Köln | aktualisiert | Gestern um 15 Uhr kam es zu einem Großbrand eines 3.000 Kubikmeter Tanks auf dem Werksgelände der Rheinland Raffinerie der Shell. Heute beginnen die Ermittlungen nach der Brandursache. Gegen 10 Uhr werden zwei Mitarbeiter der Bezirksregierung des Dezernats Wasserwirtschaft vor Ort sein. Die Berufsfeuerwehr Köln, die gestern zur Brandbekämpfung gar nicht eingesetzt war, sondern nur gemessen hat, meldet weiterhin Messwerte an der Nachweisgrenze und damit keine Gefahr für die Bevölkerung. Die Stadt Köln hat jetzt erste Messdaten ab 9.1.2014, 16:20 Uhr für den Stoff Toluol veröffentlicht.

Aktualisiert: Ein Augenzeuge berichtet

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Ein Augenzeuge berichtet

Report-k.de sprach mit einem Augenzeugen der im Bereich Wesseling/Godorf, der nur wenige hundert Meter von dem betroffenen Tank entfernt, wohnt. Er hat die Redaktion heute telefonisch kontaktiert.

Wir haben zunächst eine Art Explosion gehört und dann den dicken Qualm gesehen. Zunächst dachten wir die Bitumenanlage bei der Shell brenne und gedacht was soll es. Als wir später hörten, dass Toluol brennt, waren wir sehr beunruhigt. Ich habe dann beim Notfall- und Unfalltelefon der Shell angerufen und musste zweimal weiterdrücken, bis ich bei der Shell Godorf landete, aber bekam keine Verbindung. Also habe ich die direkte Shell-Telefonnummer in Godorf angerufen, die Nummer -750, aber auch da bekam ich keine Verbindung. Also habe ich bei der Feuerwehr Wesseling angerufen und dort auch jemanden erreicht. Der bestätigte mir, dass es ein Problem gebe und es besser wäre die Fenster und Türen geschlossen zu halten, zuständig sei aber die Berufsfeuerwehr Köln an die ich mich wenden sollte. Als die Sirenen, so gegen 15:15 heulten schalteten wir sofort das Radio an, aber es kam keine Nachricht. Erst um 15:30 und 16 Uhr haben wir dann die Nachrichten gehört. Wir haben uns gefragt, wie kann es sein, dass man für jeden Falschfahrer das Radioprogramm unterbricht, aber nicht für einen solchen Notfall. Eigentlich haben wir erwartet, dass wir nachdem die Sirenen loslegten sofort eine Radiodurchsage abhören können. Auch gab es zunächst keine Verhaltenshinweise unsere Enkelkinder wurden dann sicherheitshalber mit dem Wagen aus dem Kindergarten abgeholt, weil der ganz Kölner Süden am Anfang verraucht war. Irritiert waren wir auch von Meldungen bei der Sondersendung von WDR kurz vor 17 Uhr, dass von der Rauchentwicklung nur Menschen in Porz betroffen gewesen seien. Nach diesem Vorfall sind wir im Kölner Süden noch mehr verunsichert, vor allem, weil alleine durch die Sperrung der Industriestraße der gesamte Verkehr zusammenbrach und wir uns fragen, wie man uns dann evakuieren will und warum wir nur so schlecht informiert wurden.

Die Augenzeugen sind der Redaktion bekannt, wollen aber nicht mit Klarnamen genannt werden.

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16:52 Uhr > Die Stadt Köln hat die ersten Messblätter der Berufsfeuerwehr Köln für den Stoff Toluol veröffentlicht. Hier finden Sie die Daten. Die Messungen auf Toluol begannen bei diesen Messblättern gestern 9.1.2014 ab 16:20 Uhr.

16:34 Uhr > Anders als Shell heute morgen gegenüber report-k.de erklärt hatte ist der Tank doch noch nicht leer und umgepumpt. Der Tank sei, so ein Sprecher der Shell in Hamburg recht voll gewesen und daher zögen sich die Arbeiten hin. Die Stadt Köln gab an, dass die Messungen der Kölner Feuerwehr so lange fortgesetzt werden, wie an dem Tank Arbeiten stattfinden.

