Köln | Der kölsche Präsident mit dem Bindestrich – Martin Hillebrand (46) spielt beim neuen Zillchen den Präsident für kölschen und internationalen Humor. Das Interview führte Stephan Eppinger

Herr Hillebrand, wie sind Sie zum KMGV und zur Cäcilia Wolkenburg gekommen?

Martin Hillebrand: Meinem Großvater habe ich schon vor Jahrzehnten versprochen, dass ich einmal beim Zillchen auf der Bühne stehen werde. Er selbst war oft bei den Vorstellungen in der Oper. Konkret entstand der Kontakt an Weihnachten in der Kirche, wo ein Chorkollege hinter mir stand und plötzlich sagte „Du kannst gut singen, komm doch mal zu Vorsingen zum KMGV“. Und schon war ich dabei – aktuell in meiner vierten Spielzeit. Ich singe, seit dem ich sechs bin und war zuvor bei einem Kammerchor im Kölner Norden. Das ist aber nicht die Grundvoraussetzung für neue Sänger beim Zillchen.

Wie ist der Stand der Vorbereitungen für das aktuelle Zillchen?

Wir sind gut im Fluss und starten jetzt gerade unsere ersten Durchlaufproben. Trotz der Sorgen wegen des Standorts sind wir genau soweit wie in den Vorjahren.

Wann haben die Proben begonnen?

Die ersten Proben mit der Vorstellung des Stücks und der einzelnen Gesangparts haben Ende September begonnen. Szenische Proben gibt es seit Oktober. Wir proben drei mal die Woche und das mit einem Chor, der nicht nur aus Köln, sondern aus der gesamten Region kommt. Von Bergisch Gladbach über Bergheim und Neuss bis nach Bonn ist alles dabei. Das Zillchen spielen zu dürfen, ist für alle eine große Ehre.

Wie ist Ihre Rolle als Präsident der Akademie angelegt?

Karl-Heinz mit Bindestrich zeichnet sich durch seine tumpe Borniertheit aus. Er weiß alles, kann alles und wenn es drauf ankommt, muss er doch andere Menschen vor schicken.

Es gibt als Gegenpart auch den US-Präsident. Wäre das nicht auch eine schöne Rolle gewesen?

Nein, ich bin mit meiner Rolle sehr zufrieden und habe mich mit dem Bindestrich gut angefreundet. Der Obama wäre doch eine Nummer zu groß für mich gewesen. Meine zweite Hauptrolle ist überraschend vielfältig und bietet sehr witzige Szenen.
Wie würden Sie den kölschen Humor definieren?

Es ist ein Humor, bei dem man sich auch gerne selbst auf die Schippe nimmt. Man lacht auch, um zu lachen. Das mag international gesehen etwas dümmlich erscheinen. Aber in der heutigen Zeit Spaß an der Freude zu haben, ist schwieriger, als man denkt.

Wie groß war die Sorge bei Ihnen um den neuen Spielort?

Es ist nicht einfach, in der heißen Phase Proben zu sein, und nicht zu wissen, wo und ob man spielen kann. Wenn das nicht geklappt hätte, wäre viel Wehmut aufgekommen. Die Leute sind ja alles Ehrenamtler, die sehr viel Zeit für das Zillchen investieren, manche auch deutlich mehr, als die drei Proben in der Woche. Ein Scheitern wäre furchtbar gewesen.

Wie ist Ihr Eindruck vom Zelt auf dem Barmer Platz?

Wir waren gerade zu Gast beim Weihnachtsengel, die Atmosphäre ist trotz der Größe des Zeltes toll. Aber um dort Theater spielen zu können, sind noch einige Umstellungen nötig. Ich bin schon gespannt, wie das klappt. Bislang war ich ja immer im Musical Dome. Sehr gerne hätte ich jetzt mit den anderen in der Oper gespielt, alleine schon, weil dann in Köln endlich mal etwas pünktlich fertig geworden wäre.

Wie groß ist die Sorge 2017 beim Jubiläum des KMGV ohne Spielort dazustehen?

Ich vertraue da voll auf unsere Leitung, die es schaffen wird, zum Jubiläum einen würdigen Ort für das Zillchen zu finden.

Wie groß ist die Umstellung, mit dem Zillchen in der Jetztzeit und mit einem politischen Thema zu spielen?

Die Epoche in der das Ganze spielt, ist mir nicht so wichtig. Ich freue mich, dass es jedes Jahr ein neues Stück mit einem neuen Thema gibt. Der aktuelle Bezug zum NSA-Abhörskandal bringt viel Witz und schräge Verwicklungen in das Stück. Wir haben ja den deutschen und den amerikanischen Geheimdienst an Bord. Und mit Edgar Snow ist sogar ein Whistleblower dabei. Das bringt viel hintergründigen Humor mit sich.

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Informationen zum Zillchen 2016

Janz schön jeheim Es gibt insgesamt 24 Vorstellungen von den Vorpremiere am 9. Januar bis zum 9. Februar. In der Woche finden diese um 19.30 Uhr, am Samstag um 16 Uhr sowie am Sonntag um 11 und 16 Uhr. Die Karten kosten zwischen 25 und 70 Euro. Sie gibt es zum Beispiel an der Opernkasse neben dem 4711-Gebäude sowie bei Köln-Ticket, Telefon 0221/2801.

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Autor: Stephan Eppinger | Foto: Public Cologne/Keil