Köln | Coletta Scharf, Mitglied des BUND und Anwohnerin am Kölner Grüngürtel, dokumentierte die Schäden nach dem Elften im Elften 2023 im Inneren Grüngürtel und vor allem rund um den Aachener Weiher. In dem kleinen Gewässer zählte sie 270 schwimmende Glasflaschen. Die Kreisgruppe des BUND Köln fordert den Schutz des Inneren Grüngürtels und sagt „Schluss mit Ausweichflächen im Landschaftsschutzgebiet!“
„Mülldeponie“ statt Landschaftsschutzgebiet
Scharf beschreibt den Zustand des Inneren Grüngürtels nach den Exzessen des Elftem im Elften als „Mülldeponie“. Dort fand sich auf den Wiesen Glas, Verpackungsmüll und Scherben. Und sogar auf einem der Spielplätze. Die bewaldeten Flächen wurden zur Toilette und waren übersäht mit Papiertaschentüchern. Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald stellt fest, dass es im ungünstigsten Fall bis zu 5 Jahre dauern kann bis Papiertaschentücher verrotten. Zwar sind diese aus Zellstoff gefertigt, aber die Hersteller machen diese reissfester und verlängern damit den Verrottungsprozess. Im Aachener Weiher zählte die Anwohnerin 270 Glasflaschen die herumschwammen. Die AWB habe in sechs Schichten das Areal gereinigt. Die Mitarbeitenden der AWB sammelten die Überreste mit den bloßen Händen oder die Scherben einzeln mit Greifzangen ein. Auch die StEB sammelte rund um den Weiher die Scherben auf. Für die Scherben im Wasser gebe es kein Konzept. Scharf erinnerte daran, dass der Innere Grüngürtel ein Lebensraum für Tiere sei, wie Habichte, Eulen, Zwergtaucher oder Stockenten. Das deren Lebensraum zu schützen sei, werde völlig ignoriert.
Als die Pressekonferenz läuft fragt ein junger Mann nach was hier gerade passiere und freute sich über das Engagement des BUND. Er lebt in Köln und erzählt, dass er im Sommer mit seinen Freunden auf der Uniwiese Fußball spiele. Zwar werde diese mit den Platten abgedeckt, aber vor jedem Spiel suchen sie nach Glasscherben im Gras, da sie Angst vor Verletzungen haben. Er deutet in Richtung der Spuren, die im Gras zu sehen sind. Von den schweren Maschinen, die die Platten ablegen und wieder einsammeln. Auch das Muster, dass die Platten hinterlassen sind im Winterlicht des Januars noch gut erkennbar.
Wie wird die Bezirksregierung reagieren
Helmut Röscheisen aus dem Vorstand der Kreisgruppe Köln des BUND Köln fordert ein Ende der Nutzung der Uniwiese als sogenannte Ausweichfläche in einem Landschaftsschutzgebiet. Dort seien Veranstaltungen verboten. Der Argumentation der Stadtdirektorin dies sei keine Veranstaltung, sondern Teil der Gefahrenabwehr erteilt Röscheisen eine klare und deutliche Absage. Er fragt, wie sich denn Veranstaltung definiere? Auf der Uniwiese bespiele ein DJ mit Programm die Partypeople und es gebe zu trinken und Toiletten. Daher habe der BUND jetzt erneut die Bezirksregierung eingeschaltet das Verhalten der Stadt Köln zu prüfen. Der BUND Köln zeigt sich optimistisch, dass die Bezirksregierung die Eingabe gewissenhaft prüfe. Zudem stelle sich die Frage nach der Ausweichfläche auf dem Hohenstaufenring und der Uniwiese.
Jörg Frank, der den BUND Köln als kommunalpolitischer Experte berät, erinnerte noch einmal an die Bürgereingabe aus dem Sommer 2023 eine Ausweichfläche auf der Nord-Süd-Fahrt zu schaffen. Diese Idee wurde durch eine Mehrheit aus CDU und SPD im Ausschuss AVR des Kölner Stadtrates verworfen. Das es jetzt die Debatte um den Hohenstaufenring gebe sei dem Druck geschuldet der aus der Stadtgesellschaft auf die Verwaltung und Politik ausgeübt werde. Dabei ist noch nicht entschieden, ob es die Bühne dort überhaupt geben werde. Frank kritisiert, dass weder die Politik im Rat noch die Stadtspitze nach einer dauerhaften Lösung suchten. Einen Vorwurf, den der ehemalige Fraktionsgeschäftsführer der Grünen auch dem gestaltenden Ratsbündnis macht.
Lenkung der Feiermassen möglich
Aus der Bürgergemeinschaft Rathenauplatz, die auch vor Ort war, gab es ebenfalls Kritik, vor allem dass am Runden Tisch Karneval alle Vorschläge abgelehnt worden seien. Die Lage sei die, dass die meisten Menschen, die im Zülpicher Viertel feiern wollten am Rudolfplatz ankämen und diese dann durch die gigantischen Displays ins Viertel gelenkt würden. Die Frage sei, warum es nicht direkt am Rudolfplatz ein Angebot gebe, so die Bürgergemeinschaft Rathenauplatz, also dort wo die Menschen ankommen. Eine weitere Frage aus der Bürgergemeinschaft aufkam war, warum der Aachener Weiher nicht so geschützt und abgesperrt werde wie der Bereich der Senke hinter den Universitätsgebäuden? Eine Forderung die auch Coletta Scharf hatte.
Die Debatte um die Fläche am Hohenstaufenring und der Uniwiese wird die Stadtpolitik und Stadtgesellschaft sicherlich in Atem halten. Viel Zeit haben Politik und Stadtverwaltung erneut nicht, denn in genau einem Monat ist Weiberfastnacht. Und es nicht damit zu rechnen, dass in diesem Jahr alle zuhause bleiben werden, eine Lappenclöwnchen-Polonaise auf dem Sofa initiieren und bei einem Tee Alaaf rufen.