Köln | In den einschlägigen Kölner Gazetten, deren Hauptthema der Klub mit dem Geißbock ist, vergeht kein Tag oder Stunde mehr in der mehr Drama insziniert werden könnte als aktuell. Schicksal, Drama, Schicksal. Dabei hätten die Kluboffiziellen gewarnt sein müssen, dass die Europa League für kleine Vereine nicht unbedingt nur Segen bedeutet, als ihre Phantasie mit Ihnen durchging. Anstatt genau davor zu warnen und zu beruhigen legten und legen sie sich mit der Stadtgesellschaft an, planen Superstadien, schwärmen von Fänmärschen, als zu konsolidieren und sich auf den Sport zu konzentrieren. Die Warnung spielt im Süden Deutschlands im Schwarzwald – der SC Freiburg, der es zweimal in die Europa League schaffte und danach jedes Mal auch in der Bundesliga abstieg.

Das Schicksal der Freiburger

Volker Finke, ein in Fußballerkreisen nicht unbekannter Name in Köln, trainierte 2001 den FC Freiburg. Man wurde Sechster in der Bundesliga und qualifizierte sich für den UEFA-Cup. In der folgenden Saison stieg Freiburg ab. Und die Freiburger mussten dieses Schicksal noch einmal ertragen. In der Saison 2012/2013 erreichten die Freiburger den fünften Platz und spielten wieder international, allerdings nicht lange. Das Team aus Freiburg verlor wichtige Spieler die diesen Erfolg erst möglich gemacht hatten wie Johanes Flum, Max Kruse oder Jan Rosenthal. Schluss war für die Freiburger allerdings dann schon in der Gruppenphase. Ein ähnliches Schicksal droht jetzt auch dem 1. FC Köln. Auch der 1. FC Köln verlor den Spieler, der ihn in die Europa League schoss und sucht jetzt nach Spielern die auch leere Tore treffen können. 2013/14 spielte Freiburg in der Abstiegszone, konnte den Klassenerhalt in der Bundesliga gerade noch so schaffen und stieg ein Jahr später ab.

Wo ist die Demut geblieben?

Kenner der Materie des runden Balles sagen, für kleine Klubs wie Freiburg und dazu zählt sportlich der 1. FC Köln, ist die Mehrfachbelastung aus nationalem und internationalem Geschäft spielerisch nicht zu stemmen. All dies muss dem Management des 1. FC Köln, dem Präsidium, dem Trainerstab bekannt gewesen sein. Davon war aber selbst noch auf der Mitgliederversammlung in der Lanxess Arena, als das Drama sich nicht einmal mehr ankündigte, sondern schon in vollem Gang war, nichts zu hören. Anders als in den Jahren zuvor, als man demütiger und realistischer in der Einschätzung der Lage zu Werke ging und damit auch mehr erreichte. Anstatt alle Kräfte zunächst auf den Sport zu konzentrieren, der schon eine, wie man jetzt sieht, anscheinend zu schwere Aufgabe für das Managementteam bis zum Präsidenten darstellt, machte man ein Fass nach dem anderen auf und brachte mit manchen Themen auch Teile der Stadtgesellschaft gegen sich auf und flog ins Wolkengeißguckkucksbockheim: Das Modeste-Drama, die Erweiterung des Trainingsgeländes und Stadionneubau seien genannt. Ereilt am Ende der Saison den 1. FC Köln das gleiche Schicksal wie die Freiburger, dann müsste das Management vielleicht über einen Claim nachdenken: Spürbar gleich. Denn für Fußballkenner ist die Misere an sich, zwar mit anderen Protagonisten auf grünem Rasen, Trainerbank und Managment, nicht anders.

Autor: Andi Goral