Köln | Wöchentlich twittert, facebookt oder pressemeldet die Kölner Polizei Unfälle mit E-Scootern. Die Kölner Politik reagiert darauf: Kölns Oberbürgermeisterin Henrietter Reker fordert in einem Kölner Medium ein nächtliches Fahrverbot für E-Scooter und droht mit einem generellen Verbot, Medien wie der „WDR“ sprechen von vielen Unfällen. Report-K wollte wissen, wie viele Unfälle im ersten Halbjahr 2021 (1. Januar bis 30. Juni) welchem Verkehrsmittel zuzurechnen sind. Die Polizei antwortete.

Vorab: Die Unfallzahlen werden nicht in Relation zur Häufigkeit des Vorkommens der einzelnen Fahrzeugart gesetzt, weil dies etwa bei Fahrrädern oder Fußgängern auch gar nicht möglich wäre. Daher listet report-K hier lediglich die absoluten Zahlen auf. Auffällig ist, dass die Polizei Köln dem Thema E-Scooter in ihrer Öffentlichkeitsarbeit viel Aufmerksamkeit widmet und diese schon in den Überschriften teilweise reißerisch wertet. Einige Beispiele aus den vergangenen drei Wochen: Am Montag den 14. Juni schreibt die Kölner Polizei: „Verkehrsunfälle mit E-Scootern: Alarmierende Wochenendbilanz“ (8 Unfälle) oder „Fünf Verkehrsunfälle mit E-Scootern in 24 Stunden“, „Zwölf verletzte E-Scooter-Fahrende an einem Wochenende – Polizei im Schwerpunkteinsatz“, „Erneut zwei Stürze mit E-Scootern – Krankenhaus“, „Drei verletzte E-Scooter-Fahrer in weniger als 24 Stunden“, „Schockierende E-Scooter-Unfallbilanz vom Wochenende“, „Alkoholisierter E-Scooter-Fahrer nach Sturz in Krankenhaus – schwerste Kopfverletzungen“ oder „E-Scooter-Fahrerin ohne Beleuchtung von BMW erfasst – Krankenhaus“.

Wenn aus der Politik jetzt Forderungen nach Verboten kommen, sollte vorab ein Blick auf Zahlen, Fakten und die Statistiken erfolgen. Die Kölner Polizei zählt Unfälle und bei den jetzt von dieser Internetzeitung abgefragten Zahlen handelt es sich anders als den jährlichen Unfallbilanzen, um vorläufige Zahlen, die aber dennoch aussagekräftig sind. Auch gilt es zu beachten, dass bei Unfällen sich etwa in einem PKW mehrere Personen verletzen können. Dies gilt auch für E-Scooter, Rad- und Motorradverkehr. Nicht berücksichtigt wird hier die Frage nach der Schuld oder ob es sich um einen Alleinunfall oder einen Unfall mit mehreren Beteiligten handelt.

184 Verkehrsunfälle auf dem Kölner Stadtgebiet wurden im Zusammenhang mit Fußgängern und 207 Verunglückten verzeichnet. Zwei Fußgänger*innen starben und 27 mussten in Kliniken versorgt werden. Bei den Motorradfahrern eingeschlossen Kleinkrafträder und Mopeds ereigneten sich 145 Verkehrsunfälle. Bei diesen verunglückten 158 Menschen. 143 Menschen nutzten dabei das Motorrad und davon mussten sich 30 einer stationären Behandlung unterziehen.

Auto mit den meisten Unfällen

An 976 Unfällen auf dem Kölner Stadtgebiet waren Autos oder LKW beteiligt und 1.127 Menschen verunglückten. 466 waren in den Fahrzeugen und von diesen wurden 55 stationär in Kliniken behandelt. Die überwiegende Anzahl der Verunglückten in der Statistik Auto/LKW sind damit die, die mit einem anderen Verkehrsmittel oder zu Fuß unterwegs waren. 674 Unfälle unter Beteiligung von Radfahrenden ereigneten sich auf Kölns Straßen zwischen dem 1. Januar und 30. Juni. 712 Menschen verunglückten von denen 661 Radfahrende waren. 99 mussten in einer Klinik behandelt werden. Und die E-Scooter?

Die Unfallbilanz der E-Scooter

94 Verkehrsunfälle verzeichnet die Statistik der Kölner Polizei mit E-Scootern. Es gab 100 Verletzte und davon waren 80 die Nutzer der E-Scooter. Zwölf Menschen mussten in einer Kölner Klinik nach einem Unfall behandelt werden.

Das sagt die SPD zu den E-Scootern

Die SPD sieht einen dringenden Verbesserungsbedarf im Themenfeld E-Scooter. So lässt der Fraktionsvorsitzende der Kölner SPD schriftlich erklären: „E-Scooter können eine sinnvolle Ergänzung für die moderne Mobilität sein. Was wir derzeit insbesondere in der City sehen, erinnert allerdings eher an Wild West: Schwere Unfälle mit betrunkenen Fahrern, achtlos abgestellte Scooter als gefährliche Hindernisse für Radfahrer und Fußgänger, hunderte Roller im Rhein, in Seen und Parks, die als tickende Zeitbomben zu Umweltrisiken mutieren. So kann es nicht weitergehen.“ Die SPD setzt auf höhere Bußgelder und schließt sich der Initiative der Kölner Oberbürgermeisterin Reker an, dass ein nächtliches Fahrverbot für E-Scooter angebracht sei. Zudem will die SPD die Roller in die Kölner Vororte verlegen.

Warum die Roller gerade an den Wochenenden bei den jungen Menschen in Köln so beliebt sind? Wer sich diese Frage stellt, der sollte einmal nach Mitternacht von der Kölner Innenstadt, der Südstadt, dem Kwartier Lateng oder Ehrenfeld versuchen, mit den Kölner Verkehrsbetrieben zu cruisen.

Autor: red