Köln | Am heutigen Donnerstag, 13. Oktober, ist es 70 Jahre her, dass die erste Wahl zur Stadtverordnetenversammlung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stattfand. Gleichzeitig waren es die ersten freien Wahlen nach zwölf Jahren nationalsozialistischer Diktatur in Köln.

Der erste Rat der Stadt, der am 1. Oktober 1945 zusammentrat, war noch von der Militärregierung ernannt worden. Dieses Gremium erarbeitete eine neue Verfassung für die Stadt Köln, die am 7. März 1946 beschlossen wurde. Damit war der Weg frei gemacht für die Wahl des Kommunalparlaments. Doch damit waren große Schwierigkeiten verbunden: Wahllisten mussten aufgestellt werden, ohne dass auf eine intakte Einwohnermeldekartei zurückgegriffen werden konnte. Die Wahlbezirke mussten wegen der Zerstörung neu eingeteilt werden, wozu ein neues Straßenverzeichnis der Stadt erstellt werden musste. Zudem fehlten noch die Wahllokale, da viele Schulen im Krieg zerstört worden waren.

Die Parteien stellten insgesamt 244 Kandidaten auf. Diese wurden von den Militärbehörden auf ihre Belastung durch die Mitgliedschaft in nationalsozialistischen Organisationen überprüft, was die Wählbarkeit verneint hätte. Wahlberechtigt waren alle Kölner Bürger, die vor dem 12. Mai 1925 geboren und zwischen Februar und Mai 1946 gemeldet waren. Am 13. Oktober 1946 beteiligten sich 233.823 Kölner an der Kommunalwahl. Die Wahlbeteiligung erreichte 73,6 Prozent, was im Durchschnitt der britischen Zone lag. Es wählten 53,4 Prozent die CDU, die SPD erhielt 34,6 Prozent, die KPD 9,3 Prozent und die FDP 0,7 Prozent. Weil sich das Wahlrecht stark an das britische Mehrheitswahlrecht anlehnte, stellte sich die Sitzverteilung in der neuen Stadtverordnetenversammlung nicht den Anteilen: Von den 51 Abgeordneten waren 41 von der CDU, 8 von der SPD und 2 von der KPD, darunter waren sieben Frauen. Erst mit dem Gemeindewahlgesetz des Landes NRW von April 1948 wurde dieses System geändert.

Die erste Sitzung der neu gewählten Stadtverordnetenversammlung fand am Donnerstag, 24. Oktober 1946, um 15 Uhr in der Universität im Hörsaal IV statt. Dort wurde Hermann Pünder von der CDU zum Oberbürgermeister gewählt, Robert Görlinger von der SPD zu seinem Stellvertreter.

Die kleine hölzerne Wahlurne ist in der Dauerausstellung des Kölnischen Stadtmuseums zu sehen.

Autor: ib