Köln | Unter dem Titel „Köln im Krieg (1939-1945)“ ist der dritte und abschließende Teil der DVD-Reihe „Köln im ‚Dritten Reich’“erschienen.  In 170 Minuten werden zahlreiche bislang unveröffentlichte Filmaufnahmen gezeigt, teilweise unter Lebensgefahr gedreht, etwa während des „Tausend Bomber-Angriffs“ am 30. Mai 1942. Ebenfalls gibt es im letzten Teil der Reihe Zeitzeugenberichte von Kölner Bürgern zu sehen. Diese schildern auf eindringliche Weise das Erlebte während der Kriegszeit. Gleichzeitig werden die Filmaufnahmen und Interviews ergänzt durch Hintergrundinformationen zum Kriegsgeschehen und historischen Ereignissen, während chronologisch die Jahre von 1939 bis 1945 durchschritten werden.

So beginnt die Dokumentation mit Bildern aus dem Vorkriegssommer 1939: Köln ist Handelsdrehkreuz und Verkehrszentrum, besitz den zweitgrößten Flughafen des Reiches und vom Messeturm wird die Internationale Verkehrsmesse (IVA) 1940 angepriesen – die dort aufgrund des Kriegsausbruchs im Herbst 1939 nie stattfinden sollte. Auch hatten die Kölner bereits vor Kriegsausbruch große Furcht vor einem Bombenkrieg über Köln, war man doch im Falle eines Krieges Frontstadt.

Mit Ausbruch des Krieges, der laut der Interview befragten Zeitzeugen vom Großteil der Bevölkerung alles andere als freudig aufgenommen wurde, wandelte sich das Stadtbild Kölns schlagartig: Köln war im Krieg das Drehkreuz im Westen für die Nachschubwege an die Front und von Bedeutung für die Rüstungsproduktion. Das städtische Bild prägten fortan Zwangsarbeiter aus den eroberten Gebieten, die den Mangel an Arbeitskräften ausgleichen sollten.  Die Hallen der Deutzer Messe wurden zum Durchgangslager für Kriegsgefangene. Deportationszüge in die Konzentrations- und Vernichtungslager fuhren vom Bahnhof Deutz ab.

Die Dokumentation macht anhand von Originalaufnahmen von öffentlichen Reden und auch durch die Interviews deutlich, dass sich in Köln antisemitische Hetzparolen keineswegs nur auf NS-Parteiveranstaltungen beschränkten,  wie manche Kölner nach dem Krieg beteuert hätten, so Herman Rheindorf, Autor hinter dem Dreiteiler, sondern auch auf großen Plätzen wie dem Heumarkt stattfanden.

1942 erreichte der Bombenkrieg auch die Rheinmetropole. Köln wurde zu einer „sterbenden Stadt“. Und mit Beginn des Bombenkriegs trieb es die Kölner vermehrt wieder in die Kirchen, wie die Dokumentation veranschaulicht. Vom NS-Regime ausdrücklich unerwüscht, versammelten sich so zehntausende Katholiken im und vor dem Dom, um der Bischofsweihe von Erzbischof Joseph Frings beizuwohnen. In den gleichgeschalteten Medien war davon nichts zu lesen, in der Doku erfährt man aber, dass sich findige Bürger einer Kleinanzeige bedienten, um das Ereignis dennoch publik zu machen.

Der Film beleuchtet einige Kölner Schicksale, glückliche Zufälle auf der Flucht vor Verfolgung oder auch so seltsame Begebenheiten wie etwa ein dreitägiger„KZ-Urlaub“ der dem Kölner Robert Herr gewährt wurde, um die Geburt seiner Enkeltochter feiern zu können. Ebenfalls beschreiben die Interviewten zum Ende des Filmes ihre Motivation, in das zerstörte Köln – auch trotz der ihnen in einigen Fällen widerfahrenen Verfolgung und Vertreibung – zurückzukehren und es wieder aufzubauen. 

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Infobox:

Köln im ‚Dritten Reich’ Teil 3: „Köln im Krieg“,
DVD, Laufzeit: 140 Minuten, Sprache: Deutsch, ISBN: 9815544-2-7
Autor: Hermann Rheindorf, Verlag: Köln-Programm
Ladenpreis: 14,80 Euro.
Box-Preis (Teile 1 bis 3): 39,90 Euro.

Die beiden ersten Teile dokumentieren ausführlich Kölns Weg in die NS-Diktatur (1930–1935) und behandeln den Alltag im NS-Staat (1936–1939).

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Autor: dd
Foto: „Köln im Krieg“ ist kürzlich erschienen und schließt die Trilogie „Köln im Dritten Reich“ ab.