Helmut Probst überreichte der Berufsfeuerwehr Köln die Ehrenurkunde von Herbert Reul. Foto: Tanja Alandt

Köln | Gott zur Ehr, dem nächsten zur Wehr: Zu der Feuerwehrmesse im Kölner Dom kamen anlässlich des 150. Jubiläums der Berufsfeuerwehr Köln etwa 700 Haupt – und Ehrenamtliche der Feuerwehr Köln sowie ihre Angehörige. Ebenfalls die gleichaltrige Feuerwehr Düsseldorf besuchte sie mit einer Drehleiter vor dem Kölner Dom, um zu gratulieren.

Feuerwehrchef und Amtsleiter Dr. Christian Miller freute sich über das besondere Geburtstagsgeschenk im Kölner Dom sowie all die Feuerwehrfahnen, die zu sehen waren. Der Amtsleiter berichtete, dass genau vor 150 Jahren, am 02.06.1872, 48 Feuerwehrmänner in der Turnhalle der Gewerbeschule, dem heutigen Friedrich-Wilhelm-Gymnasium, um 11 Uhr vereidigt wurden. Derzeit gibt es rund 3.322 Feuerwehrleute in Köln, seit 2007/2008 ebenfalls Feuerwehrfrauen, darunter 230 im Ehrenamt sowie 16 im Hauptamt.

Diakon Holger Reiprich und Gregor Hergarten betonten, dass die Feuerwehrleute keine Grenzen kennen und sie Menschen – oft unter Einsatz des eigenen Lebens – retten. Anschließend hielten fünf Feuerwehrleute Fürbitten und baten unter anderem um Kraft sowie Ausdauer, um mit Misserfolg und Ohnmachtsgefühlen umzugehen. Aber auch um Mut, um über die Bilder zu sprechen, die sie bis in ihre Träume verfolgen.

Die neue Fahne wurde von Diakon Holger Reiprich im Kölner Dom gesegnet. Foto: Tanja Alandt

Nachdem Stephanie Schäfer (Verwaltung der Feuerwehr Köln) und Andreas Wolter „Stammbaum“ sangen, wurde die neue Fahne gesegnet. Diese demonstriert die historische Fahne, die sich im Stadtarchiv befindet. Unter der musikalischen Begleitung des Spielmannzugs der Funkentöter ging es in den benachbarten Wartesaal.

Nach einem Alarm-Gong und der Begrüßung von Gerrit Meenen, Geschäftsführer Stadtfeuerwehrverband Köln, dankte OB Henriette Reker in ihrer Rede der „lebens- und überlebenswichtigen Institution Berufsfeuerwehr Köln von ganzem Herzen für 150 Jahre Verlässlichkeit sowie 112% Herz und Leidenschaft“.

520 Mal wird die Kölner Feuerwehr täglich alarmiert

Durchschnittlich 520 Mal werden die Feuerwehrleute in Köln täglich alarmiert, genau gesagt alle 2,76 Minuten, ermittelte sie und outete sich als Fan der Feuerwehr. Sie selbst habe erlebt, wie kompetent und mitfühlend sie sind und erinnerte auch an den Geiselnahme-Einsatz eines Kindergartens in Chorweiler, die Rettung aus der Rhein-Seilbahn, bei dem ein kleine Junge zurück auf dem Boden prompt den Berufswunsch zum Feuerwehrmann äußerte und lobte das Engagement, nachdem sie Dr. Miller kontaktierte, das Welcome-Center am Breslauer Platz für die Geflüchteten aus der Ukraine innerhalb weniger Stunden errichtet zu haben.

Am liebsten würde Reker alle Kölner Feuerwehrleute ins Rathaus einladen. „Aber Sie kennen ja die Brandschutzbestimmungen“, ulkte sie. Dr. Miller dankte ihr für die Unterstützung und Zusammenarbeit und nannte sie die Oberbürgermeisterin „oberste Brandschützerin, die vor und hinter der Feuerwehr Köln steht“.

Er berichtete, dass vor 150 Jahren 33 Feuerwehrmänner auf eigenen Antrag um Entlassung baten und es ein Kommen und Gehen war. Er hob die gute Entwicklung hervor und lobte unter anderem den großen Teamgeist des Berufs, der eine Berufung darstellt und es gilt Unvorhersehbares und Unberechenbares zu meistern. „Die Ausrückzeiten mögen gleich geblieben sein, aber wir springen nicht mehr auf Pferdekutschen, wir entwickeln und verbessern uns und stellen uns den Herausforderungen“.

