IG Metall kündigt Gegenwehr an
Nicht zum ersten Mal ist die IG Metall aktiv im äußersten Osten Kölns. 2004/2005 war das Unternehmen das zu TYCO gehört aus dem Arbeitgeberverband ausgeschert und immer wieder gab es in Dellbrück Warnstreiks. Jetzt allerdings sieht die Lage für die Kölner Beschäftigten schwieriger aus und über 100 Arbeitsplätze sind bedroht. Vor allem in der Produktion von feuerschutztechnischen Teilen. Die sollen, so geht der Betriebsrat aus, in Zukunft aus Fernost kommen und zugekauft werden. Die Produktion in Deutschland so der Betriebsrat sei nach Auskunft der Geschäftsleitung unprofitabel und nicht wettbewerbsfähig. Das sieht man bei der IG Metall ganz anders, vor allem weil es sich im Feuerschutz um sicherheitsrelevante Teile handelt. Man erinnert an die Outsourcingversuche bei Deutz, als Motorenblöcke aus Indien geliefert wurden und davon 75 Prozent unbrauchbar waren, oder führt ins Feld, dass indische Hersteller wie Sani nach Bergheim ziehen, um das Label "Made in Germany" auf ihre Produkte zu kleben.

Dr.Witich Roßmann, der I. Bevollmächtigte IG Metall Köln-Leverkusen: "Es ist nicht das erste Mal, dass eine Geschäftsführung ein Werk schließen wollte und am Ende auch an unserem Widerstand gescheitert ist. Ich erinnere an Humboldt Wedag oder HSP Porz. Hier bei Walther werden Komponenten gefertigt die dringend gebraucht werden und sicherheitsrelevant sind. Es kann nicht sein, dass jetzt nur aus Profitgründen Teile aus anderen Teilen der Welt bezogen werden. Es handelt sich hier um reine Profitkündigungen."

Neben der Produktion will man bei Total Walther aber anscheinend auch noch die Strategie ändern und sich aus dem Großkundengeschäft aus Profitgründen verabschieden. Bei Anlagen mit einem Auftragsvolumen über 250.000 Euro scheinen die Margen gesunken zu sein. Daher will man auch einen Teil Beschäftigten der rund 100-köpfigen Feuerschutzentwicklung und Montageabteilung verändern. Dies soll laut Unternehmen, so ein Gewerkschafter, sozialverträglich geschehen, der das "sozialverträglich" bei dieser Verjüngungskur aber so nicht glauben will. Die Begründung sei, so der Betriebsrat, dass man weniger Mitarbeiter für kleinere Anlagen mit einem Auftragsvolumen von 50.000-200.000 Euro benötige. Insgesamt, so der Kölner Betriebsrat Andreas Stapel seien aktuell 230 Mitarbeiter deutschlandweit von Entlassung bedroht. Allerdings sucht das Unternehmen auch eine ganze Reihe Mitarbeiter, unter anderem auch Kundendienstmonteure für den Standort Köln, auf der unternehmenseigenen Website. Dort heißt es: " Willkommen in der Zukunft! Ihre Karriere bei TOTAL WALTHER. Sie sind auf der Suche nach neuen Herausforderungen? Wir geben Ihnen die Basis in einem weltweit tätigen und stetig wachsenden Konzern Ihren Weg gemeinsam mit uns zu gehen. Hierfür suchen wir Sie als qualifizierten Mitarbeiter. Wir bieten Ihnen interessante und anspruchsvolle Aufgaben in einem Unternehmen, in dem die Mitarbeiter durch Ihre hohe Fachkompetenz und Eigenverantwortung unseren Kunden ein Höchstmaß an Schutz ihrer Sachwerte und ihrer persönlichen Sicherheit geben." Für die von Kündigung bedrohten Mitarbeiter muss dies zynisch klingen.

Das Unternehmen wollte sich auf aktuelle Nachfrage von report-k.de nicht sofort äußern, kündigte aber für heute Nachmittag ein schriftliches Statement an. Die Stimmung in Dellbrück war gedrückt und man merkte den Mitarbeitern an, dass sie verunsichert sind, bevor es um 14 Uhr in die Betriebsversammlung ging.

27.5., 18:10 Uhr > Die Redaktion von report-k.de erreichte heute eine Statement von Tyco: „Tyco Fire Protection hat heute den möglichen Abbau von insgesamt 229 Stellen im operativen Bereich von Total Walther Fire und im Produktionsbetrieb von Total Walther Fire in Köln bestätigt. Der Aufsichtsrat hat der geplanten Umstrukturierung zugestimmt. Aktuell befindet sich das Unternehmen in der Phase der detaillierten Planung  und Ausführung dieser neuen Organisationsstrategie und wird die laufenden Gespräche über alle zur Verfügung stehenden Optionen mit dem Betriebsrat und den Mitarbeitern fortführen.

Tyco bekennt sich zur Marke Total Walther, einer der Marktführer in der Brandschutzindustrie, und zur langfristigen Zukunft des Unternehmens in Deutschland. Die aktuelle Maßnahme erfolgt aufgrund der erheblichen Herausforderungen, die durch die weltweite Wirtschaftskrise verursacht werden und aufgrund der Notwendigkeit, das Unternehmen besser im Wettbewerb aufzustellen und wirtschaftlich tragfähig zu gestalten. Hierbei wird die Absicht verfolgt, sich auf profitable Wachstumsbereiche zu konzentrieren und die Vorteile einer optimierten Lieferkette und Produktion, die sich aus der Verwendung der von Tyco bereits unter der Marke Tyco für den deutschen Markt hergestellten Produkte ergeben, zu nutzen. Total Walther versichert seinen Kunden, dass sie sich auch während der Umsetzungsphase der neuen Unternehmensstrategie auf die gewohnte exzellente Qualität von Betrieb und Service verlassen können.“

[ag]