Retter von KARS demontieren Notkonstruktionen eines vorderen Teils des Hauses im Gebiet Darnytskyi, das zuvor unter Beschuss geraten war | Foto: KSCA, Alexey Samsonov

Köln | LIVEBERICHT wird ständig aktualisiert | red, dts | Der russische Präsident Putin warnt den Westen und die Ukraine startete einen Gegenangriff. Experten fürchten steigende HIV- und Tuberkulose-Zahlen und die Ukraine verpasst die Teilnahme an der Fußball-WM. Der Livebericht zu den Ereignissen rund um den Krieg in der Ukraine, die Situation der Flüchtlinge sowie politische Reaktionen weltweit.

Putin warnt Westen vor weiteren Waffenlieferungen an Ukraine

Russlands Präsident Wladimir Putin hat im staatlichen russischen Fernsehen den Westen vor neuen Waffenlieferungen an die Ukraine gewarnt.

Russland werde „neue Ziele angreifen“, wenn die USA Langstreckenraketen an die Ukraine liefern, sagte Putin in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview mit dem Sender Rossija 1. Es seien in der Ukraine dann diejenigen Einrichtungen an der Reihe, die noch nicht angegriffen wurden, sagte er. Die Lieferung der US Mehrfachraketenwerfer-Artilleriesysteme (MLRS) an die Ukraine ändere im Wesentlichen nichts, da Kiew zuvor schon ähnliche Waffen hatte.

US-Präsident Joe Biden hatte am Dienstag gesagt, die USA würden der Ukraine „modernere Raketensysteme und Munition“ liefern, solange der Krieg mit Russland weitergehe.


Ukraine startet Gegenangriff – Explosionen in Kiew

In den letzten 24 Stunden haben ukrainische Streitkräfte in der umkämpften Stadt Sjewjerodonezk in der Ostukraine Gegenangriffe durchgeführt. Das habe „wahrscheinlich die operative Dynamik abschwächt, die die russischen Streitkräfte zuvor durch die Konzentration von Kampfeinheiten und Feuerkraft erlangt hatten“, heißt es im Lagebericht des britischen Militärgeheimdienstes. In diesem Gebiet seien von Russland geführte Separatistenkräfte der selbsternannten Volksrepublik Lugansk im Einsatz, die im Vergleich zu regulären russischen Einheiten keine schwere Ausrüstung haben.

„Der Einsatz von Proxy-Infanteriekräften für städtische Räumungsoperationen ist eine russische Taktik, die zuvor in Syrien beobachtet wurde, wo Russland das V-Korps der syrischen Armee einsetzte, um städtische Gebiete anzugreifen“, heiß es von den Briten, die die Lage in der Ukraine seit Kriegsbeginn besonders intensiv beobachten und täglich ihre Lageeinschätzung verbreiten. „Dieser Ansatz deutet wahrscheinlich auf den Wunsch hin, die Verluste der regulären russischen Streitkräfte zu begrenzen“, so die Analyse. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko teilte unterdessen mit, es habe in der Hauptstadt mehrere Explosionen gegeben. Zunächst war von mindestens einer verletzten Person die Rede.


Ukraine: Experten fürchten steigende HIV- und Tuberkulose-Zahlen

Der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria rechnet damit, dass der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine zu einem starken Anstieg der Infektionszahlen bei HIV und Tuberkulose führen wird. „Es ist noch zu früh, um die langfristigen Folgen des Krieges genau einzuschätzen, aber wir gehen davon aus, dass sich der Konflikt erheblich auf die Tuberkulose- und HIV-Raten in der Ukraine und in der gesamten Region auswirken wird“, sagte der Direktor des Globalen Fonds, Peter Sands, dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Montagausgaben).

„Große Fluchtbewegungen, die Unterbringung in beengten Unterkünften und die Unterbrechung der medizinischen Versorgung begünstigen die Verbreitung von Infektionskrankheiten“, sagte er.

