Köln | Wer kein digitales Kundenkonto bei der Deutschen Bahn AG (DB) hat und eine E-Mail-Adresse, der kann ab 9. Juni 2024 die BahnCard nicht mehr nutzen. Das kritisieren Seniorenbündnisse und Sozialverbände. Auch Sparpreis-Tickets sind ohne digitale Identität nicht mehr zugänglich. Die Verbände fordern „Bahnfahren ohne Digitalzwang“.
Insgesamt 28 Organisationen haben sich dem Protest angeschlossen. Sie fordern von der DB, dass Menschen nicht von Angeboten ausgeschlossen werden, wenn diese das Internet nicht nutzen wollen oder können. In einem offenen Brief schreiben sie an den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn, Dr. Richard Lutz: „Gewährleisten Sie einen analogen Zugang zu BahnCard und Sparpreisen, der ohne Mehrkosten und barrierefrei von allen, auch von sogenannten Offlinern, genutzt werden kann.“
So soll es die BahnCard ab 9. Juni 2024 nur noch in digitaler Form geben. Wer die Alternative den Papierausdruck bekommen will, braucht digitale Zugänge. Die Sparpreis-Tickets werden seit Oktober 2023 nicht mehr als klassische Papierfahrkarten ohne E-Mail-Adresse oder Mobilnummer verkauft, beklagen die Verbände. Die Verbände betonen, dass sie sich nicht gegen die digitalen Angebote wenden, sondern von der Bahn lediglich die Gewährleistung eines analogen Angebots fordern.
Der offene Brief wurde zudem an den Bundesminister für Digitales und Verkehr, Dr. Volker Wissing, und die verkehrspolitischen Sprecherinnen und Sprecher der Fraktionen SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP, CDU/CSU sowie der Gruppe Die Linke geschickt. So heißt es in dem offenen Brief: „Nach Angaben des Statistischen Bundesamts sind in Deutschland gut fünf Prozent der Menschen im Alter zwischen 16 und 74 Jahren offline. Mit dem Alter steigt die Zahl derjenigen, die weder das Internet nutzen noch ein Smartphone besitzen: Bei den über 80-Jährigen ist nur etwa jeder Dritte online. Günstig Bahnfahren muss jedoch auch für diese Menschen möglich bleiben.“
In dem offenen Brief wird festgestellt, dass Mobilität gesellschaftliche Teilhabe bedeute. Öffentliche Mobilität müsse niedrigschwellig zur Verfügung stehen.