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Ärzte befürchten Kollaps in etwa drei Wochen
Berlin | Führende Mediziner in Deutschland gehen davon aus, dass in wenigen Wochen keine regulären Intensivbetten für Covid-Patienten mehr verfügbar sind - trotz der neuen Maßnahmen.
Bernhard Zwißler, Direktor der Klinik für Anästhesiologie am Universitätsklinikum München und Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin, sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS), wenn die Zahl der Patienten mit schweren Verläufen weiter ansteige wie bisher, "dann sind alle aktuell als frei gemeldeten Betten belegt, schon in drei Wochen. Der Lockdown hat darauf kaum Einfluss, der wird erst in Wochen wirken."
Zwißler verwies in der FAS auf die Vorhersage von Epidemiologen, nach der sich die Zahl der Patienten alle zehn Tage verdopple. "Das heißt, in zehn Tagen haben wir 4.500 Patienten auf der Intensivstation, und in weiteren zehn Tagen haben wir 9.000." Gerade in den letzten Tagen war der tägliche prozentuale Zuwachs an Intensivpatienten allerdings leicht zurückgegangen.
Hält dieser Trend an, verlängert sich die Verdoppelungszeit erheblich. Eines sei jetzt schon klar, sagte Zwißler: "Die jetzige Krise wird unser Gesundheitssystem extrem fordern und an den Rand der Belastbarkeit führen." Der Lockdown sei aus medizinischer Sicht zu spät beschlossen worden.
Betrachte man die Situation in den Krankenhäusern und nicht den politischen und wirtschaftlichen Kontext, könne es sein, "dass wir im Nachhinein sagen: Verflixt nochmal, da haben wir einen Fehler gemacht, wir hätten früher schließen müssen." Onnen Mörer, Leiter der Intensivmedizin am Universitätsklinikum Göttingen, sagte der FAS: "Wir stellen uns auf einen raschen Anstieg der Fallzahl in unserer Region ein. Wir müssen im Moment damit rechnen, dass wir Ende nächster Woche in eine Phase kommen, in der die Krankenhäuser ihr normales Operationsprogramm nicht mehr machen können."
Zwißler und Andreas Jerrentrup, Chefarzt des Zentrums für Notfallmedizin am Universitätsklinikum Gießen und Marburg, fordern in FAS zudem, den Einsatz von Pflegern auf der Intensivstation flexibler handhaben zu dürfen. Bisher müssen Krankenhäuser dafür sorgen, dass eine bestimmte Zahl Pfleger auf eine bestimmte Zahl Patienten kommt. Die Vorgaben sind auf Intensivstationen besonders streng, weil die Patienten ständiger Pflege bedürfen. Verstoßen die Krankenhäuser dagegen, erleiden sie finanzielle Einbußen. Jerrentrup sagte, man könne den Krankenhäusern dieses Risiko nicht zumuten. "Insofern muss der Bund die Pflegepersonaluntergrenze noch einmal aussetzen." Aus dem Bundesgesundheitsministerium hieß es gegenüber der FAS, die Krankenhäuser seien schon jetzt flexibel. Sie könnten laut der jetzigen Verordnung weniger Pflegekräfte für mehr Patienten einsetzen, "bei starken Erhöhungen der Patientenzahlen, wie beispielsweise bei Epidemien". Rohde kritisierte das als unzureichend. Damit liege die Beweislast weiter bei den Krankenhäusern. Sie brauchten aber "eine ganz klare Unterstützung und Rechtssicherheit."
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