Teilweise werden Fahrzeuge vollelektrisch, demnächst soll es zudem neue Drehleitern, Rettungswagen und zwei neue Kräne geben. „Wir stellen uns zukunftssicher aus, das geht nur gemeinsam: Schulter an Schulter, Hand in Hand“, so Dr. Miller. Weiter sagte „der Allgäuer im Rheinland“, wie stolz er auf die Kameradschaft ist und dass die Feuerwehr ohne diese in dieser Form so nicht möglich sei und dankte außerdem den Angehörigen, die ihnen den Rücken freihalten, wenn der Alarm losgeht. Er erläuterte, dass man das erst einmal aushalten muss, wenn beispielsweise die Dachplatten herunterkommen, aber sie woanders helfen. Weiter erwähnte er, wie massiv sich die sicherheitspolitische Lage an den Grenzen verändert habe und jeder gehofft hatte, solche Szenerien nicht sehen zu müssen oder Menschen aus solchen Bedrohungen retten zu müssen, womit niemand mehr gerechnet hatte.

Ehrenurkunde für die Berufsfeuerwehr der Stadt Köln

Nachdem Inspekteur der Feuerwehr des Landes NRW, Helmut Probst, mit einem herzlichen Dank von Herbert Reul eine Ehrenurkunde für die Berufsfeuerwehr der Stadt Köln an die Oberbürgermeisterin und den Feuerwehrchef überreichte, wurde das besondere Jubiläum gefeiert.

Unter Ihnen war beispielsweise Gabi Richter, Frau eines pensionierten Feuerwehrmannes. Sie berichtete von der schönen Zeit und betonte, wie gut es ist, wenn sich Menschen für andere Menschen einsetzen. Klaus Schiefer, seit 50 Jahren im Einsatz, kam durch seinen Bruder zur Jugendfeuerwehr und hob die Gemeinschaft, den Zusammenhalt und die jahrzehntelangen Freundschaften hervor.

Sicher durch die Gemeinschaft fühlen sich ebenfalls Paulina Gora (22 Jahre), die durch ihre Schwester zur Freiwilligen Feuerwehr fand und Kristin Hütten (19 Jahre), die von einer Freundin auf die Idee gebracht wurde. Angst kennen die zwei Feuerwehrfrauen nicht, nur „normalen Respekt“.

Dr. Christian Miller, dem „das Blaulicht mit in die Wiege gelegt wurde“ und wie sein Vater und Bruder ebenfalls Feuerwehrmann wurde, bezeichnete die Feuerwehr Köln als etwas ganz Besonderes. Er sprach von dem Privileg, mit diesen „unglaublich tollen Menschen und dieser Mannschaft“ zusammenzuarbeiten.

Seit 150 Jahren retten Feuerwehrleute in Köln Leben. Foto: Tanja Alandt

Rückblickend auf die lange Vergangenheit der Kölner Feuerwehr sagte er noch: „Das ist eine unglaubliche Geschichte wenn man zurückblickt, wie die Anfänge waren und welche großen Katastrophen es bereits gab“. Er nannte unter anderem den großen Theaterbrand oder das zerbombte Köln nach dem 2. Weltkrieg. Damals wurde die Berufsfeuerwehr nur gegründet, um Feuer zu löschen, heute gibt es sogar die Analytische Task Force (ATF, zur Erkennung und Bekämpfung biologischer, chemischer oder radiologischen Gefahren), so Pressesprecher Ulrich Laschet, der nach einer Schlosser-Lehre selber 1992 Feuerwehrmann wurde.

Die Zukunft der Berufsfeuerwehr Köln wird zudem die Stabstelle Forschung mit Universitäten und Hochschulen gestalten, die die Schutzkleidung weiterentwickeln werden, Gefahren bei Einsätzen erforschen und beispielsweise herausfinden möchten, ob und bei welchen Einsätzen beispielsweise Roboter eingesetzt werden könnten.

Weitere Infos sowie die Chronik über die Feuerwehr Köln unter: www.150jahre-feuerwehr.koeln