Köln  | Von 68.290 Mitgliedern des 1. FC Köln fanden sich am Samstag Nachmittag um 15:49 Uhr 1.449 Mitglieder zur Mitgliederversammlung ein. Die lief völlig harmonisch mit Abstimmungsergebnissen über der 90 Prozent Zustimmungsmarke ab. Neu sind ab 2016 die Option einer Vorstandsvergütung und die lebenslange Mitgliedschaft. Nur wenige Mitglieder hatten Bedenken. FC-Präsident Werner Spinner äußerte sich auch umfangreich zu Hooligans und kritisierte in diesem Zusammenhang Polizei und Medien.

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Ein wenig erinnerte die FC-Mitgliedsversammlung an die Hauptversammlung des Festkomitees Kölner Karneval, zumindest wenn man die Abstimmungsergebnisse betrachtet. Zwar stimmen die Karnevalisten fast immer mit 100 Prozent ab, aber so ähnlich war es auch beim FC. Mit 98,07 Prozent wurde der Vorstand entlastet, der Mitgliederrat mit 96,78 Prozent. Die Wahlkommission wurde mit 97,45 und der gemeinsame Ausschuss mit 96,56 Prozent entlastet. Für die Änderung der Satzung war eine 2/3 Mehrheit nötig, die man mit 89,73 Prozent erreichte. Zu diesem Zeitpunkt waren noch 1233 stimmberechtigte Mitglieder im riesigen Rund. Harmonie pur, kann man zu der Mitgliederversammlung sagen.

Präsident Werner Spinner sprach davon, dass der die Existenz bedrohende Druck weg sei und man habe Ziele erreicht. Man spiele wieder in der 1. Bundesliga, die Mitgliederzahl wachse und man habe bald das Niveau des HSV erreicht und werde von der Öffentlichkeit wieder ernst genommen. Zudem seien die Finanzen konsolidiert und man habe nur noch 24 Millionen Euro Schulden. Der neue Vermarkter Infront, mehr Sponsoren und das Projekt „FC Connect“ seien zudem Beispiele positiver Entwicklung. Auch sportlich verzeichne man Erfolge, nicht nur bei den Bundesliga-Profis, sondern auch im Frauenfußball, Handball und Tischtennis. Spinner gab, ebenso wie Trainer Stöger, das Ziel Platz 15 oder 14 für diese Saison, also den Klassenerhalt vor.

Spinners Bild der Fans und Fankultur

Eines stellte Spinner klar, Beleidigungen, Pyrotechnik und Blockstrukturen, sowie Gewalt gehörten nicht zur Fankultur. Bei den Vorfällen in Düsseldorf, Trier oder gegen Mönchengladbach habe die Polizei Fehler gemacht. In Düsseldorf hätten die Düsseldorfer Fans provoziert. Von Journalisten würden zudem Fußballfans völlig verdreht dargestellt. Wie zum Beweis ließ Spinner die Statistik des Münchner Oktoberfestes und der dort verübten Straftaten einblenden. Man werde sich ohne wenn und aber vor die Fans stellen, wo das nötig sei, so Spinner. Bremen gehe den falschen Weg, in Nordrhein-Westfalen dagegen sei man mit dem neuen Polizeikonzept von Innenminister Jäger auf dem richtigen Weg, so Spinner. „HoGeSa“ habe nichts Fußball zu tun, so die Sichtweise Spinners. Der Polizeigewerkschaft warf Spinner vor, auf dem Rücken der Fußballfans Stimmung zu machen, um mehr Personal einzufordern.

Für die Saison 2014/15 wolle man den Verbleib in der Bundesliga schaffen. Er bat die Fans und Mitglieder nicht in Euphorie zu verfallen. Man wolle weiter die Finanzen konsolidieren und ein positives operatives Ergebnis schaffen und mehr Sponsoren finden. Wichtigste Botschaft des Vorstandes an Mitglieder und Fans: „Weiter ruhig bleiben!“.  Geschäftsführer Wehrle sprach davon dass es in Europa keinen zweiten Verein gebe, der in der 2. Bundeslige im Durchschnitt 46.000 Besucher auf die Tribünen bekomme. Bei den Finanzen habe man eine kleine Wende geschafft und die Etablierung in der Bundesliga bliebe das erste Ziel. Wehrle glaubt, dass man demnächst die Marke von 100 Millionen Euro Umsatz knacken werde. Jörg Schmadtke machte klar, dass mit dem sportlichen Erfolg, auch einzelner Spieler, die Begehrlichkeiten von anderen Klubs diese Spieler zu gewinnen, zunehme. Man werde sich diesen Transferansinnen nicht verschließen, sondern diese vernünftig und sorgfältig prüfen. Im Team habe man derzeit auf allen Positionen eine Konkurrenzsituation schaffen können, ohne dass das Team als Ganzes auseinanderfalle, so Schmadtke. Man müsse in die Infrastruktur des Geisbockheimes investieren, die chaotische Parksituation auflösen, brauche mehr Trainingsplätze und müsse das Franz-Kremer-Stadion sanieren.

Änderungen der Satzung

Die Mitgliederversammlung beschloss eine Änderung der Satzung. Die wichtigsten Bestandteile sind sicher, dass ab 2016 die Vorstände nicht mehr ehrenamtlich tätig sein werden, sondern eine Vergütung erhalten werden. Hier regte sich vereinzelt Widerstand, Mitgliedern ging dieser Entscheidung zu wenig Diskussion voran. Die zudem beschlossene lebenslange Mitgliedschaft bezeichneten einzelne Mitglieder als unsozial. Mit 1948 Euro kann man die lebenslange Mitgliedschaft erkaufen und ist dann rein rechnerisch, nach der aktuellen Beitragshöhe nach 22 Jahren beitragsfrei. Das spült dem Klub kurzfristig Geld in die Kasse. Parallel beschloss man auch die Einführung der monatlichen Bezahlweise des Mitgliedsbeitrages. Zudem ist es in Zukunft schwieriger den Vorstand abzuwählen. Bisher brauchte man das Votum von 1.000 Mitgliedern für den Antrag, so müssen es beim aktuellen Mitgliederbestand 2049 Mitglieder sein. Man wolle, so Spinner, damit die Manipulationsmöglichkeiten kleinerer Pressuregroups eindämmen.

Schmusekurs könnte man die Mitgliederversammlung zwischen Vorstand, Mitgliederrat und Mitgliedern nennen. Es läuft alles prima, Bundesliga, dazu eine Platzierung die Hoffnung macht, da ist Kritik selten. Auch die niedrige Mobilisierungsrate der Mitglieder die zur Versammlung kamen bestätigt diesen Eindruck. Unter diesen Prämissen wurde mit der Umstellung des Vorstandes vom Ehrenamt auf das Hauptamt eine wesentliche Richtung frühzeitig und neu bestimmt und dass zwei Jahre, also mit großem Abstand zur Neuwahl des Vorstandes.  

Autor: Andi Goral