16:32 Uhr > Die Pressesprecherin der Stadt Köln Inge Schürmann hat soeben schriftlich mitgeteilt, dass die Feuerwehr Köln drei Einsatzfahrzeuge für die Luftmessung im Einsatz hatte. Die Fahrzeuge wurden ausschließlich außerhalb des Werksgeländes der Rheinland Raffinerie eingesetzt. Einsatzorte haben in Rodenkirchen und in Porz gelegen, so die Stadt Köln.

Zudem gibt die Stadt Köln einen Überblick über die Messergebnisse. Dort heißt es: „Die Messungen auf Toluol verliefen meistens mit dem Ergebnis „0 ppm“, in einigen Fällen, insbesondere während Arbeiten an dem havarierten Tank heute Morgen, wurden Werte unter „1ppm“ nachgewiesen. An drei Messstellen wurden Werte ermittelt, die mit „kleiner“ 10 ppm angegeben sind. Diese drei Werte wurden allerdings mit Messgeräten durchgeführt, die für höhere Konzentrationen ausgelegt sind und deren untere Anzeigeschwelle bei 10 ppm liegt.“

So werten die Verantwortlichen der Stadt Köln die Messergebnisse auf Toluol
Als Beurteilungswert für die gesundheitliche Unbedenklichkeit wird der „Einsatztoleranzwert“ herangezogen, welcher bei 94 ppm liegt. Dieser Beurteilungswert lässt vier Stunden Arbeiten ohne Atemschutz in diesem Gebiet zu, ohne dass gesundheitliche Konsequenzen zu befürchten sind. Alle anderen Grenzwerte zu diesem Stoff liegen noch deutlich höher als der sogenannte „Einsatztoleranzwert“.

14:48 Uhr > Die Kölner Grünen fordern: „Shell-Brand muss Konsequenzen haben!“
„Durch diesen gravierenden Toluol-Brand als weiteren Schadensfall und vor dem Hintergrund des bis heute nicht sanierten Kerosin-Desasters stellt sich die Frage nach der Zuverlässigkeit der Shell. Ganz offensichtlich ist Shell nicht in der Lage, einen störungsfreien und sicheren Betrieb der Raffinerie zu gewährleisten.“, erklärt Dr. Matthias Welpmann, umweltpolitischer Sprecher der Grünen Ratsfraktion.
 
„Wie fordern die Bezirksregierung Köln als Aufsichtsbehörde auf, Anlagen und Sicherheitskonzepte umfassend zu überprüfen. Es muss gewährleistet sein, dass der Betrieb und die Sicherheitsmaßnahmen höchsten Standards genügen.“
 
„Shell als Schadensverursacher hätte die Bevölkerung unmittelbar informieren müssen. Das ist nicht geschehen. Zudem sind über solche Großschadensfälle alle lokalen Medien – auch die Internet-Medien – frühzeitig zu informieren. Im Übrigen entspricht die Information durch die Kölner Berufsfeuerwehr nicht mehr den heutigen Anforderungen und Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts. Neben den klassischen Maßnahmen wie Sirenenalarm und Radiodurchsagen erwarten die Bürgerinnen und Bürger eine  schnelle Verbreitung von aktuellen Informationen über elektronische Medien.“, so Welpmann.
 
„Wir erwarten von der Bezirksregierung und der Feuerwehr, dass nun die vor Ort durchzuführenden Schadstoffmessungen nachvollziehbar und öffentlich abrufbar dokumentiert werden. Es sollte nachvollziehbar sein, wann und wo welche Messwerte ermittelt wurden. Eine pauschale Aussage, dass alle Werte jederzeit unter den geltenden Grenzwerten gelegen hätten, reicht nicht.“, so Welpmann abschließend.

13:30 Uhr > Die Bezirksregierung bestätigte noch einmal das die Untersuchungen vor Ort stattfänden, wann es allerdings Erkenntnisse gäbe wären Spekulation. Auch das Grundwasser habe man im Blick und werde entsprechende Untersuchungen einleiten. Das Löschwasser sei aufgefangen worden und werde nach den bestehenden Richtlinien entsorgt, so eine Sprecherin.

