Köln | Am 18. Januar 2013 stehen rund 1.200 Wohnungen in Chorweiler zur Zwangsversteigerung. Davon unmittelbar betroffen sind etwa 3.000 Bewohner. Ein möglicher Bieter ist eine Unternehmensgruppe um den Investor Erez Adani, die im Kölner Stadtgebiet bereits 500 Wohnungen in Köln-Finkenberg erworben hat und dort zum Jahreswechsel, gravierenden Mängeln seitens Bausubstanz und Instandhaltung der Immobilien zum Trotz, Mieterhöhungen bis zu 20 Prozent vorsehe. Der Vorsitzende der Kölner SPD, Jochen Ott, versucht nun ein ähnliches Schicksal für Chorweiler abzuwenden und fordert Stadt und private Investoren zum Schulterschluss gegen die Unternehmensgruppe auf, gegen die Ott schwere Vorwürfe erhebt.

Im Falle der 500 Wohnungen in Finkeberg weiß Monika Müller, SPD-Ratsmitglied der Stadt Köln, Abenteuerliches zu berichten: Die Mehrzahl der Gebäude sei in einem maroden Zustand. Dies habe bereits dazu geführt, dass man, getragen durch viel ehrenamtliches Engagement, über einen Anwalt der Kölner Kanzlei Sonnenschein-Berger und Kollegen im Auftrag von 60 Mietern Mietminderungen von 25 bis 40, in einem besonders extremen Fall sogar 80 Prozent durchgesetzt habe.  Auch hätten 130 Mieter eine gesammelte Klage gegen die für 1. Januar 2013 angekündigten Mieterhöhungen von bis zu 20 Prozent über dieselbe Anwaltskanzlei erhoben. Als Antwort darauf gehe nun der Betreiber der  betroffenen Wohnungen dazu über, die Mieterhöhung bei jedem einzelnen Mieter einzuklagen.

Angesichts dieser jüngsten Praktiken in Finkenberg befürchtet der Landtagsabgeordnete für den Kölner Norden, Andreas Kossiski, dasselbe Schicksal für die 3.000 betroffenen Mieter in Chorweiler. Jedoch müsse man im Falle des Kölner Nordens die Hilfe institutionalisieren. Eine Hilfe auf der Basis einer privaten Initiative wie im Falle von Finkenberg sei aufgrund der schieren Anzahl an Menschen auf Chorweiler nicht übertragbar.  

Ott erhofft sich nun ein Entgegenkommen der großen Kölner Immobilienunternehmen. Ein Konsortium mit Beteiligung der GAG Immobilien, welches die „Heuschrecke“ überbieten soll, ist eine mögliche Option, die für ihn denkbare wäre. Auch die Bemühungen des Kölner Oberbürgermeisters Roters, alle Interessenten und Gläubiger zum vermittelnden Gespräch an einen Tisch zu bekommen, begrüßt Ott sehr. Wichtig sei ihm eine sozialverträgliche Lösung des Problems. Angesichts einer wachsenden Bevölkerung in Köln und der damit entstehenden Wohnraumknappheit, vor allem bei erschwinglichen Wohnungen, müssen man versuchen, Praktiken wie in Finkenberg zu unterbinden. Auch politisch setze sich Ott bereits seit zwei Jahren verstärkt im Parlament dafür ein, dass den Kommunen in dieser Richtung mehr Handlungsspielraum zu Teil werde.

Autor: Daniel Deininger
Foto: In Chorweiler stehen am 18. Januar rund 1.200 Wohnungen zur Zwangsversteigerung.