Köln, Leverkusen | Vieles ist noch im Unklaren nach der Explosion im integrierten Entsorgungszentrum des Chempark. Nach einer Pressekonferenz des Chempark-Betreibers, des Oberbürgermeisters von Leverkusen und des Leiters der Leverkusener Feuerwehr Hermann Greven gibt es ein erstes Bild der Lage. Menschen in Leverkusen sollen noch im Haus bleiben. Was wir wissen und was nicht.

Das wissen wir

Stephan Hummel, der die Werkfeuerwehr des Chempark leitet, schildert den Alarm. Der Notruf bei der Werkfeuerwehr des Chempark ist um 9:40 Uhr eingegangen. Die Werkfeuerwehr sei sofort in Vollalarmstärke ausgerückt und schon auf der Anfahrt zum integrierten Entsorgungszentrum nach Bürrig sei die Berufsfeuerwehr Leverkusen alarmiert worden. In Abstimmung mit dieser sei die Bevölkerungswarnung erfolgt. Das Warnmeldesystem des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe warnte um 9:51:47 Uhr: „Explosion in Bürrig – Warnstufe: Extreme Gefahr“ und forderte die Bürger*innen auf Fenster und Türen zu schließen. Zugleich sei Sirenenalarm ausgelöst worden.

Der Oberbürgermeister von Leverkusen Uwe Richrath spricht von einer immensen Detonation, die bis ins bergische zu hören gewesen sei und von einem tragischen Tag für die Industriestadt Leverkusen.

Hier brannte es

Der Chempark betreibt in Leverkusen-Bürrig ein sogenanntes integriertes Entsorgungszentrum. Dies besteht aus der Deponie, der Kläranlage, die gemeinsam mit der Stadt Leverkusen betrieben wird und einer Sonderabfallverbrennungsanlage. Diese war bei dem Großschadensereignis betroffen. Dort befindet sich ein Tanklager in dem die Produktionsabfälle etwa organische Lösungsmittel in mehreren Tanks gesammelt werden. In diesen Tanks können rund 300 bis 400 Kubikmeter Produktionsabfälle gesammelt werden. Drei Tanks waren von dem Ereignis betroffen. In diesen Tanks habe der Füllstand, so der Leiter des Chemparks Lars Friedrich, rund 200 bis 300 Kubikmeter betragen.

Rund 50 bis 60 Mitarbeitende können sich auf dem Gelände des integrierten Entsorgungszentrums befunden haben. Eine genaue Zahl konnte Friedrich nicht nennen.

Mitarbeiter gestorben

Ein Mitarbeiter des Chemparks sei, so der aktuelle Stand, bei dem Ereignis ums Leben gekommen. 16 Mitarbeiter wurden verletzt. Zwei von ihnen schwer. Einer von ihnen liegt mit lebensgefährlichen Brandverletzungen in Köln-Merheim, einer Klinik der Maximalversorgung. Vier Mitarbeitende werden aktuell noch vermisst. Hier konzentrieren die Kräfte vor Ort ihren Einsatz, um diese Mitarbeitenden so schnell wie möglich zu finden.

Bei dem Brandereignis wurde eine Überlandleitung in Mitleidenschaft gezogen. Damit sei unklar gewesen, ob der Betrieb des Chempark nicht von einem Stromausfall betroffen sein könnte. Friedrich spricht von einem nicht gesicherten Betrieb. Daher wurden die Unternehmen des Chemparks aufgefordert ihre Produktionen zu drosseln. Da auch ein völliger Stromausfall nicht ausgeschlossen werden konnte, entschied sich der Betreiber des Chemparks, alle nicht vor Ort benötigten Mitarbeitenden nach Hause zu schicken. Dies sei eine Vorsorgemaßnahme gewesen und es habe keine Räumung des Chempark gegeben, stellt Friedrich fest.

Hier wissen wir noch wenig

Was genau gebrannt hat ist noch nicht eindeutig klar, auch wenn Friedrich von Lösungsmitteln, die auch chloriert waren, spricht. Was genau in der Rauchwolke für Stoffe waren ist aktuell unklar. Hier fänden Messungen der Feuerwehren und des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (Lanuv) statt. Eine genaue Analyse liegt nicht vor. Auch die Zusammensetzung der Stoffe, die sich an Boden oder in der Natur in Form von Rußniederschlag anhaften ist unklar. Die Stadt Leverkusen schließt daher Spielplätze. Aus diesem Grund sollen die Menschen in Leverkusen auch immer noch nicht wieder ihre Häuser verlassen. Wenn sie Obst und Gemüse aus ihren Gärten verzehren wollen, sollten sie dieses gründlich abwaschen.

Unklar ist zudem die Frage, was das Ereignis auslöste. Offen bleibt wie viel aus den Tanks verbrannte, wie viel auf in den Auffangssystemen ist. Der Leiter des Chemparks versichert aber, dass kein Löschwasser oder Substanzen das Geländes Entsorgungszentrums in Bürrig verlassen habe.

Die Stadt stufte die Warnung mittlerweile herunter und warnt aktuell 27.7., 15:27 Uhr: „Aktualisierung der Warninformation: Das Feuer ist unter Kontrolle – Nachlöscharbeiten werden durchgeführt. Nach wie vor Fenster und Türen geschlossen halten. Meiden Sie das betroffene Gebiet. Unternehmen Sie nur dringend notwendige Fahrten. Rußniederschlag bitte an die Bürgerhotline der Stadt melden: 0214-4063333“

Autor: red
Foto: Die Warnung wurde mittlerweile heruntergestuft. Screenshot aus der Warnmeldeseite des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.