12:54 Uhr >  Shell hat soeben ein update veröffentlicht. Darin teilt man unter anderem mit, dass die Feuerwehr keine gesundheitsgefährdenden Werte gemessen habe und die Ermittlungen zur Unfallursache in enger Abstimmung mit der Bezirksregierung und externen Sachverständigen aufgenommen worden sei. Cornelia Wolber, Pressesprecherin der Shell Deutschland: „Beim Brand des Tanks und den anschließenden Löscharbeiten gab es keine Verletzten. Inzwischen sind auch die zentrale Telefonnummer des Werkes Godorf sowie das Nachbarschaftstelefon 0800-2236-75-0 wieder erreichbar. Durch einen vorübergehenden Ausfall eines Telefonservers waren beide Nummern gestern Nachmittag zeitweise ausgefallen. Für Anrufer wurde umgehend eine alternative Service-Hotline eingerichtet und auf der Webseite der Rheinland Raffinerie kommuniziert. Anwohner der Raffinerie wurden über eine Nachbarschafts-E-Mail zeitnah zweimal unterrichtet. Die Raffinerieleitung bedauert den Brand sowie die entstandenen Unannehmlichkeiten für die Bevölkerung zutiefst.“

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12:26 Uhr > Zur Grundwasserproblematik schreibt die Stadt Köln, dass im Rahmen der Betriebsstörung bei der Firma Shell auch Kräfte der Abteilung Immissionsschutz, Wasser- und Abfallwirtschaft des Umwelt- und Verbraucherschutzamtes der Stadt Köln im Einsatz waren, um die Auswirkungen abzuschätzen und Gefahren/Schäden für Umwelt und Mensch abzuwenden. Auf dem Gelände der Firma Shell existierten über hundert Grundwassermessstellen, für die jedoch die Bezirksregierung Köln zuständig ist. Diese klärt auch die Frage, ob es zu einer Beeinträchtigung des Grundwassers gekommen ist.
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10:16 Uhr > Man sei, so Feuerwehrsprecher Rogmann, auch im rechtsrheinischen Köln unterwegs gewesen, dorthin wo die Wolke zog und habe dort nach Ruß gesucht aber nichts auffälliges gefunden. Wie es an dem Tank aussieht kann die Feuerwehr Köln nicht sagen, denn sie war nicht am Tank, wie Rogmann gegenüber report-k.de erläuterte. Die Löscharbeiten wurden ausschließlich durch die Shell Werkfeuerwehr und den Verbund der Werkfeuerwehren der benachbarten Industriebetriebe durchgeführt, wie auch eine Sprecherin von Shell in Hamburg Kölns Internetzeitung bestätigte. Derzeit misst die Berufsfeuerwehr Köln noch an der Werkgrenze. Auch hier gebe es keine auffälligen Werte. Beim Brand gestern standen also die Kräfte der Berufsfeuerwehr, bis auf die Messfahrzeuge lediglich in Bereitschaft.

Der Tank so die Shell-Sprecherin sei beschädigt und es gebe noch keine Erkentnisse über die Ursache wie es zu dem Brand gekommen sei. Wie und in welchem Umfang der Tank beschädigt sei, würde jetzt mit den eigenen Experten und den Experten der beteiligten Behörden ermittelt. Derzeit lägen noch keine Erkenntnisse vor. Die Bezirksregierung will gegebenenfalls auch einen Sachverständigen einschalten. Ob aus dem beschädigten Tank Stoffe austreten konnten, muss ebenfalls noch ermittelt werden. Der Tank sei von den eigenen Feuerwehrkräften mittlerweile komplett leer gepumpt. Die Werkfeuerwehr sei auch aktuell noch vor Ort. Die Bezirksregierung will am Nachmittag, sofern es sie gibt, weitere Ergebnisse bekannt geben. Shell hat für etwa 11 Uhr eine Mitteilung angekündigt. Die Polizei Köln bestätigt das die Kripo mit Ermittlungen begonnen hat.

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Die Berichterstattung zum Großschadensereignis bei Shell vom 9.1.2014:

Die Informationspolitik der Stadt Köln und Feuerwehr Köln zur Explosion bei Shell >

Der Liveticker zum Brand bei Shell >

Autor: Andi Goral | Foto: Stephan Schuh
Foto: Das Foto zeigt die schwarze Rauchwolke zu Beginn des Brandes