Köln | Wer dieser Tage das neugestaltete Gerling-Quartier besucht, fühlt sich fast wie in einer anderen Welt. Dort wo einst der große Versicherungskonzern prachtvoll residierte, entsteht ein komplett neues und sehr elegantes Stadtviertel. Die drei großen Brunnen vor dem früheren Haupteingang sprudeln teilweise schon wieder und das neue helle Pflaster auf dem großen Platz ist Bereits verlegt. Gerade sind die ersten Bäume angekommen, die im Sommer Schatten spenden sollen.

Es soll ein Platz für alle Kölner werden – mit einem großen Restaurant-, Bar- und Café-Betrieb, der auch auf Außengastronomie setzt, sowie mehren Läden, die den einstig reinen Bürostandort beleben sollen. Eröffnet wird der Platz am 26. September mit einem großen Fest für alle Bürger. Anders als früher werden Autos verbannt, nur Fußgänger und Radfahrer dürfen passieren. Mit dem Platz entsteht eine neue Verbindung vom Viertel um St. Gereon zu den Ringen.

Am Dienstagmittag besuchte OB Jürgen Roters das neue Stadtquartier, das im ersten Bauabschnitt kurz vor der Vollendung steht. „Dort wo einst ein unzugängliche Behördenwüste war, gibt es nun neue Plätze und Zugänge. Etwas in der Größenordnung findet man in Europa selten.“ Das Haus Colonia als zentrales Gebäude des Quartiers wird zu einem exklusiven Wohngebäude umfunktioniert. Die denkmalgeschützte Fassade ist fertiggestellt, bis zum Jahresende sind alle Wohnungen bezugsfertig. Dort wo einst der Haupteingang war, bekommt der Concierge seinen neuen Platz.

Die Brunnen vor dem Haus werden mit Licht- und Wasserspielen ausgestattet. Zu den großen Herausforderungen gehörte das Gerling-Hochhaus, bei dem gerade das Gerüst abgebaut wird. Dort befindet sich mit dem 300 Quadratmeter großen Penthouse die edelste Wohnung im Quartier. Diese ist wie 100 der insgesamt 145 Eigentumswohnungen bereits verkauft. Der Quadratmeter kostet hier zwischen 4500 und 11000 Euro.

Direkt am Eingang zum Quartier am Hildeboldplatz befindet sich ein modernes Bürogebäude, wo seit März 2014 eine große Rechtsanwaltskanzlei ihren Sitz hat. Insgesamt sind beim ersten Bauabschnitt 25000 Quadratmeter Gewerbefläche entstanden. Zu den Mietern gehören unter anderem die Landesbank Baden-Württemberg, die Unternehmensberatung McKinsey und die HSBC-Bank. Der Bauherr, die österreichische Immofinanz Group, nutzt selbst den Gebäudeteil mit dem ehemaligen Chefbüro und dem Venezianischen Saal als repräsentative Zentrale.

Neu ist die Außenbeleuchtung des Geländes, die sich dem Gesamtdesign des Quartiers angepasst hat. Seit knapp einem Jahr hat im früheren Stadtarchiv gegenüber der Kirche St. Gereon das Luxushotel Qvest seinen Sitz. Unweit davon steht die ins Quartier integrierte Kapelle, die von Gerling früher als Bibliothek genutzt wurde. Sie soll künftig unter anderem Platz für Kunstausstellungen bieten.

Die Vorbereitungsarbeiten für den zweiten Bauabschnitt laufen bereits, die Hochbauarbeiten sollen Ende des Jahres beginnen. Der markante Rundbau verwandelt sich dann bis Ende 2017 in das 25hours Hotel mit 200 Zimmern. Im sogenannten Hufeisengebäude am Hildeboldplatz und in einem weiteren Neubau werden laut Immofinanz noch einmal etwas 90 Eigentumswohnungen entstehen.

Autor: Stephan Eppinger