Köln | Es sei kein Aprilscherz gewesen, als am 1. April 1888 die Eingemeindung Ehrenfelds ins Stadtgebiet Köln vollzogen wurde. Das ist die einhellige Meinung derer gewesen, die sich vor wenigen Tagen in den Räumen der Ehrenfelder Sparkassenfiliale zusammenfanden, um eine kleine Ausstellung zum Jubiläum der Eingemeindung zu eröffnen. 125 Jahre ist Ehrenfeld jetzt eines der über 80 Veedel von Köln und Bezirksbürgermeister Josef Wirges, der sich in der Tradition des letzten Ehrenfelder Bürgermeisters sieht, tritt selbstbewusst auf. Die Ausstellung zur Geschichte von Ehrenfeld, kuratiert und zusammengestellt von Johannes Maubach ist noch bis zum 16. April zu sehen.

„Alles Schöne kütt aus Ihrefeld“

Der Vertrag zur Eingemeindung Ehrenfelds, sei am 17.10.1887 geschlossen worden. Über die Gründe spekuliert man in Ehrenfeld nicht lange. Köln habe sich die Steuereinnahmen aus Ehrenfeld sicher wollen, die in dem damals prosperierenden und aufstrebendem Viertel erwirtschaftet wurden. 19.000 Menschen lebten damals in Ehrenfeld, heute sind es 36.000. Josef Wirges zeichnete das Bild eines Viertels, dass sich vom klassischen Industriestandort zu einem modernen Dienstleistungszentrum gewandelt habe. Das dies nicht ohne Brüche ging versteht sich von selbst und auch heute noch zeigten sich die Auswirkungen der Gentrifizierung, die unter anderem zur Verdrängung alteingesessener Bürgerinnen und Bürger führe. Ehrenfeld sei heute begehrt und man könne durchaus stolz sagen „Alles Schöne kütt aus Ihrefeld“, dichtete Wirges der auch zum „Kradeveedel“ steht. Heute sei Ehrenfeld ein Studentenviertel mit Fahrradentfernung zum Campus und interessant für bildungsnahe Schichten. Damit einher gehen natürlich Steigerungen bei den Miet- und Immobilienpreisen, mit den oben beschriebenen Problemen der Gentrifizierung.

Ein Viertel im Wandel

Den Wandel deutlich gemacht habe auch der Diskussionsprozess um das Heliosgelände. Er sei froh, dass dort heute nicht das riesige Einkaufszentrum, sondern die inklusive Universitätsschule entstehe, so Wirges. Das es bei der Diskussion um das Heliosgelände eine Bürgerbeteiligung in dieser Form gegeben habe, sei auch ein Verdienst des Eigentümers Bauwens Adenauer gewesen. Schon einmal hätten die Ehrenfelder Bürger, ganz zu Beginn des Veedels eingegriffen und mit einer Art Volksabstimmung den Bau des ehemaligen Ehrenfelder Rathauses an der Venloerstraße erstritten. Wirges ist sich übrigens sicher, dass es noch vor der Sommerpause einen Ratsbeschluss zum Kauf des Grundstückes des ehemaligen Heliosgeländes durch die Stadt geben werde.

Wirges forderte für die Bezirkspolitik mehr Einfluss, Rechte und Geld. Auf der kommunalen Ebene gibt es laut Wirges drei Verfassungsorgane: Den Oberbürgermeister, den Rat der Stadt und die Bezirke. Die Rechte der Bezirke sollten mit finanziellen Mitteln unterfüttert werden.

Maubach, der die Ausstellung kuratiert und zusammengestellt hat, spricht von 2000 Jahren Ehrenfeld und begründet dies mit dem Fund einer römischen Villa in Ehrenfelder Boden. Für die Eingemeindung hat er eine eigene Interpretation. Köln habe sich Ehrenfeld aus steuerlichen Gründen einverleibt, denn viele Kölner Unternehmen sind nach Ehrenfeld gezogen und damit verlor die Stadt Köln ihre Einnahmen. Zu sehen in der Ausstellung ist auch die Statue der Justitia, die auf dem ehemaligen Rathaus der Stadt Ehrenfeld zu sehen gewesen ist. Daneben gibt es eine Tonscherbe der Römervilla und ganz viele historische Dokumente und Fotos zu sehen. Bei der Eingemeindung brachte Ehrenfeld neben den 19.000 Einwohnern, Schulen, 52 Fabriken, Kirchen, eine Post, einen Bahnhof und eine Feuerwehr mit. Die Sparkasse eröffnete am 1. April 1892 ihre erste Filiale, damals noch im Rathaus.

„125 Jahre – Ehrenfeld Stadtteil von Köln“
Ausstellung in der Sparkassen-Geschäftsstelle
bis 16. April 2013
zu den üblichen Öffnungszeiten

Autor: ag
Foto: Der Heliosturm im Gegenlicht – das Wahrzeichen von Ehrenfeld