Gegen Armut

In seiner Rede wies Oberbürgermeister Jürgen Roters auf viele Gemeinsamkeiten zwischen Hans Böckler und der Preisträgerin hin: „Sie eint beispielsweise das unbestechliche Eintreten für soziale Gerechtigkeit und die unbeirrbare Überzeugung von der Gleichwertigkeit aller Menschen. Während sich Hans Böckler für die Mitbestimmungsrechte in Betrieben stark machte, setzt sich Frau Lundby-Wedin für gleiche Entlohnung von Männern und Frauen ein.“ Nicht nur in Europa, sondern in der gesamten Welt trete Wanja Lundby-Wedin aktiv dafür ein, die Armut zu bekämpfen und die Lebensbedingungen von Arbeiterinnen und Arbeitern zu verbessern, so Roters und fügte hinzu: „Unter Ihrem Vorsitz werden Initiativen ins Leben gerufen, mit denen die Rechte von Arbeitern gestärkt und darüber hinausgehendes soziales Engagement und Eintreten praktiziert werden. Gleichermaßen gilt Ihr Kampf der Immunschwäche AIDS. Ich bin stolz, Ihnen heute den Hans-Böckler-Preis 2011 verleihen zu können und gratuliere Ihnen hierzu von ganzem Herzen.“

Leise und durchsetzungsstark
Laudator Michael Sommer zog auf seinem Streifzug durch die Verdienste von Wanja Lundby-Wedin von Schweden, über Europa bis nach Afrika und würdigte das Engagement der Gewerkschaftsfrau, die auch in schwierigen Zeiten die Interessen der Arbeiter vertreten habe. Wanja Lundby-Wedin ist auch engagiert in der sozialdemokratischen Partei Schwedens. Sommer lobte, dass es Wanja Lundby-Wedin gelungen sei, die Grundfeste des schwedischen Sozialnetzes am Leben zu erhalten. Sie sei es gewesen die zum europäischen Binnenmarktmodell auch ein Sozialmodell eingefordert habe. Sommer verlieh Wanja Lundby-Wedin auch das Prädikat, dass man ihr selbst schwierige Verhandlungen auf europäischer Ebene mit den Staats- und Regierungschefs anvertrauen könne. Sommer wörtlich: „Solche Verhandlungen sind bei Wanja Lundby-Wedin in guten Händen“.

Umbau Europas zur grünen Wirtschaft
Wanja Lundby-Wedin mahnte in ihrer Kölner Rede, dass Europa sich nicht im Niedriglohnsektor positionieren sollte, sondern seine Stärke Wissen und Kompetenz als Vorteil verstehen muss. Sie forderte Europas fiskalische Konsolidierung mit einer neuen Art von Wachstum in Einklang zu bringen, dass grün, intelligent und nachhaltig sei, auch um die Wettbewerbsfähigkeit der EU zu sichern. Die neue europäische Union, so Wanja Lundby-Wedin müsse den Bürgern dienen und darf kein Selbstzweck sein. Sie forderte eine größere Ausgewogenheit zwischen den Rechten von Gewerkschaften und ökonomischer Freiheit. Der EU-Vertrag müsse um ein „soziales Fortschrittsprotokoll“ ergänzt werden, der festlege, dass man Armut bekämpfe und Teilnahme am Arbeitsmarkt sichere. Dazu gehöre die Chancengleichheit von Mann und Frau mit vom Geschlecht unabhängiger gleicher Bezahlung. Migranten müssen in die europäische Gesellschaft integriert werden, fordert Wanja Lundby-Wedin. Europa müsse vor dem Thema Klimawandel sich zu einer grünen Wirtschaft entwickeln, die finanziell stabil sein muss und gute Arbeitsbedingungen beinhalte. Wanja Lundby-Wedin schloss mit: „Unter einigen Gesichtspunkten leben wir Europäer in der besten aller Welten. Aber dies bedeutet nicht, dass wir aufhören sollten für soziale Gerechtigkeit und Gewerkschaftsrechte in unseren Ländern zu kämpfen. Indem wir unsere Gesellschaften verbessern, werden wir auch Menschen in anderen Teilen der Welt in ihrem Ringen für Demokratie, Menschenrechte, Gewerkschaftsrechte und soziale Gerechtigkeit unterstützen.“

[ag]