Köln | Am traditionellen 1. Mai Aufzug und der nachfolgenden Kundgebung des DGB Region Köln Bonn beteiligten sich nach Aussage des Kölner DGB-Vorsitzenden Kossiski rund 5.000 Menschen. Der lobte Verdi für den großen Erfolg bei den Tarifverhandlungen. Die IG Metall signalisierte Kampfbereitschaft in der aktuellen Tarifauseinandersetzung.

Viel Kölner Politprominenz hatte sich mit den Gewerkschaften auf den Weg vom Hans-Böckler Platz zum Heumarkt gemacht. Darunter die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker, aber auch der Vorsitzende der Köln-SPD Jochen Ott, Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes und der Ehrenfelder Bezirksbürgermeister Josef Wirges reihten sich ein. Der Kölner DGB-Vorsitzende Andreas Kossiski, der für die SPD im Landtag NRW sitzt, warnte vor den populistischen Strömungen im Land und davor, dass die Gesellschaft immer stärker gespalten wird. Die Gesellschaft müsse für Menschrechte einstehen und sich gegen soziale Ungerechtigkeit engagieren. Kossiski sprach sich für eine Vermögenssteuer und gegen Casino-Kapitalismus aus. Bei den Krankenkassenbeiträgen forderte er die Wiederherstellung der paritätischen Verteilung der Kosten zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber.

Auf kommunaler Ebene kündigte Kossiski an, dass die Kölner Gewerkschaften das neue grün-schwarze Gestaltungsbündnis im Rat konstruktiv kritisch begleiten wollen. Auf über elf Zeilen seiner Rede sprach Kossiski über den Godorfer Hafen, ohne ihn zu benennen und nannte den Ausstieg aus dem Projekt eine ökonomische Fehlentscheidung. Kossiski ist ein Verfechter des Ausbaus und hat dazu eine Petition gestartet, die allerdings nicht erfolgreich war.

Witich-Rossmann, der erste Bevollmächtigte der IG Metall Köln kündigte fünf Sätze an und hielt sich daran. Die IG Metall befindet sich aktuell in Tarifverhandlungen und startete letzte Woche mit Warnstreiks, auch in Köln, unter anderem bei Ford. Für die kommende Woche kündigte er Warnstreiks bei der Deutz AG an. Das Angebot der Arbeitgeber nannte er eine Provokation. Die deutschen Exporte, die zu 60 Prozent mit Produkten aus den Betrieben der Metall- und Elektroindustrie gespeist würden, verzeichneten Jahr für Jahr neue Rekorde. Da könnten die Arbeitgeber nicht glaubhaft klagen und so tun als hätten sie kein Geld. Die Arbeitgeber hätten das Geld und die Arbeitnehmer bräuchten es, damit sie ihre laufenden Verpflichtungen, wie unter anderem den Weg zur Arbeit oder Weiterbildung auf eigene Kosten erfüllen könnten. Den Politikern schrieb der Metaller ins Stammbuch, dass die Gehälter in Deutschland versteuert werden und auch hier die Sozialabgaben gezahlt würden. Also der Unsterschied zwischen Brutto und Netto in Deutschland bleibe. Die Gewinne einiger Unternehmer flössen dagegen nach Panama, spitzte Witich-Rossmann zu.

Peter Scherrer, stellvertretender Generalsekretär des Europäischen Gewerkschaftsbundes, lotete die europäische Perspektive, aber auch wie sich Arbeitswelten in einer Industrie 4.0 veränderten, aus. Auch er warnte vor populistischen und nationalistischen Strömungen in ganz Europa, die auch von Gewerkschaftern gewählt würden, wie etwa die FPÖ in Österreich oder der Front National in Frankreich. Scherrer rief dazu auf für ein offenes, tolerantes, gerechtes und soziales Europa zu kämpfen.

Autor: Andi Goral
Foto: Nach Angaben des DGB Köln Bonn nahmen 5.000 Menschen am traditionellen 1. Mai Umzug und Kundgebung teil