Nach Angaben des Globalen Fonds hatte die Ukraine bereits vor dem Krieg eine der höchsten Tuberkulose- und HIV-Raten in der Region Osteuropa/Zentralasien. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass 2020 in der Ukraine rund 32.000 Menschen mit Tuberkulose lebten. Dabei ist die Ukraine eines der 30 Ländern weltweit, das am stärksten von multiresistenter Tuberkulose betroffen ist.

Das bedeutet, dass gängige Tuberkulose-Medikamente nicht mehr anschlagen. Zudem leben in dem Land schätzungsweise 260.000 Menschen mit HIV. Damit ist die Ukraine – nach Russland – das am zweitstärksten von HIV betroffene Land in der WHO-Region Osteuropa/Zentralasien. Sands sagte, man sei sehr besorgt über die Gesundheitsversorgung in der Ukraine.

„Mehr als 150 Gesundheitseinrichtungen wurden beschädigt oder zerstört, medizinisches Personal und Patienten wurden vertrieben, verletzt oder getötet“, berichtete er. Viele Menschen hätten keinen Zugang zu medizinischer Versorgung mehr, Präventions- und Behandlungsprogramme seien unterbrochen. „Für Tuberkulose-Patienten und Menschen, die mit HIV leben, ist diese Situation besonders lebensbedrohlich, denn sie sind auf die regelmäßige Einnahme von Medikamenten angewiesen“, warnte Sands.

„Wir unterstützen nachdrücklich die Einrichtung eines geschützten humanitären Korridors, damit medizinische Hilfsgüter geliefert werden können und Menschen, die das Konfliktgebiet verlassen wollen, dies auch können“, sagte er weiter.


Deutsche Neonazis in Russland an Waffen ausgebildet

Mitglieder der NPD-Jugendorganisation Junge Nationalisten und der Neonazi-Kleinstpartei Dritter Weg haben in der Vergangenheit an Kursen in einem paramilitärischen Ausbildungszentrum der rechtsextremen Organisation „Russian Imperial Movement“ (Russische Reichsbewegung, RIM) in St. Petersburg teilgenommen.

Das erklärte das Bundesinnenministerium in seiner Antwort auf eine Frage der Linken-Bundestagsabgeordneten Martina Renner, über die die Zeitungen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ berichten. „Deutsche Sicherheitsbehörden müssen verhindern, dass sich deutsche Neonazis in Russland paramilitärisch ausbilden lassen“, sagte Martina Renner dem RND. „Zudem erwarte ich, dass Strafverfolgungsbehörden gegen Personen vorgehen, die in der Vergangenheit an Trainings in Russland teilgenommen haben“, fügte die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion hinzu.

Von Neonazis, die in Russland im Umgang mit Waffen geschult wurden, gehe eine große Gefahr für die innere Sicherheit aus. Der bewaffnete Arm des Russian Imperial Movement, die Russian Imperial Legion, ist auch an Kampfhandlungen gegen das ukrainische Militär im Zuge des russischen Angriffskriegs beteiligt. Bereits ab 2014 waren Kämpfer der Organisation im Donbass auf Seiten pro-russischer Separatisten im Einsatz.

Über die Teilnahme der deutschen Rechtsextremen an solchen paramilitärischen Schulungen hatte das Nachrichtenmagazin „Focus“ bereits 2020 unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtet. Das Bundesinnenministerium teilte damals auf Medienanfragen hin jedoch mit, dazu keine konkreten Erkenntnisse zu haben.


Ukraine verpasst Fußball-WM

Die ukrainische Nationalmannschaft hat die Teilnahme an der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar verpasst. Das Team von Trainer Oleksandr Petrakow verlor das Playoff-Finale gegen Wales mit 0:1. Das Eigentor von Andrij Jarmolenko (34.) nach einem Freistoß von Wales` Kapitän Gareth Bale blieb der einzige Treffer des Tages. Wales hingegen ist zum zweiten Mal nach 1958 bei einer WM dabei.

Während des Spiels kam es zu einem russischen Hackerangriff auf einen ukrainischen Streaming-Anbieter, der das Spiel im Internet übertrug. Zwischenzeitlich waren dort russische Propaganda-Videos zu sehen. Russlands Nationalmannschaft wurde wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine von den Playoffs ausgeschlossen.