffsfahrt das Highlight der patriotischen Gefühle. Seit über 50 Jahren halten Vereine immigrierter Briten in Nordrhein-Westfalen die Tradition der englischen Clubs aufrecht: Geschlossene Gesellschaften, die sich zwischen Tee, Dresscode und Pferderennen bewegen, um ein Stück der heimatlichen Gesellschaft zu konservieren.

Der britische Botschafter Simon McDonald betont in seiner Rede die deutsch-englische Freundschaft, spricht aber auch von wiederkehrenden Differenzen: „Ich arbeite seit 15 Jahren in Deutschland und noch niemand hat verstanden, wie ich mein Frühstück essen möchte“, lacht er ins Publikum.

Solche kulinarischen Schwierigkeiten treten in den Hintergrund, als die Lancashire Artillery Band die ersten Töne der Nationalhymnen beider Staaten anstimmt. Aus vollen Kehlen singen Briten und Deutsche gemeinsam. Und ein letztes „God Save The Queen“ ertönt, als die „MS Rheinfantasie“ wieder in den Hafen einläuft.

Autor: Emily Loh, dapd
Foto: Symbolfoto